Was ist ein Schülerstudium?

Wissen und Bildung
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von Hildegard Dierks
Schülerinnen und Schüler gehen zur Schule. Studentinnen und Studenten besuchen für ein Studium eine Universität, Hochschule oder Fachhochschule. So ist der Regelfall. Gibt es auch für Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Universität zu besuchen oder Studieninhalte kennenzulernen? In welcher Form können Schüler/-innen in Kontakt kommen mit einem Studium oder gar studieren? Universitäten und Hochschulen haben spezielle Angebote für Schülerinnen und Schüler. Sie sind offene Häuser, die sich um zukünftige Studentinnen und Studenten bemühen.
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Schülerinnen und Schüler gehen zur Schule. Studentinnen und Studenten besuchen für ein Studium eine Universität, Hochschule oder Fachhochschule. So ist der Regelfall. Gibt es auch für Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Universität zu besuchen oder Studieninhalte kennenzulernen? In welcher Form können Schüler/-innen in Kontakt kommen mit einem Studium oder gar studieren? Universitäten und Hochschulen haben spezielle Angebote für Schülerinnen und Schüler. Sie sind offene Häuser, die sich um zukünftige Studentinnen und Studenten bemühen.

Schülerstudium - Angebot der TU Berlin

In einer Presseerklärung vom März 2017 stellt die TU Berlin ihr Angebot „Studieren ab 16“ für Schülerinnen und Schüler vor.

Ab Klasse 10 können leistungsstarke Schülerinnen und Schüler an über 100 Lehrveranstaltungen beispielsweise aus den Bereichen Mathematik, Physik, Chemie, Verkehrswesen und weiteren Fachrichtungen teilnehmen. Schülerinnen und Schüler können sich anmelden und sog. Modulprüfungen ablegen. Auf diese Weise können sie punktuell ein Studium kennenlernen und austesten, unter Bedingungen, die einem wirklichen Studium ziemlich ähnlich sind.

Bei der Anmeldung benötigen die Schülerinnen und Schüler eine Einverständniserklärung der Eltern und der Schule. Das Schülerstudium der TU Berlin ist gebührenfrei. Schülerinnen und Schüler bekommen darüber hinaus bei diesem Angebot einen Fahrtkostenzuschuss.

Etwa 1600 Schülerinnen und Schüler haben – laut Presseerklärung – dieses Angebot bisher genutzt. Die Universität wiederholt es jährlich.

Beispiel: Tage der offenen Tür an der Uni Heidelberg

Tage der offenen Tür sind eine Art „Schnuppertage“ für Schülerinnen und Schüler, an denen sie die Atmosphäre eines Studiums erleben können. Mit welchen Themen beschäftigt man sich im Studium? Was hat ein Studiengang Interessantes zu bieten.

Nicht nur die Universität Heidelberg öffnet ihr Haus für solche Schnuppertage sondern fast alle Universitäten ermöglichen dieses. Meistens wird davon in der örtlichen Presse berichtet.

Oft präsentieren die Fakultäten an diesen Tagen Mitmachangebote und Kurzvorträge zu ihren Forschungen. Labore und Bibliotheken können besichtigt werden.

Der Vorteil ist, dass Eltern und Schülerinnen und Schüler in der Regel gemeinsam diese Veranstaltungen besuchen können. So kann sich ein Anlass ergeben, über ein zukünftiges Studium ins Gespräch zu kommen. Solche Tage können auch den Forschergeist in Kindern wecken, den Lerneifer von Schülerinnen und Schülern in der Schule erhöhen.

Das Mathematikon an der Universität Heidelberg hat an einem Tag der offenen Tür humanoide Roboter, Industrieroboter und unbemannte Luftfahrzeuge vorgeführt. Es wurde die Frage öffentlich diskutiert, wie ein 3-D Drucker programmiert wird und die Möglichkeit geboten, dass Besucher am Computer selbst etwas entwerfen.

Tage der offenen Tür geben eine Idee von einem Studium für Schülerinnen und Schüler, ihren Eltern und Geschwistern. Für viele Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, ihre spätere Berufsentscheidung einvernehmlich mit ihren Eltern zu treffen.

Teutolab an der Universität Bielefeld

Eines der ersten Studienangebote für Schülerinnen und Schüler hat die Universität Bielefeld mit ihrem Teutolab gemacht. Es wurde schon vor mehr als 20 Jahren initiiert und immer weiter entwickelt.

Schülerinnen und Schüler aller Schularten und Schulstufen können nach Anmeldung mit ihren LehrerInnen kommen und an speziellen Veranstaltungen in naturwissenschaftlichen Fächern teilnehmen.

Die Experimente, die die Kinder kennenlernen, sind didaktisch aufbereitet und werden von Lehramtsstudierenden betreut. Die Kinder lernen dabei sowohl naturwissenschaftliche Phänomene kennen aber insbesondere auch hier die Atmosphäre in der Universität.

Wichtig war und ist den Machern dieses Angebotes darüber hinaus, dass Lehrerinnen und Lehrer
  • viele Anregungen für den naturwissenschaftlichen Unterricht in der Schule bekommen,
  • Forschung und Wissenschaft interessant wird,
  • Interesse für ein späteres Studium, vor allem in den sog. MINT-Fächern, wecken.
Die Grenzen zwischen Schulunterricht und Studium sind keine starren Gegensätze. Über die geschulten Lehrkräfte kommen didaktisch aufbereitete Studieninhalte in die Schulen. Schülerinnen und Schüler werden bei diesem Angebot für den Studienstoff dort abgeholt, wo sie sind. Im kleinen Rahmen kann eine Art Schülerstudium dann in der Schule statt. Kinder lernen auch Präsentationsverfahren von Forschungsergebnissen kennen, z.B. den Vortrag oder das Erstellen von Postern.

Kommentar: - Ein Schülerstudium bleibt die Ausnahme

Universitäten und Hochschulen sind heute keine Elfenbeintürme mehr sondern Einrichtungen, die sich über Besucher und an Forschung und Wissenschaft Interessierte freuen. Das gilt insbesondere für Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern. Einige Schülerinnen und Schüler werden später ein Studium aufnehmen.

Nur ein sehr kleiner Prozentsatz von Schülerinnen und Schülern, insbesondere für die Altersgruppe ab 16 Jahren, wird jedoch die Möglichkeit wahrnehmen wollen und können bereits speziell dafür vorgesehene Studienelemente zusätzlich zum regulären Schulunterricht zu absolvieren. Eine gute Beratung, der Besuch einer Informationsveranstaltung vor Beginn eines Schülerstudiums ist wichtig.

Die, die ein Schülerstudium aufnehmen, können mit den einzelnen Kursen, Seminaren oder Vorlesungen einen Studiengang und Studienbedingungen relativ gut kennenlernen, universitäres Flair erleben, Hilfen bekommen für eine Studienentscheidung. Manchmal können Prüfungen absolviert werden, die später für ein reguläres Studium angerechnet werden.

Wer diesen Wunsch hat, sollte sich an der nächsten Universität über Möglichkeiten in seinem Interessengebiet informieren oder in der Schule fragen. Wer dort kein Angebot bekommt oder Informationen erhält, kann ein Schülerstudium an der Fernuniversität Hagen wahrnehmen. Hochbegabte Schülerinnen und Schüler finden ebenfalls Anknüpfungspunkte für ein Schülerstudium an der Fernuniversität Hagen nicht nur in den naturwissenschaftlichen Fächern.

Der schulische Unterricht steht im Zeichen von Wissenschaftsorientierung und Wissenschaftspropädeutik, ist kein Studium selbst aber eine Teilnahme an dem Wettbewerb „Jugend forscht“ ist schon lange für Schüler möglich. Auch im Rahmen dieses Wettbewerbs können Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit Forschung kommen. Es ist eine andere Variante des Studiums.

Nicht jeder will und kann jedoch ein kleiner Einstein sein oder werden. Die meisten sind ganz normale Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit. Für alle ist es sicher interessant einmal zu erleben, um welche Themen es in Forschung und Wissenschaft gehen kann. Dafür gibt es Schnuppertage oder Campustage an den Universitäten. Doch Vorsicht, möglicherweise erzeugen sie einen falschen Eindruck von einem Studium, da sie oft mit Showeffekten arbeiten. Echte wissenschaftliche Arbeit hat wenig mit Show zu tun sondern mit Fleiß und Ideenreichtum.

Buchtipp:

Webb, James T. Hochbegabte Kinder: Das große Handbuch für Eltern Hogrefe 2. Auflage 2017

Linktipps:

Infos zum Schülerstudium an der Fernuniversität Hagen
www.fernuni-hagen.de

Teutolab – Naturwissenschaftlich geprägtes Angebot der Universität Bielefeld für Schülerinnen und Schüler aller Schularten und Jahrgangsstufen
www.uni-bielefeld.de/teutolab/

Schülerstudium (inklusive Angebot der Geisteswissenschaften und Sprachwissenschaft) an der Universität Bielefeld: Beispiel
www.uni-bielefeld.de
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Über den Autor/die Autorin

Hildegard Dierks arbeitet seit vielen Jahren als Online-Autorin und Online-Redakteurin für verschiedene Zielgruppen, z.B. Eltern. Zu ihren Themenschwerpunkten zählen alle Themen rund um Grundschule, Fremdsprachenlernen, Musikerziehung, computergestütztes Lernen aber auch schulpolitische Themen.

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