PubertÀt: Lernen trotz Baustelle im Kopf
PubertÀt: Lernen trotz Baustelle im Kopf
In der PubertĂ€t ist alles anders â Kinder, die zuvor liebevoll und anschmiegsam waren, werden schweigsam und kurz angebunden. Das Zu-Bett-Gehen verschiebt sich immer weiter nach hinten und morgens kommen die Jugendlichen nur schwer aus den Federn. Vor allem: MĂ€dchen und Jungen suchen sich in der PubertĂ€t neue Rollen und IdentitĂ€ten auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden â und lösen sich dabei zunehmend vom Elternhaus ab.
Der Ăbergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden ist eine Zeit des Umbruchs. Ausgelöst von Hormonen, verĂ€ndert sich der Körper und der Geist gleich mit. WĂ€hrend in der PubertĂ€t alte Nervenverbindungen absterben und sich neue bilden, herrscht im Kopf meist Chaos, fĂŒr Schule scheint jetzt kaum noch Platz zu sein. Hinzu kommt: Ausgelöst durch den verĂ€nderten Biorhythmus leiden in der PubertĂ€t viele unter DauermĂŒdigkeit und können sich besonders in den ersten Schulstunden nur schwer konzentrieren.
Einige Schulen reagieren auf diesen Zustand in der PubertĂ€t mit ungewöhnlichen MaĂnahmen: So bietet eine Hamburger Stadteilschule fĂŒr die JahrgĂ€nge acht bis zehn zu Schuljahresbeginn âHerausforderungenâ. Im Rahmen einer Auszeit vom Schulbetrieb können die Jugendlichen statt Unterricht jetzt die Alpen ĂŒberqueren, durch alle 16 BundeslĂ€nder radeln oder auf einem Bauernhof arbeiten. Erfahrungen, die im Rahmen solcher Projekte gemacht werden, wĂŒrden sich zwar nicht direkt auf die Schulische Leistungen auswirken, sagen PĂ€dagogen. Sie seien aber gut fĂŒr die Entwicklung, weil Jugendliche daran wachsen.
Was Eltern wÀhrend der PubertÀt tun können
Als Herausforderung erleben auch viele Eltern die PubertĂ€t ihrer Kinder. Dennoch sollten MĂŒtter und VĂ€ter die PubertĂ€t nicht allein als âNull-Bock-Phaseâ wahrnehmen, sondern auch als groĂe Chance. Nie wieder werden Kinder so offen sein fĂŒr Neues, nie ist das Gehirn so leistungsfĂ€hig wie jetzt. In Tests fĂŒr Intelligenz, GedĂ€chtnisleistung und WahrnehmungsfĂ€higkeit erreichen 14-JĂ€hrige jetzt Spitzenwerte. Die PubertĂ€t, sagen Erziehungswissenschaftler, kann also eine Zeit sein, in der sich neue Interessen bilden und in der Jugendliche sehr motiviert ihre Ziele verfolgen können. Wichtig sei die richtige Motivation. Dabei können Eltern unterstĂŒtzen, etwa indem sie:
- Das Selbstbewusstsein ihrer Kinder in der PubertĂ€t stĂ€rken und gezielt Begabungen und Interessen unterstĂŒtzen, die Erfolgserlebnisse möglich machen. Zum Beispiel durch einen Beitritt zum Sportverein oder Musikunterricht.
- Im GesprĂ€ch bleiben, ohne zu viel Druck auszuĂŒben. Dieser Erziehungsstil wird auch als âautoritative Erziehungâ bezeichnet. Man versteht darunter eine Mischung aus WertschĂ€tzung und Grenzen aufzeigen, die natĂŒrlich nicht erst in der PubertĂ€t einsetzen sollte.
- UnterstĂŒtzung liefern, damit sich Jugendliche neue Ziele suchen, die sie motivieren. Wie ein bestimmter Schulabschluss, eine bessere Note oder Kompetenzen in einem bestimmten Bereich.
- Ruhig bleiben, wenn Kinder sich mehr fĂŒr Gleichaltrige als fĂŒr den Matheunterricht interessieren. Meist ist das nur eine Phase, die bald wieder abflaut. Ist das VerhĂ€ltnis grundsĂ€tzlich gut, so zeigt die Erfahrung, vertrauen Jugendliche ihren Eltern ohnehin, wenn es um wirklich wichtige Themen wie Berufswahl oder Bildung geht.
- Die Abnabelung nicht so persönlich nehmen â auch wenn es schwer fĂ€llt. Wenn Eltern ihren Kindern und der eigenen Erziehung vertrauen, lassen sich schwierige Phasen besser durchstehen. FrĂŒher als gedacht kann die Zeit der PubertĂ€t dann schon vorbei sein â und aus den meckernden Teenies werden wieder freundliche, offene Menschen.
Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der KĂŒnste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.