Tipps für den Schulranzenkauf

Entwicklung und Erziehung
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Der Schulanfang wird von den meisten Erstklässlern ungeduldig herbeigesehnt. Doch beim Einkauf gilt es einiges zu beachten. Lesen Sie hier mehr zu diesem Thema.
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Wichtige Kaufmerkmale Nicht die Optik allein entscheidet Wale und Delfine, pinke Feenwelten oder abenteuerliche Piratenbilder: Den meisten Kids fällt die Wahl des Lieblingsranzen gar nicht so schwer - Hauptsache, die Optik überzeugt.

Doch ganz so einfach sollte sich der Einkauf eines Schulranzen nicht gestalten. Auch das Gewicht und die richtige Passform spielen eine Rolle.

Generell gilt: Teuer ist nicht automatisch gut. Nicht jedes Markenprodukt ist für jeden Kinderrücken geeignet.

Damit die Auswahl gelingt, sollte der Ranzenkauf nicht in Abwesenheit des Kindes stattfinden - z.B. um zur Geburtstagsüberraschung zu werden. Das Kind muss dabei sein und den Ranzen Probe tragen.

Darauf sollte beim "Trage-Test" geachtet werden:
  • Gute Passform, hoher Wohlfühlfaktor.
  • Ranzen sollte eng am Rücken liegen.
  • Der Ranzen ist nicht zu groß oder zu klein. Richtwert: Die Oberkante des Ranzen schließt am Schultergürtel, die Unterkante am Beckengürtel des Kindes.
  • Die Träger können verstellt werden und sind an der Rückseite verdickt, so dass sie selbst bei größerer Last nicht in den Rücken drücken.
  • Die Schultergurte sind gepolstert.


Tipp: Als besonders rückenfreundlich gelten Ranzen mit "Kontur", bei denen sich die Rückwand des Ranzen der S-Form der Wirbelsäule anpasst.

Weitere wichtige Kaufmerkmale:

  • Der Ranzen sollte standfest sein und nicht beim kleinsten Windhauch umkippen.
  • Reflektoren und knallige Farben erhöhen die Sicherheit im Straßenverkehr.
  • Die Verschlusskappen sollten robust gebaut sein, um häufiges Öffnen und Schließen aushalten zu können.
  • Der Ranzen muss wasserdicht sein.


Übrigens:
Ein Ranzen muss nicht zwangsläufig neu gekauft werden. Auf Schulflohmärkten oder in der Familie oder Nachbarschaft lassen sich auch häufig gute und qualitativ hochwertige gebrauchte Ranzen für wenig Geld erwerben. Hier sollten allerdings die gleichen Regeln wie beim Neukauf gelten (Probetragen, Passform überprüfen).

Deshalb: Lieber Hände weg von Internetauktionen oder Versandhandelangeboten.

Die Gewichtsfrage Der gepackte Ranzen darf nicht schwerer als 10-15 Prozent des Körpergewichts des Kindes betragen? Landauf, landab predigen Ärzte, Lehrer und Erzieher diese alte Weisheit. Doch eine neue Studie zeigt, dass das Gewicht viel weniger Bedeutung trägt, als angenommen.

Bei der groß angelegten Ranzenstudie "Kid-Check" der Universität des Saarlandes hat sich gezeigt, dass das Gewicht eines Ranzen absolut überbewertet wird. Entscheidend ist die Passform und die Qualität des Ranzens - sitzt die Büchertasche gut, kann etwas Übergepäck sogar eine rückenstärkende Wirkung erzeugen.

Sogenannte "Fliegengewichte", also Ranzen, die besonders leicht sind, schneiden bei Untersuchungen hingegen häufig nicht so gut ab. Sie sind weniger stabil gebaut und belasten dadurch den Kinderrücken eher MEHR als weniger.

Oliver Ludwig, Leiter der Kid-Check-Studie sagt dazu: "Die meisten Schulranzen wiegen leer sowieso nicht mehr als 1,3 Kilogramm."

Das Eigengewicht des Ranzen spielt beim Kauf also in der Regel eine eher untergeordnete Rolle.

Entscheidend ist: Welche Pack- und Befestigungsmöglichkeiten besitzt der Ranzen, um Bücher, Hefte, Trinkflaschen und Co. gut und fest zu verstauen?

Darauf sollten Sie achten:

  • Verfügt der Ranzen über eine gute Innenaufteilung? Schwere Bücher gehören in ein Fach nahe dem Rücken, leichte Sachen in die vorderen Fächer.
  • Können Trinkflaschen in einem Seitenfach separat befestigt werden?
  • Kann alles gut verstaut werden, ohne beim Laufen hin- und herzuwackeln?
  • Ist der Ranzen in sich stabil, d.h. behält er trotz Buchbelastung und Fracht seine Form?


Über- und Unterbelastung Mit den neuen Büchern, Heften und Mappen haben die kleinen I-Dötze schon einiges zu tragen. Kein Wunder, dass sich manche Eltern Sorgen machen, ob diese Last noch zu akzeptieren ist. Pauschal lässt sich hier keine Empfehlung aussprechen.

Sportliche Kinder haben kaum Mühe, den Ranzen auch über einen weiteren Schulweg zu tragen. Kleinere, körperlich schwächere Kinder hingegen manchmal schon.

Achten Sie in beiden Fällen darauf, dass Ihr Kind den Ranzen richtig trägt und nicht nur einseitig schultert (auch wenn das cooler wirkt). Eine einseitige Belastung fördert Rückenbeschwerden und kann zu Haltungsschäden führen. Wer sich über das Ranzengewicht sorgt, sollte einfach mal wiegen.

Bei einem 30 Kilogramm schwerem Kind darf der Ranzen im Normalfall ruhig vier bis fünf Kilo wiegen. Wenn Ihr Kind Probleme mit dem Rücken hat, gilt es diesen zu stärken, statt nur zu entlasten. Statt den Ranzen bis vor die Klasse zu tragen oder das Kind mit dem Auto zur Schule zu fahren, sollten Eltern lieber nach Möglichkeiten Ausschau halten, die Rückenbeschwerden des Kindes durch Bewegung und aktive Förderung zu lindern. Und wenn möglich sollte der Ranzen weiterhin getragen werden (in Absprache mit der Lehrkraft können manche Bücher vielleicht in der Schule bleiben), denn das Tragen des Ranzen ist ein wichtiges und vor allem tägliches Rückentraining.

Rucksäcke und Trollys Während Erst-und Zweitklässler noch auf ihren Schulranzen schwören, gilt der oft schon ab der dritten Klasse als uncool. Doch der hippe Ranzenersatz ist meistens nicht rückenfreundlich, weil die lockeren Rückentaschen nur wenig Stabilität mitbringen. Bücher und Hefte hängen schlapp im Sack und verlagern das Gewicht zum Gesäß.

Die Folge können Rückenschmerzen oder sogar Verformungen der Wirbelsäule sein.

Das gleiche gilt für Trollys. Gelten die kleinen Rollkoffer allgemein als praktisch und entlastend, sind sie doch nur durch eine sehr einseitige Körperhaltung zu transportieren. Immer hängt ein Arm zum Ziehen nach hinten, die Schulter ist verdreht und die Wirbelsäule auf Dauer in einer eher ungünstigen Position. Auch beim Aussteigen aus Bus oder Bahn, beim Bewältigen von Treppen oder höheren Stufen sind die Kids mit einem Trolly gehandicapt.

Für den Schulausflug oder die Klassenfahrt sind natürlich beide Taschenformen erlaubt, für den täglichen Gebrauch sind sie jedoch nicht empfehlenswert.

Linktipps Ranzenstudie "Kid-Check" der Universität des Saarlandes:
http://www.kidcheck.de

Aktuelle Untersuchung der Stiftung "Öko-Test":
http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=94913;bernr=07;co=

Interview der Zeitschrift "Eltern" zum Thema "Rückenprobleme bei Kindern":
http://www.eltern.de/schulkind/grundschule/schulranzen-gewicht.html?nv=relbox_sidebar

Rückenübungen für Kinder von Focus Schule:
http://www.focus.de/schule/familie/familie-starker-ruecken_aid_221151.html

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