Schulaufnahmeüberprüfung - eine Herausforderung für alle Beteiligten

Entwicklung und Erziehung
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von Jörg Sauer
Spätestens mit dem Erhalt der Einladung zur Schulanmeldung wird allen Beteiligten bewusst, dass für das eigene Kind ein völlig anderer Lebensabschnitt beginnt. Dazu muss es noch die Überprüfung hinsichtlich der Schulfähigkeit absolvieren. Neben einer ärztlichen Untersuchung testen erfahrene Lehrerinnen und Lehrer das Kind mit unterschiedlichen pädagogischen Aufgaben. Der nachfolgende Beitrag gibt Anregungen für den Umgang mit diesem brisanten Thema.
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Spätestens mit dem Erhalt der Einladung zur Schulanmeldung wird allen Beteiligten bewusst, dass für das eigene Kind ein völlig anderer Lebensabschnitt beginnt. Dazu muss es noch die Überprüfung hinsichtlich der Schulfähigkeit absolvieren. Neben einer ärztlichen Untersuchung testen erfahrene Lehrerinnen und Lehrer das Kind mit unterschiedlichen pädagogischen Aufgaben.

Grundlagen


Die in Deutschland herrschende Schulpflicht wird in den jeweiligen Landesgesetzen geregelt. Dieses umfasst auch die Schulanmeldung. So regeln das beispielsweise im Freistaat Sachsen der § 26a des Schulgesetzes (SchulG) und der § 4 der Schulgesundheitspflegeverordnung (Durchführung der Schuluntersuchung). In der Regel werden alle Kinder und deren Sorgeberechtigten zur Anmeldung in die zuständige Schule des zuständigen Schulbezirkes eingeladen. Gleichzeitig erfolgt eine Veröffentlichung der Termine in Amtsblättern, Aushängen o. ä. Das betrifft:
  • „…alle Kinder, die bis zum 30. Juni des beginnenden Schuljahres das 6. Lebensjahr vollendet haben
  • vom Schulbesuch zurückgestellte Kinder
  • Kinder, die auf Wunsch der Eltern vorzeitig eingeschult werden sollen
  • Kinder, die in Förder- oder Privatschulen eingeschult werden sollen…“. (1)
Die Geburtsurkunde sollte zur Anmeldung mitgebracht werden. Ziele der Schulaufnahmeüberprüfung
Dieses erste Kennenlernen dient dazu, festzustellen, ob das jeweilige Kind fähig ist, den Schulalltag mit seinen vielfältigen Anforderungen körperlich und geistig zu absolvieren. Weiterhin können bereits erste Maßnahmen für eine gezielte Förderung eingeleitet werden. Es findet sowohl eine ärztliche als auch eine pädagogische Überprüfung statt.

Beitrag des Elternhauses


Die Kinder betreten zur Einschulungsüberprüfung in den meisten Fällen das große Schulhaus zum ersten Mal. Das Gebäude an sich wirkt schon in besonderer Weise auf die künftigen Erstklässler. Dazu kommt noch die Aufregung seitens Kind und Eltern. Auf dieses Erlebnis und auf noch viel mehr sollten die Eltern ihre Kinder vorbereiten. Auch wenn sie den Kindergarten besuchen, wird die Basis der Erziehung zu Hause gelegt. Zu den wichtigsten Dingen gehören u. a.:
  • mit dem Kind Sprechen (regelmäßiges Vorlesen oder das Erzählen von „Gute Nacht Geschichten“; Reime oder Rätsel; Gesprächsregeln einhalten, z. B. andere ausreden lassen und nicht ins Wort fallen, das Kind sollte warten, bis es angesprochen wird, Fragen stellen, Antworten geben können; Erlebnisse, wie zum Beispiel der Besuch im Zoo, im Kino oder Die Pilzwanderung im Wald besprechen und „auswerten“)
  • Orientierungsübungen (in der Ebene durch Zeichenübungen; Labyrinth; Üben von oben, unten, rechts, links oder rechts oben,…; im Raum durch Weg erklären lassen; vorn, hinten, oben, unten, davor, daneben, rechts, links, links hinten,…)
  • Regeln des Benehmens einhalten (grüßen; bitte und danke sagen; Zuhören können; andere ausreden lassen; die eigenen Dinge und die von anderen achten; gemeinsam am Tisch beim Essen sitzen, Essen mit Besteck; Tisch decken und wieder abräumen; andere Kinder und Erwachsene achten)
  • Vorstellungskraft entwickeln (den Kindern nicht nur vorgefertigte Aufgaben oder Spiele geben, sondern sie einfach mit den Dingen der Natur spielen lassen, z.B. eine Hütte aus Holzresten bauen oder gemeinsam einen Staudamm in einem Bach anlegen; eine Schatzkiste basteln; Eintrittskarten o. ä. von besonderen Ereignissen aufbewahren und diese an eine Pinnwand heften oder damit ein Plakat gestallten)
  • Konzentration üben beispielsweise beim Malen oder Ausmalen; beim Basteln und dem damit verbundenen Umgang mit unterschiedlichen „Hilfsmitteln“ (Schere, Leim, Bastelpapier,…). Dabei ist es ratsam, die Zeitdauer systematisch zu steigern. Den Kindern muss dies nachvollziehbar sein. Der Einsatz von einer Eieruhr oder eines Kurzzeitweckers sind sehr nützlich.
  • ausreichende Bewegung durch täglicher Aufenthalt im Freien wobei die Kinder auch selbst draußen spielen, am besten mit anderen zusammen. Sie sollten sich auch schmutzig machen dürfen, Wechselkleidung vermeidet hier Ärger
  • Selbständigkeit entwickeln (beim An- oder Umziehen; auf seine eigenen Sachen achten; Hände wasche, wenn nötig bzw. nach der Toilette; beim Lehrenden ab- und anmelden –Kinder müssen sich beaufsichtigt fühlen-; Beherrschen der Adresse und des Geburtstages)
  • Auch ist es ratsam den Kindern immer wieder bewusst zu machen, dass sie nicht mit Fremden mitgehen oder ins Auto steigen dürfen. Vorab sollten die Eltern den Kindern Lösungen für dieses Problem aufzeigen, wie zu Beispiel wegrennen, andere Erwachsene oder große Kinder ansprechen, um Hilfe rufen – „Feuer“.
Die Kinder lernen besonders in diesem Alter für das Lob von ihren Angehörigen bzw. den Lehrenden. Es fördert das positive Verhalten. Neben all den Hinweisen sollte Spielen und eigener Freiraum der Kinder nicht zu kurz kommen. Eine Checkliste zur Einschätzung des Entwicklungsstandes der Kinder finden Sie hier:
» Checkliste

Möglicher Ablauf


Die Schulaufnahmeüberprüfung findet in der Regel in der Schule statt. Die Eltern erhalten dazu eine Einladung von dieser. Der Impfausweis, das gelbe Vorsorgeheft, falls vorhanden der Brillenpass, der Schwerbeschädigtenausweis und ggf. Befunde sollten mitgebracht werden. Die ärztliche und die pädagogisch- psychologische Untersuchung stellen die Schulfähigkeit des jeweiligen Kindes fest. Für diesen Begriff gibt es keine allgemein gültige Definition. „Zu den Anforderungen, die mit „Schulfähigkeit“ im Allgemeinen verknüpft werden, gehören kognitive Leistungen, soziale Kompetenzen so wie die Kompetenzen der Arbeitshaltung und Motivation, aber auch die körperliche Verfassung ist wichtig.“ (2)

Ärztliche Untersuchung

Ein Elternteil ist dabei mit anwesend. Es werden Hör- und Sehtests durchgeführt sowie Größe und Gewicht erfasst. Sollten sich Probleme heraus stellen, so erhalten die Eltern entsprechende Ratschläge und/oder es werden Überweisungen für weitere Untersuchungen oder Therapien mitgegeben. In Ausnahmefällen kann die Untersuchung auch im Gesundheitsamt oder beim Hausarzt durchgeführt werden. Die entsprechenden Untersuchungsergebnisse müssen dann in der Schule vorgelegt werden.

Pädagogisch- psychologische Untersuchung

Diese kann in einer Gruppe oder einzeln erfolgen. Entscheidend für die Wahl sind die Anzahl der Kinder, das Vorhandensein ausreichend erfahrener Lehrender für diese Zeit und die Ausrichtung der Schule. Bei der Gruppenuntersuchung hält ein Lehrender eine Unterrichtsstunde mit allen relevanten Aspekten. Drei bis maximal vier Kinder werden während dieser Zeit von jeweils einem weiteren Lehrenden beobachtet. Dabei gemachte Notizen sind für eine spätere Auswertung ebenso unerlässlich wie die Arbeitsergebnisse der Kinder. Diese Materialien verbleiben in der Schule. Während dieser Stunde können auch die Kindergärtnerinnen anwesend sein. Sie erhalten hier wichtige Rückschlüsse über die geleistete und zukünftige Arbeit. Unterrichtet werden die folgenden Aspekte:
  • simultanes Erfassen (reale Objekte (z. B. Bauklötzer oder Murmeln), Würfelbilder oder Mengenkarten benutzen; Mindestens drei Dinge sollten auf einen Blick erfasst werden.
  • Beziehungen zwischen Mengen/Wahrnehmung (mehr, gleich, weniger; Nutzung der gleichen Materialien wie oben)
  • Wahrnehmungsübungen (Fehlerbilder; Erkennen, was gleich und was nicht gleich ist)
  • Gedächtnisleistungen, z.B. durch das anhören ein kleines Gedicht an, welche anschließend nachgesprochen wird. Alternativ kann auch ein Teil eines Märchens dazu gewählt werden.
  • Fantasie: Anschließend zur vorigen Aufgabe werden die Kinder aufgefordert, das Märchen weiter zu erzählen.
  • Sprache: Die Kinder erhalten Karten einer Bildfolge, die durcheinander sind. Sie müssen diese ordnen und die Geschichte erzählen.
  • Zeichenübungen durch das Malen eines Bildes nach genauen Vorgaben seitens des Lehrenden (z. B. ein Haus, ein Baum, eine Blume) und das weiter zeichnen ein vorhandenes Muster.
  • Farbenkenntnis (Arbeit mit farbigen Bausteinen, Stäbchen)
Bei jeder Aufgabenstellung gibt es allgemeine Beobachtungsschwerpunkte zu beachten. Das wären:
  • soziale Aspekte wie Kontaktfreudigkeit, Rücksicht auf andere, Selbstvertrauen, Selbstständigkeit, emotional Erreichbarkeit
  • körperliche Aspekte wie Grob- und Feinmotorik und Koordinierung dieser, Ausdauer und Erschöpfbarkeit
  • kognitive Aspekte wie Aufmerksamkeit, Motivation, Reaktion auf die Aufgabenstellung
Die Einzeluntersuchung führt ein Lehrender mit dem Kind allein durch. Auch hier werden die o.g. Aspekte untersucht. Bei der Planung des Ablaufes sollte unbedingt an das mittägliche Leistungstief gedacht werden. In zahlreichen Schule wird das: „Kieler Einschulungsverfahren“ angewandt. Dieses beinhaltet die folgenden Schwerpunkte:
  • ein Elterngespräch
  • ein Unterrichtsspiel von zwei Lehrenden mit höchstens sechs Kindern
  • Einzelgespräch zwischen einem Lehrenden und einem Kind. Es finden solche Tests, wie oben genannt, statt. Die Aufgabenlösungen werden protokolliert und die Arbeitsergebnisse für eine genaue Auswertung aufgehoben.
Nach Auswertung aller Tests entscheidet der Schulleiter über die Einschulung und teilt das Ergebnis den Eltern schriftlich mit.

Quellen und Linktipps


Quellen
(1) www.amt24.sachsen.de
(2) www.familienhandbuch.de

Linktipps
www.Familienhandbuch.de
www.bildungsserver.de
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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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