Schlechte Noten – was nun?

Entwicklung und Erziehung
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von Ulrike Lindner

Das Zwischenzeugnis zeigt sie schwarz auf weiß – die Noten. Was einige anspornt, im nächsten Halbjahr mehr Gas zu geben, ist für viele andere eine Katastrophe.

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Das Zwischenzeugnis zeigt sie schwarz auf weiß – die Noten. Was einige anspornt, im nächsten Halbjahr mehr Gas zu geben, ist für viele andere eine Katastrophe. Schlechte Noten führen so deutlich wie kaum etwas anderes vor Augen, dass die Leistungen den gestellten Ansprüchen nicht genügen. Kein Kind steckt das einfach so weg, auch wenn es vielleicht manchmal so scheint.

Dabei muss der Schreck am Zeugnistag nicht sein. Die Noten werden schließlich schon Wochen vorher mitgeteilt, so dass jede Schülerin und jeder Schüler genau weiß, was kommt. Auch Eltern haben grundsätzlich die Möglichkeit, sich jederzeit über den Leistungsstand zu informieren. Trotzdem – am Zeugnistag platzt manche Hoffnung, dass es sich eine Lehrerin oder ein Lehrer vielleicht doch anders überlegt haben könnte oder das, was man sich zuvor nicht recht eingestehen wollte, wird plötzlich Realität.

Bei schlechten Noten – Schimpfen verboten

Wenn die Noten tatsächlich schlecht oder sogar ungenügend sind, sollten sich Eltern zunächst auf die Gefühle der Kinder konzentrieren, bevor sie ihrem – vielleicht berechtigten – Ärger Luft machen. Statt Geschrei, Drohungen und Verboten („Kein Fernsehen mehr, Smartphone-Verbot“) brauchen Mädchen und Jungen nämlich erst einmal Trost und Verständnis. Schlechte Noten sind ein schwerer Schlag und kratzen am Selbstbewusstsein. Da ist es wichtig zu wissen, dass zumindest zuhause jemand ist, der Unterstützung anbietet.

Auch Vergleiche mit Geschwistern, Nachbarn, Freunden oder der eigenen Schullaufbahn sind jetzt nicht hilfreich, weil sie leicht als Vorwurf verstanden werden: „Warum schafft deine Schwester eine gute Note und du nicht?“ Auch wenn sich solche Gedanken vielleicht nicht ganz unterdrücken lassen – Ihrem Kind helfen Sie damit nicht weiter. Der Vergleich mit anderen wirkt leicht demotivierend. Kinder müssen wissen, dass ihre Eltern auf ihrer Seite stehen. Das hilft ihnen dabei, nach dem ersten Schreck Zuversicht und Motivation zu finden, dass es beim nächsten Versuch besser klappt.

Genau hinsehen bei schlechten Noten und die Ursachen erkennen

Schlechte Noten können schließlich ganz verschiedene Ursachen haben. Ob zu großer Lerndruck (oft durch die Eltern mit verursacht!), Verweigerungshaltung aus dem Gefühl heraus, es doch nicht schaffen zu können, oder Überforderung, weil vielleicht die falsche Schule besucht wird – die Gründe sind so unterschiedlich wie die Kinder und ihre Situationen. Auch Pubertät oder Probleme im sozialen oder familiären Bereich können dahinter stecken, wenn das Zeugnis schlechter ausfällt, als erhofft.

Verständnis zu zeigen bedeutet allerdings nicht, die schlechten Schulnoten einfach wegzulächeln. Sie sind aber der erste Schritt, der zu Motivation und Zuversicht, dass es bald wieder besser wird, führt. Eltern helfen ihren Kindern wenn sie:

  • ihnen zeigen, dass sie unabhängig von ihren Noten geliebt werden.
  • Anstrengungen und kleine Fortschritte anerkennen, auch wenn sie sich nicht unmittelbar in einer Note ausdrücken.
  • Kinder unterstützen, indem sie gemeinsam realistische Ziele und Strategien formulieren.
  • auf kleine, machbare Schritte setzen.
  • positiv denken – statt „Du hast 20 Fehler“ besser „Du hast fast alle Groß- und Kleinschreibungen richtig hingekriegt“.
  • Gefühle der Kinder ernst nehmen.
  • Locker bleiben – oft sieht die Situation im nächsten Schuljahr anders aus – vielleicht weil eine Lehrkraft wechselt, das Kind die Pubertät überwindet oder durch andere Faktoren.

Erste Hilfe Maßnahmen bei schlechten Noten

Ist bei schlechten Noten der erste Schock verdaut, geht es darum, konkret zu planen, was sich ändern sollte. Dabei hilft zunächst der Elternsprechtag, der in der Regel kurz nach den Zeugnissen stattfindet. Sprechen Sie mit den entsprechenden Fachlehrkräften und holen deren Rat ein, was bei schlechten Noten zu tun wäre. Diskutieren Sie, ob Nachhilfe eine Lösung sein könnte und welche anderen Vorschläge zu besseren Leistungen führen könnten.

Mit Ihrem Kind gemeinsam sollten Sie jetzt Ziele abstecken und Wege dahin festlegen. Aber Achtung – die Latte darf nicht zu hoch liegen. Aus einer Vier wird nicht gleich eine Zwei – aber eine Drei ist durchaus machbar.
Überlegen Sie auch, wo die Stärken Ihres Kindes liegen und fördern diese – auch wenn sie nichts mit der Schule zu tun haben. Nichts ist so wichtig für gute Leistungen, wie ein gesundes Selbstvertrauen und eine positive Einstellung. Unterstützen Sie Ihren Sprössling deshalb (auch) dabei, Hobbys und Freundschaften zu pflegen. Wenn Eltern ihre Kinder immer nur antreiben, besteht sonst die Gefahr, dass sich Eltern-Kind-Konflikte eher negativ auf die schulische Anstrengung auswirken.

Zuletzt: Noten sind wichtig. Noch wichtiger ist jedoch eine funktionierende Eltern-Kind-Beziehung. Und die baut auf viel mehr auf, als auf den schulischen Leistungen.

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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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