ErzÀhlkompetenz stÀrken
ErzÀhlkompetenz stÀrken
ErzĂ€hl doch mal. Wie warâs denn in der Schule? Kinder reagieren auf diese Frage manchmal unwirsch und wortkarg. Hört man âErzĂ€hl mir keine MĂ€rchenâ , geht es um LĂŒge oder Wahrheit. Wird eine ganze Geschichte erzĂ€hlt, hat sie einen Anfang, ein Ende, vielleicht eine spannende Handlung mit Protagonisten...
... Geschichten erzÀhlen von Helden, von Gut und Böse, davon, dass am Ende alles gut werden kann. In unserer digitalen Zeit erzÀhlen wir immer weniger frei. ErzÀhlkompetenz stÀrken ist deshalb eine wichtige Aufgabe.
ErzĂ€hlkompetenz stĂ€rken - Im ErzĂ€hlkreis frĂŒh beginnen
Um ErzÀhlkompetenzen von Kindern zu stÀrken, ist der ErzÀhlkreis ein gutes Mittel der Wahl.
Grundschulkinder mĂŒssen lesen und schreiben erst lernen. Das BedĂŒrfnis, sich mitzuteilen ist aber bei vielen Kindern groĂ. Das ist eine gute Voraussetzung, ihre ErzĂ€hlkompetenzen zu stĂ€rken. Im ErzĂ€hlkreis können Kinder ihre Sprache mĂŒndlich frei nutzen.
ErzĂ€hlkompetenz stĂ€rken im ErzĂ€hlkreis heiĂt
- Die mĂŒndliche Sprachkompetenz fördern
- Vertrauen und Gemeinschaft fördern
- Ăber sich sprechen fördern.
Rituale sowie GesprĂ€chsregeln helfen dabei ErzĂ€hlkompetenz zu stĂ€rken und diese zu erwerben. Wie lange darf einer/eine erzĂ€hlen und wann? Was kann es bedeuten, wenn jemand sagt âErzĂ€hl das nicht weiter.â
In ErzĂ€hlkreisen geht es nicht primĂ€r um professionelle ErzĂ€hlkompetenz. Wichtig ist, dass alle Kinder erzĂ€hlen können und dĂŒrfen. Kinder aus Familien, die nicht jedes Wochenende einen Ausflug mit den Eltern machen, könnten zu diesem Thema nicht gut erzĂ€hlen. Eine sinnvolle Vorgabe kann es sein, dass Kinder sich Geschichten ausdenken dĂŒrfen, um so eine ganzheitliche ErzĂ€hlkompetenzstĂ€rkung zu gewĂ€hrleisten.
Manche Eltern empfinden regelmĂ€Ăige ErzĂ€hlkreise als problematisch. Sie befĂŒrchten, dass Kinder dort âausgehorchtâ werden. Es ist Aufgabe von Lehrer/-innen sowie Eltern sensibel darauf zu achten, Kinder nicht zu belasten. Nur so kann ihre ErzĂ€hlkompetenz gestĂ€rkt werden.
ErzĂ€hlkompetenz stĂ€rken â ErzĂ€hlkunst und ErzĂ€hltheater
MÀrchen, Bibelgeschichten, Heldengeschichten, Horrorgeschichten oder Abenteuergeschichten können ganz einfach und undramatisch erzÀhlt werden. Aber auch etwas aufwÀndiger, um gleichzeitig die ErzÀhlkompetenzen zu stÀrken.
Eine eher kĂŒnstlerische Art zu erzĂ€hlen ist das sog. ErzĂ€hltheater oder Kamishibai, eine ErzĂ€hlkunst, die in Japan ihren Ursprung hat.
Worum geht es? Entlang schön gestalteter Bildkarten erzĂ€hlt der/die GeschichtenerzĂ€hler/-in eine Geschichte. Das geschieht auf einer TheaterbĂŒhne oder irgendwo, wo gerade Platz ist.
Die Bildkarten helfen eine besondere Stimmung zu erzeugen. Der ErzĂ€hlende kann sich beim ErzĂ€hlen an den Bildkarten orientieren. Bei dieser Form des ErzĂ€hlens werden Handlung und Stimmung einer Geschichte darĂŒber hinaus durch ein Spiel mit Stimme, Mimik sowie Gestik und Bewegung des/der ErzĂ€hlers/-ErzĂ€hlerin unterstĂŒtzt. Zuhörerinnen und Zuhörer werden eingeladen mitzumachen. Diese Form des ErzĂ€hlens ist generationenĂŒbergreifend beliebt. Manchmal werden Zuhörer/-innen zu ErzĂ€hlern/-innen und umgekehrt. ErzĂ€hlkompetenz auf diese Weise zu stĂ€rken heiĂt u.a.
- Reihenfolge der Bildkarten fĂŒr die ErzĂ€hlung festzulegen,
- zu ĂŒben wie Mimik, Gestik, kleine Handlungen und die Stimme eingebaut werden können,
- nicht zuletzt nachzudenken, wie Kinder, die zuhören, einbezogen werden können.
Die Bildkarten sind fĂŒr bekannte MĂ€rchen oder Bibelgeschichten im Handel erhĂ€ltlich. Sie können auch selbst erstellt werden.
ErzÀhlkompetenz stÀrken mithilfe von Kamishibai-Bildkarten kann in Schulungen gelernt werden. Mehr zu erfahren ist auf der Website www.mein-kamishibai.de
ErzĂ€hlkompetenz stĂ€rken - Zeitzeugen und Betroffene erzeugen Aufmerksamkeit und MitgefĂŒhl
ErzÀhlkompetenz stÀrken macht uns unabhÀngiger von Technik.
Kinder von heute sind die UrgroĂeltern der Zukunft. Können sie kompetent erzĂ€hlen, können sie es ĂŒberall und immer tun, denn die Geschichten ihres Lebens haben sie immer dabei.
Alte Menschen können also von der Vergangenheit (z.B. dem Mauerfall, Krieg) erzĂ€hlen. Erkenntnisse frĂŒherer Zeiten, altes Wissen sowie Werte können so bewahrt, wiederbelebt und weitergegeben werden. Persönliche Geschichten sollten dabei Anlass fĂŒr weitere sachliche Auseinandersetzung sein.
Manchmal haben SchĂŒlerinnen und SchĂŒler mit Problemen zu kĂ€mpfen. Es hilft davon zu erzĂ€hlen. Sich eigene Geschichten von der Seele zu reden, kann VerstĂ€ndnis erzeugen oder andere vorwarnen. Wie hat es sich angefĂŒhlt, neu in eine Klasse zu kommen? Wie war es als Mama an Krebs erkrankte? Was hat geholfen? ErzĂ€hlt z.B. ein geflĂŒchteter Jugendlicher seine Fluchtgeschichte, schauen wir in sein Gesicht. Wir lassen uns von seinen Worten, Gesten sowie Mimik beeindrucken und âberĂŒhrenâ. Menschen, die gut von Angesicht zu Angesicht erzĂ€hlen können und möchten, helfen die Welt mit den Augen Betroffener sehen zu können. Das kann Vorurteile abbauen.
Fazit: ErzĂ€hlkompetenz stĂ€rken â Zeit schafft Rahmenbedingungen
Die besten Geschichten schreibt unser Leben selbst. Sich Zeit nehmen, die Geschichten unseres eigenen Lebens wahrzunehmen, hilft unsere ErzÀhlkompetenz zu stÀrken und zu nutzen.
Kinder erzĂ€hlen, wenn ihnen danach ist, nicht, wenn Erwachsene ausnahmsweise Zeit haben. Gemeinsame Zeit schafft auch fĂŒr Erwachsene Gelegenheit, ihre Geschichten zu erzĂ€hlen. So können Familiengeschichten und -identitĂ€t tradiert und erzeugt werden. Die StĂ€rkung der ErzĂ€hlkompetenz geschieht automatisch in Familien, die gern und viel erzĂ€hlen.
Um wiederum kĂŒnstlerisch im ErzĂ€hltheater zu erzĂ€hlen, nutzen wir Mimik, Gestik, eine verĂ€nderte Stimme, angedeutete Handlungen oder Bildkarten besonders intensiv. Das ist die hohe Schule der ErzĂ€hlkompetenzstĂ€rkung.
ErzĂ€hlen Kinder etwas Trauriges, sind Erwachsene immer aufgefordert sensible zu klĂ€ren, ob sie helfen mĂŒssen. Etwas ErzĂ€hlen ist das Gegenteil von etwas Verschweigen und Nicht-Vorkommen. Entsprechend tragen die Zuhörer/-innen der erzĂ€hlten Geschichten Mitverantwortung.
Linktipp zum Thema âErzĂ€hlkompetenz stĂ€rkenâ:
www.mein-kamishibai.deBeispiel-Video: Die Autorin Susanne Brandt des Don Bosco Verlages prÀsentiert die Arbeit mit Kamishibai-Karten
Hildegard Dierks arbeitet seit vielen Jahren als Online-Autorin und Online-Redakteurin fĂŒr verschiedene Zielgruppen, z.B. Eltern. Zu ihren Themenschwerpunkten zĂ€hlen alle Themen rund um Grundschule, Fremdsprachenlernen, Musikerziehung, computergestĂŒtztes Lernen aber auch schulpolitische Themen.