Endlich pünktlich: Tipps gegen die Zuspätkommerei

Entwicklung und Erziehung
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von Ulrike Lindner
Jeden Morgen dasselbe Drama: Leon, 12 Jahre, ist noch im Bad und stylt sich die Haare, während seine Mutter nervös im Flur auf und ab tigert und an die Tür klopft. Fünf Minuten bevor der Bus zwei Straßen weiter abfährt, schlurft er aus der Haustür. Gerade noch früh genug, um den Bus im Laufschritt zu erreichen.
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Jeden Morgen dasselbe Drama: Leon, 12 Jahre, ist noch im Bad und stylt sich die Haare, während seine Mutter nervös im Flur auf und ab tigert und an die Tür klopft. Fünf Minuten bevor der Bus zwei Straßen weiter abfährt, schlurft er aus der Haustür. Gerade noch früh genug, um den Bus im Laufschritt zu erreichen.

Was Leons Mutter allmorgendlich zur Weißglut treibt, kennen viele Eltern. Nicht immer geht es so glimpflich aus, wie an diesem Morgen, als der Schüler gerade noch die Kurve kriegt, um pünktlich zur 1. Stunde in der Schule zu sein. Trödeln bis zur letzten Minute, Bus verpassen, Verschlafen - es gibt viele Gründe für die Zuspätkommerei.

Und die ist anstrengend. Für Eltern wie Leons Mutter, die es für ihre Aufgabe halten, die Trödler anzutreiben. Für Freunde und andere Betroffene, die auf sie warten oder gestört werden, wenn die Verspäteten eine halbe Stunde nach dem Klingeln in den Unterricht platzen. Aber auch für die Zuspätkommer selbst, die sich nicht selten über das elterliche Drängen aufregen und gleichzeitig gestresst sind, weil alles auf die letzte Minute passiert.

Pünktlich sein ist eine Frage der Motivation

So viel vorweg: Zuspätkommen hat nur am Rand mit Zeit zu tun. Schließlich werden Kinder wie Leon ja früh genug geweckt oder könnten sich selbst einen Wecker stellen, um rechtzeitig das Bett zu verlassen. Chronische Unpünktlichkeit hat vielmehr damit zu tun, wieviel Wert wir einem Termin oder einer Verpflichtung zubilligen. Wer die Erfahrung macht, dass Zuspätkommen keine Folgen außer ein paar mahnenden Worten von Eltern oder Lehrern hat, entwickelt wenig Motivation, das Styling am Morgen beim nächsten Mal schneller zu erledigen oder früher damit zu beginnen.

Regel 1: Konsequent sein

Der wichtigste Rat für Eltern, die ihrem Nachwuchs die Vorteile von mehr Pünktlichkeit beibringen wollen, lautet daher Konsequenz. Das bedeutet, Kinder, die ihren Bus verpassen, nicht in letzter Minute mit dem Auto zu fahren (außer es liegt eine Klassenarbeit in der ersten Stunde) oder eine Entschuldigung zu fabrizieren, wenn Tochter oder Sohn zu spät gekommen sind. Nur so lernen sie selbst für die Folgen ihres Verhaltens einzustehen.

Regel 2: Klare Vereinbarungen treffen

Mal so, mal so reagieren untergräbt jede Erziehungsmaßnahme. Wenn sich ein laxer Umgang mit dem Thema Pünktlichkeit einbürgert, sollten Eltern sofort reagieren und Regeln aufstellen bzw. Konsequenzen festlegen, an die sich alle Familienmitglieder halten. Auch auf das ewige Erinnern und Ermahnen sollten Sie verzichten. Solange Eltern ihre Kinder kontrollieren und ihnen damit die Verantwortung fürs eigene Handeln abnehmen, besteht für diese schließlich kaum ein Grund, sich selbst zu organisieren. Wie es besser sein kann, besprechen Sie am besten zusammen mit den Kindern - die sind oft viel klarer und strenger, als ihre Erziehungsberechtigten. Hinzu kommt: Gemeinsame Pläne und Maßnahmen schweißen zusammen statt zu trennen.

Regel 3: Zeitfresser entlarven

Gerade für jüngere Kinder wie Leon kann es hilfreich sein, mit Papa und Mama einmal zu identifizieren, was genau hinter der Zuspätkommerei steckt. Manche Kinder lassen sich leicht ablenken und müssen „nur noch schnell“ die App checken, der Freundin texten oder die Haare föhnen. Andere schieben Unangenehmes wie das Lernen für den Mathe-Test oder das lästige Referat lieber bis auf die letzte Minute auf - um dann festzustellen, dass die Zeit für eine gute Vorbereitung einfach zu knapp geworden ist. Oder wer abends nicht ins Bett findet, kommt morgens nur schwer in die Gänge. Wenn ein solches Muster klar ist, fällt es leichter, beim nächsten Mal dagegen anzugehen oder Strategien zu entwickeln, Zeitdruck zu vermeiden. Zum Beispiel indem die Schultasche am Abend zuvor gepackt oder das Outfit für den nächsten Morgen vor dem Zubettgehen ausgesucht wird.

Regel 4: Realistisch sein

Checken Sie mit Ihrem Kind den Ablauf, der zum Zuspätkommen führt, egal worum es dabei konkret geht, und überprüfen gemeinsam, ob der Zeitplan realistisch ist. Manchmal verändern sich Abläufe - ein Zwölfjähriger braucht länger im Bad als ein Achtjähriger, der Bus hat einen neuen Rhythmus oder der Lernbedarf ist höher und damit zeitaufwändiger geworden. Ein gemeinsam aufgestellter, realistischer Zeitplan kann da Wunder helfen, vor allem, wenn er von vornherein einen Zeitpuffer für die Unwägbarkeiten enthält.

Regel 5: Ziele besprechen

Motivation funktioniert nur dann, wenn klar ist, wofür wir unser Verhalten ändern. Überlegen Sie gemeinsam, was erreicht wird, wenn Ihr Kind in Zukunft pünktlich ist.

Regel 6: Konsequenzen einführen

Wer gegen gemeinsam besprochene Regeln verstößt, muss mit den Konsequenzen leben. Überlegen Sie gemeinsam, was passiert, wenn sich ein Familienmitglied nicht an den Pünktlichkeitsplan hält. Strafpunkte, reduzierte Online-Zeit, Garten- oder Küchendienst können notorischen Zuspätkommern helfen, sich an die Regeln zu halten - allerdings nur, wenn sie auch konsequent umgesetzt werden.
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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