Lesefreude entwickeln – aber wie ?

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von Jörg Sauer
Der Büchermarkt boomt, unzählige Neuerscheinungen werden auf den großen Buchmessen vorgestellt. Das gute alte Buch lebt trotz aller neuen Medien und Kommunikationssysteme. Trotzdem ist die Lesekompetenz bei unseren Kindern gesunken. Hier heißt es gegensteuern.
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Der Büchermarkt boomt, unzählige Neuerscheinungen werden auf den großen Buchmessen vorgestellt. Das gute alte Buch lebt trotz aller neuen Medien und Kommunikationssysteme. Trotzdem ist die Lesekompetenz bei unseren Kindern gesunken. Hier heißt es gegensteuern. Die alte Kulturtechnik des Lesens muss bewusst gefördert werden. Dazu will der nachfolgende Beitrag einige Anregungen geben.

Begrifflichkeiten

„Lesen“ stammt vom lateinischen Wort „legere“ ab. Dieses bedeutet so viel, wie: „…auflesen, sammeln, auslesen…“(1) In einer Vielzahl zusammengesetzter Wörter mit „lesen“ erkennt man die grundsätzliche Bedeutung. Das sind zum Beispiel: erlesen, belesen, auslesen oder auflesen. Auch der Begriff der Weinernte, die Weinlese, geht auf die ursächliche Bedeutung zurück, denn nur die besten Trauben werden ausgewählt. Beim Lesen im engeren Sinne, nimmt der Lesende schriftliche niedergelegte Gedanken in einer bestimmten Sprache auf und versteht diese.

Lesen ist neben dem Schreiben und Rechnen die wichtigste Kulturtechnik. Sie ist die entscheidende Voraussetzung für die Kommunikation zwischen den Menschen. Nur mit dem Beherrschen dieser Technik ist man in der Lage, sich im Leben zu orientieren bzw. daran teilzunehmen. Der lesende Mensch ist in einem aktiven Prozess damit beschäftigt, die Informationen mit den Augen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu entschlüsseln. Er deutet den Text in seiner Welt. Im Idealfall ist der Mensch dabei völlig entspannt oder hoch konzentriert. Deshalb spricht man davon, „… das Lesen … ein konstruktiver und interpretativer Kommunikationsprozess „ (2) ist. Auch in unserer heutigen Zeit ist das Lesen und Verstehen des Gelesenen von elementarer Bedeutung. Nur so können die zahlreichen Medien zielgenau ausgewählt und die Teilnahme am Informationsaustausch ermöglicht werden.

Vorbildfunktion

Spricht man von einem Vorbild, so ist meist eine Person gemeint. Sie ist das Ideal. An dieser bzw. ihrem Verhalten orientiert sich der meist jüngere Mensch. Das Aussehen, die Kleidung sowie hauptsächlich das Verhalten versucht er zu kopieren. „Soziologen und Psychologen beschäftigen sich eher mit Rollenmodellen im unmittelbaren sozialen Umfeld …, deren Verhalten unbewusst nachgeahmt wird…“ (3) Für die persönliche Entwicklung der Heranwachsenden kann dies eine wichtige Bedeutung haben. Somit beeinflussen insbesondere Eltern zum Beispiel durch regelmäßiges Lesen indirekt und schier nebenbei ihre Kinder. Selbst ein Bücherschrank oder Regal, der emsig benutzt wird, verfehlt seine Wirkung nicht. Die Kinder kennen es nicht anders, denn das Buch gehört selbstverständlich zum Leben dazu.

Zeitiger Beginn

Die alte Weisheit: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ trifft auch auf das Lesen zu. Das sollte schon so zeitig wie möglich beginnen, also in den ersten Lebensmonaten des Kindes. Zu diesem Zeitpunkt eignen sich am besten Bilderbücher verschiedener Materialien. Aus einer Vielzahl von Büchern gilt es zu wählen. Vorschläge dazu finden Sie auf der Webseite der Stiftung Lesen. Am besten ist es aber meiner Meinung nach, dass Sie einfach Ihr Bauchgefühl entscheiden lassen. Sie können nichts falsch machen. Nur ein Fehler ist möglich, überhaupt nicht anfangen zu lesen. Ob beim gemütlichen Zusammensitzen, beim Kuscheln oder beim Betrachten der Bilder wird ein Grundstein für die Leseentwicklung Ihres Kindes gelegt. Gleichzeitig hat es eine Bedeutung für die Sprachentwicklung.

Weitere Anregungen gibt es in dem Beitrag von rp-online.de. Den Link finden Sie in den unten angegeben Tipps.

Tipps

Schaffung von Vorleseritualen
- so zeitig wie möglich beginnen (Start mit Bilderbüchern)
- regelmäßig und möglichst zur gleichen Zeit
- eine entspannte Atmosphäre ohne zeitliche Hetze schaffen
- „Gute Nacht Geschichte“ oder „Sonntagsgeschichte“ o, ä.
- einen bequemen Kuschelplatz nutzen
- Für alle gilt: Beim Vorlesen ist „Handy freie Zeit“.

Altersgemäße Bücher wählen
- evtl. in Buchhandlungen oder Bibliotheken beraten lassen
-Nutzung von speziellen Angeboten für Kinder der Bibliotheken
- Kinder zum selbst Ausleihen anleiten, oftmals geben Schulen Hilfen bzw. führen Besuche von Büchereien durch
- In manchen Orten gibt es auch einen mobilen Bücherbus.

Inhaltliches Erschließen von Büchern
- Fragen Sie zunächst Ihr Kind, was ihm besonders gefiel oder wer war deine Lieblingsfigur? Meines Erachtens ist es auch wichtig, von den positiven Eindrücken auszugehen.
- Später können die Handlungsweisen der Figuren hinterfragt und gewertet werden.
- Besonders schöne Passagen können nacherzählt werden.

Bücher mit Freunden tauschen oder Bücher empfehlen
Hier ist es wichtig, dass Regeln im Umgang mit Büchern eingehalten werden. Das könnten sein:
  • Bücher mit einem Schutzumschlag versehen,
  • nicht hinein malen oder schreiben,
  • Lesezeichen benutzen, keine Ecken zur Markierung umknicken
  • Bücher nicht verkehrt herum drehen,
  • beim Ablegen einen sauberen Platz wählen,
  • Rückgabetermin ausmachen und einhalten
Büchervorstellung in der Schule
- das Lieblingsbuch den Kindern der Klasse vorstellen

Aktionen, wie den Vorlesetag nutzen

Kinder in die Vorbereitung von Ausflügen o. ä. einbeziehen
  • Reiseroute wählen
  • Nicht nur passiv vom Navigationssystem leiten lassen, sondern im Vorfeld die „gute alte“ Landkarte nutzen
  • Informationen über das Ziel sammeln
  • Hitliste der Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Schönheiten zusammenstellen
  • Kinder bei entsprechendem Alter während der Fahrt lotsen lassen, Wegweiser o. ä. dabei lesen
  • Fahrpläne lesen, sinnvolle Verbindungen mit Bus/Bahn zusammenstellen (wenn das örtlich möglich ist)

Linktipps

http://www.zeit.de/2017/47/lesen-kulturtechnik-buecher-kommunikation-technologie
https://www.stiftunglesen.de/
http://www.t-online.de/leben/familie/erziehung/id_20130870/kinder-lernen-am-vorbild-der-eltern.html
http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/schwangerschaft/studie-zum-vorlesen-je-frueher-desto-besser-aid-1.7165608
http://www.the-english-academy.de/der-weg-zu-einer-englisch-lesekultur/

Quellen
(1)http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/Lesen
(2) ebd.
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Vorbild
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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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