Nachhaltig unterwegs zu Hause und in der Schule

Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer
Alle sprechen von Nachhaltigkeit. Vielfach wissen sie allerdings gar nicht so genau, was es mit dem sperrigen Begriff auf sich hat. Deswegen kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Diskussionen über (vermeintlich) widersprüchliche Verhaltensweisen.
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Alle sprechen von Nachhaltigkeit. Vielfach wissen sie allerdings gar nicht so genau, was es mit dem sperrigen Begriff auf sich hat. Deswegen kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Diskussionen über (vermeintlich) widersprüchliche Verhaltensweisen. Das zeigt, dass es schon für Erwachsene nicht ganz einfach ist, einen wirklich nachhaltigen Lebensstil zu verinnerlichen. Doch wie kann man Kinder und Jugendliche für Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sensibilisieren? Die Erfahrung lehrt, dass man ein Bewusstsein für diese abstrakten Fragen am besten vermitteln kann, wenn man die Bedeutung anhand konkreter Alltagsfragen vermittelt. Ganz praktisch - indem man das Leben in der Schule und zu Hause gemeinsam nachhaltig gestaltet. So können Kinder und Jugendliche spielend lernen, selbst aktiv ihren Beitrag zu leisten.

Nachhaltig zu Hause

Wer seinen Kindern zu Hause das Thema Nachhaltigkeit nahebringen möchte, kann an vielen kleinen Stellschrauben drehen – bei der Vermeidung von Plastikmüll zum Beispiel oder bei der sinnvollen Verwertung von Lebensmitteln.

Regional, saisonal und wenig Fleisch

Insbesondere beim Thema Essen können Kinder viel über einen nachhaltigen Lebensstil lernen, wenn man sich gemeinsam intensiv mit den Lebensmitteln, deren Inhaltsstoffe, der Herkunft und der Zubereitung beschäftigt. Dabei muss gar nicht unbedingt immer Bio-Qualität auf den Tisch kommen. Man kann auch auf regionale Anbieter mit konventionellen Produkten setzen. So kann man Kindern zeigen, dass jeder kleine Schritt einen Unterschied macht. Bio hat jedoch durchaus einige Vorteile: Die Nahrungsmittelproduktion unterliegt strengen Regeln und entspricht damit weitgehend den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Es werden beispielsweise geringere Mengen an Antibiotika und Dünger eingesetzt. Das hat positive Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit.

Ob konventionell oder Bio – Gemüse und Obst sollte, wenn möglich, aus der Region kommen und dann verarbeitet werden, wenn es saisonal verfügbar ist. Weil es in der Jahreszeit, in der es natürlicherweise geerntet wird, reicher an gesunden Inhaltsstoffen ist. Außerdem sind die Transportwege kurz und bei der Produktion werden Emissionen, Wasser und Energie eingespart. Auch den Fleischkonsum sollte man zu Hause bewusst gestalten, indem man den Verzehr auf bestimmte Tage beschränkt.

Nachhaltig einkaufen, selber kochen

Ein Viertel der eingekauften Lebensmittel landen im Müll. Das ist eine gewaltige Verschwendung von Ressourcen und zudem ziemlich teuer: Eine vierköpfige Familie könnte 1.200 Euro im Jahr sparen, wenn sie nur einkauft, was tatsächlich verbraucht wird und die Lebensmittel so lagert, dass sie nicht zu schnell verderben. Nachhaltig Einkaufen bedeutet auch, Müll zu vermeiden. Zum Beispiel, indem man immer eine Einkaufstasche dabei hat und statt der Plastikverpackung die Alternative aus Papier verwendet. Noch mehr einsparen und dabei sogar um einiges nachhaltiger leben können Familien, indem sie auf Fertigprodukte weitgehend verzichten und ihr Essen selber zubereiten.

Schulweg nachhaltig gestalten

Viele Schüler werden von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht und abgeholt. Dafür hinter steht oft die Sorge, dass der Straßenverkehr zu gefährlich sei. Es hat jedoch fast nur Vorteile, Kinder und Jugendliche diese Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück legen zu lassen – auch im Sinne der Nachhaltigkeit: Durch das Abwägen verschiedener Aspekte des Themas wie Umweltverschmutzung, Ressourcenverbrauch und Kosten können sie eine bewusste Entscheidung treffen und lernen so einen klugen und selbstbestimmten Umgang mit Mobilität.

Zudem ist die tägliche Bewegung an der frischen Luft gesund, wirkt sich positiv auf die Entwicklung zur Selbständigkeit aus und fördert das Sozialverhalten. Unter dem Strich profitiert auch die Schule und deren Umfeld von einem nachhaltigen Schulweg: Je weniger Schüler gebracht und abgeholt werden, desto weniger Verkehr rund um die Schule. Das reduziert nicht nur die Emissionen, sondern auch die Risiken für jene Schüler, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad und Roller zur Schule kommen.

Nachhaltigkeit in der Schule

Frischhaltefolie und PET-Flaschen haben definitiv ausgedient. Heute gehören Brotdose und Trinkflasche zu den selbstverständlichen Begleitern in die Schule. Das vermeidet Müll und spart zudem Geld. Für die Schulkantine sollten ganz ähnliche Regeln gelten, wie für das Essen zu Hause.

Gelebte Nachhaltigkeit – Projekte und Ideen

Es gibt inzwischen jede Menge Ideen und Projekte, wie man Nachhaltigkeit an der Schule umsetzen und gemeinsam leben kann: Viele Schulen verfügen heute über einen eigenen Schulgarten. Der kann einfach nur aus ein paar Hochbeeten, Sträuchern und Bäumen bestehen. Wenn es die Möglichkeit gibt, kleine Biotope, Bienenwiesen mit Nistkästen und Insektenhotels, Teiche und Trockensteinmauern anzulegen – um so besser. Hier können Schüler täglich hautnah Natur beobachten und erleben.

Die Energie-Detektive aus der Umwelt AG

Bei Nachhaltigkeitsprojekten an der Schule spielen Umwelt AGs oft eine große Rolle. Sie beschäftigen sich mit vielfältigen Themen wie beispielsweise dem Müll: Da wird nur noch Mehrweggeschirr verwendet, Verpackungsmüll eingespart und darauf geachtet, dass Lebensmittel nicht verschwendet und weggeworfen, sondern restlos verwertet werden. Einige Schulen haben eine eigene Fahrradwerkstatt, manche eine Photovoltaikanlage, zum Beispiel auf dem Schuldach, und andere bieten sogar eine „Ausbildung“ zum Energie-Detektiv an.

Quellen und Links zum Thema Nachhaltigkeit

Nachhaltig essen: umweltfreundliche Ernährung mit Kindern

Warum nachhaltig unterwegs sein?

Nachhaltige Mobilität in der Schule, Beratungsleitfaden für allgemeinbildende Schulen

Mobilität: Verkehr(t)!

Feldmann unterwegs, Blog der bayerischen Landeskoordinatorin "Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule"

Mehr als Recycling: So integrieren Sie Nachhaltigkeit in den Schulalltag

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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