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Von BĂ€umen lernen – Trend WaldpĂ€dagogik

2 Kinder stehen an einem Baum
Entwicklung und Erziehung
© coldwaterman - Fotolia.com
von Ulrike Lindner

Das geheime Leben der BĂ€ume, beschrieben von einem Förster, wurde im letzten Jahr zum Bestseller. Die Faszination fĂŒr die ungeahnten FĂ€higkeiten von BĂ€umen und anderen Waldpflanzen, miteinander zu kommunizieren, war nur ein Indiz fĂŒr einen Trend, der zunehmend Schule macht: Der Wald ist angesagt, heute mehr denn je.

Lesedauer:
2 min

Dabei ist WaldpĂ€dagogik nicht neu. Etwa seit Mitte der 80er Jahre bieten Förster, aber auch Kommunen, VerbĂ€nde, Vereine und andere Waldfreunde FĂŒhrungen durch die Natur an. Inzwischen hat sich das Angebot betrĂ€chtlich erweitert: Waldjugendspiele, Walderlebnistage, Waldmobile, WaldkindergĂ€rten, Jugendwaldheime und SchulwĂ€lder sind nur einige Stichworte aus dem breiten Angebot.

Erste Erfahrungen sammeln in der Waldschule

So genannte Waldschulen, die in fast allen BundeslĂ€ndern angeboten werden, bieten vor allem Stadtkindern die Möglichkeit, erste positive Beziehungen zum Wald zu entwickeln. Das fĂ€ngt mit dem Erleben an. Der Wald schult die Sinne – Sehen, Hören, FĂŒhlen, Riechen, Tasten nehmen ganz neue Bedeutungen an, wenn sie im Wald trainiert werden. Aber auch viel Konkretes lĂ€sst sich an einem Waldtag erfahren: Über Tiere und Pflanzen, ĂŒber Staaten und Gesellschaften, ĂŒber Familien, Geschichte und Traditionen, ĂŒber KreislĂ€ufe und Klima erzĂ€hlen die WaldpĂ€dagogen.

Das Besondere an Waldschulen ist, dass es sich nicht um Schulen im Wald handelt. Hier gibt es keinen Leistungsvergleich und keinen Lehrplan, kein Pausenklingeln und kein Klassenzimmer unter Eichen und Buchen. Waldschulen sind vielmehr Lebensschulen fĂŒr Kinder und Jugendliche. Hier geht es darum, eine ErgĂ€nzung zum Lernen im Klassenzimmer zu bieten. Die Waldschule verbindet Natur-Erlebnis mit behutsamer Wissensvermittlung, lĂ€sst SpielrĂ€ume fĂŒr kreatives Gestalten offen und legt damit den Grundstein fĂŒr positive umweltbezogene und soziale VerhaltensĂ€nderungen. Das kommt an. So nehmen in Berlin am „grĂŒnen Lernort Wald“ jĂ€hrlich rund 30.000 Kinder und Erwachsene an den verschiedenen Waldschulveranstaltungen teil.

Jugendwaldeinsatz und Jugendwaldheim

Noch intensivere Begegnung mit dem GrĂŒn ermöglicht der Jugendwaldeinsatz, bei dem ganze Schulklassen gemeinsam den Wald erleben. Ermöglicht wird er zum Beispiel in den NiedersĂ€chsischen Landesforsten, wo jĂ€hrlich etwa 6.000 SchĂŒlerinnen und SchĂŒler am Waldeinsatz teilnehmen. Ein bis zwei Wochen lang leben und arbeiten Jugendliche dann im Wald. Die so genannten JugendwaldeinsĂ€tze finden von MĂ€rz bis November statt, ab 7. Klasse ist die Teilnahme möglich. Je nach Alter und LeistungsfĂ€higkeit wird beim Waldeinsatz richtig gearbeitet: Pflanzung, Bau oder Reparatur von ZĂ€unen, Hochsitzbau, Nisthilfen und vieles mehr steht auf dem „Lehrplan“. Untergebracht sind die Teilnehmer in Jugendwaldheimen, umweltpĂ€dagogischen Einrichtungen fĂŒr SchĂŒlerinnen und SchĂŒler aller Alters- und Bildungsstufen.

Waldkindergarten

Eine der jĂŒngsten Initiativen der WaldpĂ€dagogik stellen WaldkindergĂ€rten dar. Seit 1993 der erste Waldkindergarten in Flensburg eröffnete, breitete sich das Konzept rasend schnell aus. Heute gibt es mehr als 700 Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Oft bieten regulĂ€re Einrichtungen eine Waldgruppe an, andernorts tragen Vereine oder Elterninitiativen den Waldkindergarten. Das Programm unterscheidet sich kaum vom „normalen“ Kindergarten. Hier wie dort basteln, spielen, singen oder lernen die Kleinen. Nur dass sie das im Waldkindergarten ĂŒberwiegend im Freien tun, auch bei Regen, Wind und Schnee. Betreut von Erzieherinnen finden die Kinder in der Natur das beste Spielzeug und den Raum fĂŒr viele Abenteuer. Ganz nebenbei erfahren sie RĂŒcksicht auf die Natur und werden mit Pflanzen, Tieren, Erde und Wasser vertraut.

Links und Informationen

Plattform fĂŒr verschiedene Akteure der WaldpĂ€dagogik: https://in-den-wald.de/

Jugendwaldheime/WaldpÀdagogikzentren in den BundeslÀndern:

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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der KĂŒnste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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