Eltern machen Schule - der Trend zur Privatschule

Entwicklung und Erziehung
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Er ist in aller Munde, der Trend zur privaten Schule. Aber entspricht der oft zitierte Boom auch der Realität? Und was macht Privatschulen eigentlich so interessant für Eltern und Gesellschaft?
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Entwicklungen und Trends Ohne Zweifel wächst die Anzahl privater Bildungseinrichtungen in Deutschland seit einigen Jahren an. Momentan werden im Durchschnitt jede Woche zwei neue Privatschulen gegründet, viele davon Grundschulen.

Von einem Boom lässt sich trotz dieser Steigerung nur bedingt sprechen. Der Anteil der Privaten an den allgemeinbildenden Schulen liegt in Deutschland bei etwa 8 Prozent und damit immer noch weiter hinter vielen anderen europäischen Ländern.

In Österreich und Dänemark besuchen etwa 11 Prozent aller Schüler eine private Schule, in Frankreich 21 Prozent und in den Niederlanden sogar knapp 77 Prozent.

Der Wunsch nach Privatschulen Viele Eltern wünschen Privatschulen

Nach einer aktuellen Umfrage des Verbandes Deutscher Privatschulverbände würde allerdings fast jedes dritte befragte Elternteil (30 Prozent) für ihre Kinder den Besuch einer privaten Schule vorziehen. Aus Sicht staatlicher Schulen bedenklich ist, dass dieser Wert vor wenigen Jahren noch runde zehn Prozent niedriger lag. Nur 20 Prozent der Eltern wünschten sich damals die Privatschule.

Der Vergleich zeigt, dass viele Eltern dem staatlichen Schulsystem heute noch misstrauischer gegenüberstehen, als vor einigen Jahren. Ein Misstrauen, das von der Wissenschaft jedoch nicht unbedingt gestützt wird. So kam eine internationale Pisa-Vergleichsstudie bei 15jährigen Schülerinnen und Schülern zu dem Ergebnis, dass sich unter den Jugendlichen keine großen Leistungsunterschiede belegen lassen, egal, ob sie eine staatliche oder private Schule besuchten.

Ob eine Privatschule also tatsächlich besser für ein Kind ist, hängt vielmehr von der individuellen Situation, von den Bedürfnissen und Wünschen von Eltern und Kind ab. Privatschulen wird jedoch allgemein zugeschrieben, dass hier das einzelne Kind besser in seiner Persönlichkeit berücksichtigt und entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert werden könne.

Finanzierung Genährt von Schlagworten wie Bildungsmisere oder Pisa-Schock, wächst derweil das Unbehagen vieler Eltern an der deutschen Regelschule. Viele melden deshalb ihren Nachwuchs bei den Privaten an.

Dabei handelt es sich keineswegs immer um exklusive Bildungsinstitute mit horrendem Schulgeld. Ein großer Teil der deutschen Privatschulen ist konfessionell getragen, rund die Hälfte aller Privatschüler besuchte so im Schuljahr 2006/07 eine katholische Schule, die zweitgrößte Zahl machten die Schüler evangelischer Einrichtungen aus.

Gefolgt werden die kirchlichen Träger von Waldorf- und Montessori-Schulen, die beide schon seit Jahrzehnten Teil der Bildungslandschaft sind. Insbesondere die konfessionellen Schulen widersprechen dem verbreiteten Vorurteil, private Schulen müssten auch teuer sein. Viele der übrigen Neugründungen auf dem Schulmarkt stehen aufgrund hoher Schulgebühren allerdings tatsächlich nur Besserverdienenden offen.

Gründen kann laut Grundgesetz grundsätzlich jeder eine private Schule. Allerdings muss nach Artikel sieben des Gesetzes jede private Volksschule entweder konfessionell sein oder ein besonderes pädagogisches Konzept vorweisen. Darüber hinaus müssen sich auch die Privaten an den Lehr- und Erziehungszielen der öffentlichen Schulen orientieren und unterstehen der Aufsicht durch die Schulaufsichtsbehörden.

Wer besucht die Privatschule? In Deutschland strömen derzeit vor allem die Kinder aus bildungsnahen Haushalten an die Privatschulen. Eltern, die selbst gebildet sind, machen sich offenbar besonders viele Gedanken, wie und wo auch ihre Kinder gute Bildung erhalten können. Dass sie diese wichtige Leistung den staatlichen Schulen oft nicht mehr zutrauen, sollte Bildungspolitiker aller Parteien nachdenklich machen.

Vielleicht, so die Hoffnung vieler, kann der Trend zur Privatschule das staatliche Bildungssystem auch bereichern - indem es den Konkurrenzdruck erhöht und vor Augen führt, welche pädagogischen Ansätze und Ideen tatsächlich erfolgversprechend sind.

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