Hilfe im Dschungel der Apps

Entwicklung und Erziehung
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von Jörg Sauer
Untrennbar gehören die Apps zu unserem modernen Leben. Ganz selbstverständlich wachsen die Kinder mit ihnen auf. In ihrem unkomplizierten Umgang mit diesen und in und in der immer größeren Flut an solchen Anwendungen können die Schwierigkeiten liegen. In Sachen Auswahl und Nutzung möchte der nachfolgende Beitrag einige Anregungen geben.
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Untrennbar gehören die Apps zu unserem modernen Leben. Ganz selbstverständlich wachsen die Kinder mit ihnen auf. In ihrem unkomplizierten Umgang mit diesen und in und in der immer größeren Flut an solchen Anwendungen können die Schwierigkeiten liegen. In Sachen Auswahl und Nutzung möchte der nachfolgende Beitrag einige Anregungen geben.

Der Begriff

der „App“ geht auf das englische Wort „application“ zurück. Im weitesten Sinne bedeutet es so viel, wie Anwendung, Verwendung oder Gebrauch. In der heutigen Nutzung versteht man darunter eine Anwendungssoftware für mobile Geräte: „… beziehungsweise für mobile Betriebssysteme“. (1) In unserem Sprachgebrauch wird die installierte Software auf Smartphones und Tablets mit einer App gleich gesetzt. Die mobilen Anwendungen werden zum einen nach plattformunabhängigen und nach nativen Apps klassifiziert. Die zuletzt genannten sind nur auf einer Plattform funktionsfähig.

Geschichte

Wie alles auf der Welt, so hat auch die App eine – wenn auch recht kurze – Geschichte zu erzählen. Diese beginnt im Jahre 2002, als die kanadische Firma RIM die erste App herstellte. Diese Anwendungen waren auf den mobilen Geräten fest installiert, wie zum Beispiel Kalender, Uhren oder kleine Spiele. Diese waren nicht löschbar. Mit der Erfindung der Programmiersprache „Java“ war es auch möglich, dass Anwendungen systemunabhängig geladen werden konnten. 2007 brachte Apple das I-Phone auf den Markt und revolutionierte diesen grundlegend. Die weltweite Nutzung von Smartphones entwickelte sich dynamisch und nimmt noch weiter zu. Das betrifft auch die Nutzung der Apps. „Täglich 1,5 Stunden verbringt ein Deutscher im Schnitt mit seinen herunter geladenen Apps.“ (2)

Plus und Minus bei der individuellen privaten Nutzung

Die Apps sind in der Regel leicht handhabbar und recht einfach zu bekommen. Sie müssen nicht über die Eingabe einer URL in die Liste eines Internet Browsers eingeschrieben werden. Sie lassen sich stattdessen bequem über ein Icon auf dem Desktop öffnen. Viele Apps sind im Offline Modus nutzbar. Das vorherige Laden des Inhaltes ist dafür die Voraussetzung. Zahlreiche Apps sind sehr gut strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Der Benutzer kann sie somit leicht bedienen. Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Dieses Sprichwort trifft auch bei der Nutzung der Apps zu. Es beginnt oftmals schon bei der Qual der Wahl. Es ist nicht immer so leicht, die für meine Bedürfnisse, Anliegen oder Wünsche passende App zu „finden“. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass manche Hersteller kostenfreie, Lite Versionen anbieten. Diese bieten nur begrenzte Möglichkeiten. Das Ziel ist es dabei dass die Vollversionen kostenpflichtig erworben werden.

Beachten Sie, dass zahlreiche Apps auf sensible Daten des Smartphones, wie zum Beispiel Ihrer Fotos, Videos oder Kontakte ... zugreifen. Sie sind oft berechtigt, gezielte Funktionen ausführen zu können. Dazu gehören u. a. GPS oder die Kamera ...

Eltern tragen im Erziehungsprozess die oberste Verantwortung für die Entwicklung ihrer Kinder. Das bezieht alle Seiten des Lebens mit ein, auch die der Ausprägung von Kompetenzen in der digitalen Welt. Ideal wäre es auch hier, wenn während der Schulzeit ein vertrauensvolles Miteinander mit den Lehrerinnen und Lehrern besteht.

Um Sie bei den umfangreichen Aufgaben nicht allein zu lassen, sind nachfolgend einige

Anregungen im Umgang mit Apps

zusammen gestellt.

Versuchen Sie, bereits im Voraus etwas auszuschließen. Zeigen Sie sich selbst offen, mutig und experimentierfreudig. Das sollte im Idealfall auf Sie insgesamt zutreffen. Da Kinder, sehr vom Vorbild lernen, sind Ihre Einstellungen und Handlungen von großer Wichtigkeit.

Es ist stets von Vorteil, sich gegenüber Neuem offen zu zeigen. Es kann das Motto gelten: „Probieren wir es aus. Wagen wir es einfach. Dann merken wir, ob es uns nützt.“

Das Verhältnis der Medien untereinander sollte unbedingt auch in der zeitlichen Nutzung stimmen. Gewisse Regeln, die auch die Benutzung des Smartphones im Allgemeinen mit einschließen, sollten nach Absprachen eingehalten werden.

Die Reihenfolge der nachfolgenden Aspekte bildet keine Wertigkeit.

Kinder mit ihren Smartphones nicht allein lassen

Anfangs ist es schon hilfreich, wenn Kinder und Eltern die ersten Apps gemeinsam erforschen.
Sie haben somit die Möglichkeit, Ihr Kind bei der Benutzung der Apps zu beobachten.
  • Welche Reaktionen zeigt mein Kind auf das Geschehen?
  • Fühlt es sich angesprochen?
  • Ist es begeistert, zeigt es Ängste?
  • Fühlt sich Ihr Kind von den unterschiedlichen Funktionen gefordert oder überfordert?
Versuchen Sie Ihr Kind auch nach dem Benutzen der App genau zu beobachten. Zeigt es andere (auffälligere) Reaktionen als sonst üblich?

Oft wird die Frage gestellt, ab wann ist mein Kind reif für die Nutzung von Apps? Die Antwort kann entsprechend dem Entwicklungsstand von Kind zu Kind völlig unterschiedlich sein. Problematisch finde ich es, wenn die Kinder noch im Kinderwagen sitzend das Smartphone der Eltern betätigen.

Geräte sichern

Die Hersteller der Geräte bieten dafür entsprechende Einstellungen, die Sie nutzen können. Zahlreiche detaillierte Hinweise und Anleitungen finden Sie auf den unten genannten Web-Seiten.

Der Umgang mit meinen eigenen Daten will gelernt sein.

Das betrifft u.a. die Herausgabe direkt abgefragter Angaben, das Laden von Bildern oder die Vergabe von Passwörtern. Vergessen Sie nicht, dass zahlreiche Daten „indirekt“ erfasst werden. Auch hierzu finden Sie in den nachfolgenden Web – Seiten zahlreiche helfende Ratschläge.

Altersangaben prüfen

Manchmal trügt der Schein..., dieser Spruch trifft auch hier zu. Nicht immer sind auch schön anzusehende Apps für Kinder eines bestimmten Alters geeignet.

Vorsicht bei Käufen von Apps

Das Erwerben empfiehlt sich aus den oben genannten Gründen nur gemeinsam mit den Eltern oder ggf. den Großeltern. Des weiterhin sollte auf werbefreie Inhalte geachtet werden.

Persönliches Feedback erstellen

Es ist durchaus lohnenswert, wenn Sie sich eine kleine Liste anlegen, auf welcher die Eignung einer App aus Ihrer und der Ihres Kindes vermerkt wird. Ggf. können Bemerkungen zur Einschätzung festgehalten werden. Das erfordert ein bisschen Zeit, kann aber zu einem besseren Überblick führen. Die Einteilung der Übersicht kann nach sinnvoll, weniger sinnvoll, Bemerkungen erfolgen.

Bleiben Sie stets im Gespräch

mit Ihrem Kind. Beratschlagen Sie gemeinsam über die Anschaffung von neuen Apps. Fragen Sie konkret nach:
  • „Wozu brauchst du genau diese App?“
  • „Verrate mir, was dir gerade an dieser gefällt.“
Wenn möglich ist, dann können Sie sich eine „Lite“ Version zeigen und erläutern lassen. erläutern lassen. Gehen Sie so vor, erhalten Sie Einblicke in den Inhalt, den Aufbau, die Struktur und die optische Gestaltung der Apps. Oftmals sind ganz besondere Apps „in“, weil Freude genau diese haben. Die Dynamik der Gruppe hat ihre besondere Wirkung.

Apps sind kein Mittel der Erziehung

Sie sind weder ein Mittel der Belohnung noch der Bestrafung. Damit provoziert man häufig unehrliches Verhalten.

Vereinbaren Sie eine Smartphone bzw. Apps freie Zeit. Diese kann durchaus zeitlich flexibel sein und/oder an bestimmte Ereignisse gekoppelt sein.

Wichtig ist einen Ausgleich, wie zum Beispiel durch künstlerische und/oder sportliche Tätigkeiten zu schaffen.
  • Lassen Sie Ihr Kind innerhalb bestimmter abgesprochener Regeln ab und an toben. Es sollte sich schmutzig machen dürfen. Ihr Kind braucht diesen Freiraum. Sicherlich nutzt es diesen gern. Noch mehr Freude macht es, die Erlebnisse mit Freunden zu genießen.
  • Probieren Sie Dinge gemeinsam; Rad fahren, Roller fahren, Wandern, Schwimmen, Wintersport, Tanzen, kindgemäße Lehrpfade nutzen, …
  • Besteht bei Ihrem Kind Interesse an einer bestimmten Sportart, lassen Sie es diese ausprobieren. Wenn diese dann gemeinsam mit anderen Kindern betrieben wird, ist es umso wertvoller.
  • Die aktive Teilnahme an der Jugendfeuerwehr ist für zahlreiche Mädchen und Jungen ein tolles Hobby. Gleichzeitig erleben sie, wie man Verantwortung für andere übernehmen kann.
Noch ein abschließendes Wort zur nächtlichen Ablage des Smartphones. Es empfiehlt sich, dieses nicht in den Schlafraum abzulegen. Zum einen kann es zu gesundheitlichen Problemen führen und zum anderen animiert es schnell, es wieder und wieder zu benutzen. Eine weitere, oft unterschätzte Gefahr, ist es, während der Benutzung im Bett einzuschlafen. Liegt das Gerät ungünstig, kann es sich erhitzen und im schlimmsten Falle zum Brand kommen. Eine geeignete Stelle wäre zum Beispiel ein Regal oder Tisch in der Küche.

Fazit

In der heutigen Zeit haben quasi 100 Prozent der Kinder ein mobiles Endgerät. Dem zu Folge verwenden sie sehr häufig Apps. Das Nutzen von diesen sollte nicht den Tag, Ihr Leben oder das Ihres Kindes dominieren. Die sinnvolle Integration in das Zusammenspiel aller Tätigkeiten, gemäß dem Zusammenhang von Kopf, Herz und Hand. Diesen begründete der schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827)

Hilfreiche und weiterführende Web – Seiten

https://www.elternguide.online/phase/lebensphase-grundschulalter/?detail=true

https://www.internet-abc.de/eltern/familie-medien/die-wichtigsten-fragen/kinder-und-datenschutz/

https://www.handysektor.de/top10-apps/

https://www.meine-forscherwelt.de/intro/start.html

https://www.scroller.de/1235_Start.htm

https://www.seitenstark.de

https://www.schau-hin.info/smartphone-tablet/

www.klicksafe.de/

www.blinde-kuh.de/sicherheit/

Quellen

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Mobile_App

(2) https://de.yeeply.com/blog/app-nutzung-deutschland/
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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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