Privatschule als Alternative
Privatschule als Alternative
Der Schulbesuch ist in Deutschland kostenlos â eigentlich. Denn fast neun Prozent aller schulpflichtigen Kinder besuchten im Schuljahr 2015/16 statt einer staatlichen Schule ein kostenpflichtiges Privatinstitut. Angeboten werden Privatschulen unter anderem von den Kirchen, Vereinen oder sogar von Privatpersonen. Ihre Zahl ist dabei steigend und liegt derzeit bei mehr als 3.000 in Deutschland.
GrĂŒnden kann laut Grundgesetz grundsĂ€tzlich jeder eine private Schule. Allerdings muss nach Artikel sieben des Gesetzes jede private Volksschule entweder konfessionell sein oder ein besonderes pĂ€dagogisches Konzept vorweisen. DarĂŒber hinaus mĂŒssen sich auch die Privaten an den Lehr- und Erziehungszielen der öffentlichen Schulen orientieren und unterstehen der Aufsicht durch die Schulaufsichtsbehörden.
Warum Privatschule?
Die Argumente, die aus Sicht vieler Eltern fĂŒr die Privaten sprechen, sind vielfĂ€ltig. Einige wĂŒnschen sich ein alternatives pĂ€dagogisches Konzept fĂŒr die schulische Erziehung ihrer Kinder, andere erhoffen sich eine bessere Förderung, kleinere Klassen, bessere Ausstattung, engagiertere Lehrer oder eine bestimmten religiöse oder weltanschauliche Ausrichtung. Auch wenn Privatschulen sich wie die staatlichen Einrichtungen an staatliche Vorgaben halten mĂŒssen, in ihrer inhaltlichen AusprĂ€gung können sie teils stark von den ânormalenâ Schulen abweichen. Eltern sollten sich deshalb genau informieren, wo die Schwerpunkte liegen und welche Kosten zu erwarten sind.
Konfessionelle Schulen
Weitaus die meisten Privatschulen in Deutschland, insgesamt mehr als 2.000, werden von den beiden groĂen Kirchen getragen und widersprechen dem verbreiteten Vorurteil, private Schulen mĂŒssten auch teuer sein. Ihre Besonderheit: Der Religionsunterricht ist hier obligatorisch und meist auch die Konfessionszugehörigkeit. Besonders die katholischen Schulen bieten zudem hĂ€ufig Geschlechtertrennung in MĂ€dchen- oder Jungengymnasien an.
Alternative PĂ€dagogik
Weit verbreitet sind auch Waldorfschulen, insgesamt gibt es bundesweit etwa 230. Sie arbeiten nach den pĂ€dagogischen Gedanken von Rudolf Steiner. Das Konzept stellt die natĂŒrliche Entwicklung der Kinder ins Zentrum und versucht, Leistungsdruck nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch wird in Themenschwerpunkten gearbeitet, statt in starr unterteilten FĂ€chern und musisch-kreative Angebote stehen stĂ€rker im Fokus.
Auf eine alternative PĂ€dagogik setzen auch Montessorischulen, von denen es in Deutschland fast ebenso viele wie Waldorfschulen gibt. Maria Montessori (Leitbild âHilf mir, es selbst zu tunâ) entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts das pĂ€dagogische Konzept, nach dem Kinder in altersgemischten Gruppen lernen und von ihren Lehrern zum freien Arbeiten angeleitet werden.
ZusĂ€tzlich zu diesen beiden groĂen Richtungen finden sich vor allem in GroĂstĂ€dten weitere Alternativschulen. Oft grĂŒnden Lehrer oder Eltern diese Alternativen zum staatlichen Schulsystem, die im Bundesverband freier Alternativschulen zusammengeschlossen sind.
Internationale Schulen
Unter anderem Kinder von Diplomaten oder anderen Arbeitnehmern, die nur fĂŒr begrenzte Zeit in Deutschland bleiben, besuchen die internationalen Schulen. Auch fĂŒr deutsche Eltern stellen diese Einrichtungen eine interessante Alternative dar, nicht nur, wenn sie selbst einen lĂ€ngeren Auslandsaufenthalt planen. Ihr Pluspunkt ist neben der InternationalitĂ€t der SchĂŒlerschaft die Schulsprache, meist Englisch. Zum Teil wird komplett in der Fremdsprache unterrichtet, einige Schulen arbeiten auch bilingual und bieten bestimmte FĂ€cher in der Fremdsprache an (neben Englisch werden Spanisch, Französisch, Russisch oder Japanisch als Unterrichtssprachen angeboten). FĂŒr Eltern wichtig: Viele internationale Schulen werden als sogenannte âErgĂ€nzungsschulenâ nicht staatlich gefördert und können daher deutlich teurer sein, als andere Privatschulen.
Fazit
Wer besondere AnsprĂŒche an Schule hat, ist oft mit einer Privatschule besser bedient. Es ist jedoch wichtig, sich vorher genau zu informieren und die Kosten in Hinblick auf die gesamte Schullaufbahn und evtl. Geschwisterkinder zu kalkulieren.
Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der KĂŒnste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.