Astrid Lindgren

Jubiläums-Briefmarke mit einem Portrait  Astrid Lindgrens
Wissen und Bildung
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von Anna Bahr

Fröhliche, mutige, trotzige, aber auch traurige und nachdenkliche Kinderfiguren sind es, die Astrid Lindgren in ihren weltbekannten Kinderbüchern erschaffen hat. Pippi Langstrumpf, Karlson vom Dach oder Michel aus Lönneberga haben die Herzen von unzähligen kleinen und großen Lesern erobert. Am 14. November 2016 wäre die schwedische Autorin 108 Jahre alt geworden.

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Der Ursprung von Pippi Langstrumpf Als Astrid Lindgrens Tochter Karin im Winter 1941 mit einer Lungenentzündung im Bett bleiben muss, wünscht sie sich von ihrer Mutter eine Geschichte. Und Astrid Lindgren beginnt zu erzählen. Sie erzählt die Geschichte einer selbstbewussten Seemannstochter mit roten Haaren und vielen Sommersprossen. Am Bett ihrer Tochter entsteht so die erste Version von Pippi Langstrumpf, die gemeinsam mit einem Pferd und einem Affen in der Villa Kunterbunt wohnt. Bereits in den 50er Jahren erscheint die erste Ausgabe der Geschichte im Oetinger Verlag in Deutschland. Dass ihre Bücher einmal nicht mehr aus der Kinderliteratur wegzudenken sind, hat Lindgren zu diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Nach „Pippi Langstrumpf“ schreibt Lindgren noch viele weitere Bücher für Kinder. Insgesamt verfasst sie mehr als 90 Bücher, die in über 90 Sprachen übersetzt wurden.

Aus ihrem Leben

Geboren wird Astrid Anna Emilia Ericson am 14. November 1907 auf Näs bei Vimmerby in Schweden. Zusammen mit ihren drei Geschwistern wächst sie hier auf einem Bauernhof auf dem Land auf. Lindgren erinnert sich immer wieder gerne an ihre Kindheit, in der sie sich geborgen fühlte und in der Kindern gleichzeitig viele Freiheiten zugestanden wurde.

Das unbeschwerte Gefühl der Kindheit und Jugend findet ein jähes Ende als Lindgren mit 18 Jahren schwanger wird. Sie hatte ein Volontariat bei der Tageszeitung „Vimmerby Tidningen“ begonnen und sich in ihren Chef verliebt. Die Affäre zwischen ihr und dem verheiratetem Mann bleibt unbemerkt. Allerdings bedeutet eine Schwangerschaft mit einem unehelichen Kind in den 1920er Jahren einen großen Skandal. Sie zieht die Konsequenzen und verlässt ihre Heimatstadt mit dem Plan, ihr Kind allein großzuziehen. Um ihrem Kind eine Perspektive bieten zu können, beginnt Astrid Lindgren in Stockholm eine Ausbildung zur Sekretärin. „Die werdende Mutter wird von Tag zu Tag verzweifelter“, beschreibt die Autorin Maren Gottschalk das Gefühlschaos der Schwangeren. Im Dezember 1926 bringt Lindgren ihren Sohn Lars zur Welt. Die ersten drei Jahre lebt er allerdings bei Pflegeeltern. „Es war eine Zeit (...) ewiger Sehnsucht nach meinem Kind, das so weit weg war“, erzählt Lindgren über diese emotional aufreibende Zeit.
Doch sie wird ihren Sohn wiedersehen. 1928 lernt sie Sture Lindgren kennen. Drei Jahre später heiraten die beiden und holen Lars zu sich. Die gemeinsame Tochter Karin wird 1934 geboren.

Schriftstellerischer Werdegang

Zu dieser Zeit beginnt die junge Lindgren mit ihren Manuskripten an die Öffentlichkeit zu treten. 1933 publiziert sie anonym zwei Weihnachtsgeschichten in Stockholms Tageszeitung. Später nimmt sie an verschiedenen Preisausschreiben teil. 1945 gewinnt das Manuskript „Pippi Langstrumpf“ den ersten Preis im Verlag „Rabén & Sjögren“. Der Verleger Hans Rabén und Lindgren sind sich sympathisch und Lindgren bekommt eine Anstellung als Lektorin im Verlag. Neben ihrer Arbeit wendet sie sich verstärkt der Schriftstellerei zu.
In den Jahren ab 1945 entstehen all jene Kinderbücher, für die Lindgren von ihren Lesern bis heute geliebt wird: „Michel aus Lönneberga“, „Karlson vom Dach“, „Die Gebrüder Löwenherz“, „Lotta aus der Krachmacherstraße“, „Ronja Räubertochter“, „Mio, mein Mio“, „Märchen“ und noch viele mehr.
Für ihre Werke wird sie mit zahlreichen renommierten Preisen bedacht. 1956 bekommt sie beispielsweise den Sonderpreis der Stiftung des Deutschen Jugendbuchpreises für „Mio, mein Mio“. 1978 erhält sie als erste Kinderbuchautorin den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass ihr Werk beispielhaft sei „für alle, die mit ihren Büchern Kindern in aller Welt als unverlierbaren Schatz die Fantasie schenken und ihr Vertrauen zum Leben bestärken". 1979 erhält sie den Wilhelm-Hauff-Preis für „Die Brüder Löwenherz“, 1989 die „Albert Schweitzer-Medaille“ in Washington. Viele weitere Preise folgen.
Aber auch nach ihrem Tod wird die Autorin geehrt. In Schweden werden aktuell neue Banknoten gedruckt. Auf den 20-Kronen-Scheinen wird künftig das Portrait Lindgrens zu finden sein.

Motivation für das Schreiben

Doch woher nimmt Lindgren die Motivation für ihr unermüdliches Schreiben?

„Ich schreibe die Bücher, um mich selbst zu amüsieren und mich in meine eigene Kindheit hineinzuversetzen", erzählt Lindgren. Dabei ist ihr eigenes Leben nicht nur von einer idyllischen Kindheit geprägt.
Vor allem als Erwachsene erlebt sie viele Tiefen. Ihr Mann Sture ist Trinker und auch ihr Sohn Lars ist dem Alkohol verfallen. Lars erkrankt zudem an einem Gehirntumor, an dem er 1986 im Alter von 56 Jahren stirbt. Nicht nur private Probleme setzen ihr zu.
„Je älter sie wird, desto mehr verzweifelt Astrid am Zustand der Welt, den sie als krank und kaputt empfindet“, fasst Gottschalk zusammen. Lindgren bleibt nicht untätig und setzt sich auch noch im hohen Alter für die Schwachen ein.
Ihr gesellschaftliches und soziales Engagement gehört dabei nicht nur den Kindern, für die sie eine gewaltlose Erziehung fordert. Sie kämpft auch gegen Rassismus und gegen Atomkraft. Am 28. Januar 2002 stirbt Astrid Lindgren im Alter von 94 Jahren in Stockholm.

Quellenangabe

  • Gottschalk, Maren: Jenseits von Bullerbü. Die Lebensgeschichte der Astrid Lindgren. Gulliver. 2006
  • Lindgren, Astrid: Das entschwundene Land. Erinnerungen. DTV. 2003
  • www.astrid-lindgren.de

Linktipp

» Website: www.astridlindgren.com

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Über den Autor/die Autorin

Anna Bahr hat an der Universität Leipzig ihr Germanistik- und Philosophiestudium abgeschlossen. Seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Redakteurin. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Kinder und Familie sowie Kunst und Kultur.

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