Schülerkompetenz: Präsentieren mit PowerPoint

Entwicklung und Erziehung
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von Dr. Birgit Ebbert
Immer häufiger erleben Lehrerinnen und Lehrer es, dass schon Grundschulkinder ihre Referate mit kleinen PowerPoint-Präsentationen unterlegen (möchten).
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Immer häufiger erleben Lehrerinnen und Lehrer es, dass schon Grundschulkinder ihre Referate mit kleinen PowerPoint-Präsentationen unterlegen (möchten). Angesichts der großen Verbreitung von Office-Programmen kein Wunder.

In dem Fall scheint es fast so, als drängten die Schüler darauf, ein Bildungsziel zu erreichen, das die Kultusministerkonferenz für den mittleren Bildungsabschluss festgeschrieben hat, so sehen die Bildungsstandards vor, dass Schüler am Ende der Klasse 10 Präsentationstechniken anwenden und mit PC-Präsentationsprogrammen umgehen können. Die weiterführenden Schulen müssen sich also diesem Thema stellen und es in den Unterricht einbeziehen.

Ziel sollte dabei zum einen die Methodenkompetenz sein, aber zum anderen auch die Erkenntnis, dass eine Präsentation – ob mit oder ohne PowerPoint – niemals für sich allein steht, sondern Teil eines Prozesses ist, wie in Abschnitt 2 dargestellt wird.

Eine Folie in PowerPoint kann erst einmal jeder erstellen, der ein wenig Computergeschick hat. Für eine Präsentation reicht das nicht aus wie Abschnitt 3 zeigen wird.

Kein Ziel ohne Weg – keine PowerPoint-Präsentation ohne Inhalt


Auch für eine PowerPoint-Präsentation gilt letztlich: Der Weg ist das Ziel, selbst wenn der Weg nicht so farbig und leuchtend wirkt wie das Ziel, die Präsentation auf der Leinwand. Am Anfang einer jeden PowerPoint-Präsentation steht die Festlegung und Strukturierung eines Themas. Das Thema kann durchaus schon auf die erste Folie geschrieben werden, wenn es der Motivation der Schüler dient und sie damit den Eindruck gewinnen, bereits mitten im Geschehen zu sein.

Selbst eine erste Struktur kann sowohl auf einem Blatt Papier als auch in PowerPoint erfolgen, indem für jedes Oberthema eine Folie angelegt und mit der entsprechenden Überschrift versehen wird. Der nächste Schritt führt jedoch weg von PowerPoint in die Bücherei, ins Internet, zu Experten, die man befragen kann, er führt zur Informationsrecherche, bei der PowerPoint einem Schüler am wenigsten helfen kann. Die Schüler werden schnell erkennen, dass die eigentliche Arbeit in der Recherche liegt und nicht in der Erstellung der PowerPointfolien. Das ist zugleich eine Gelegenheit, ihnen aufzuzeigen, dass hinter vielem, was scheinbar leicht daher kommt, viel mehr steckt, als man oft denkt.

Auf die Recherche folgt die Auswertung der Informationen und die Zuordnung zu den Gliederungsthemen. Geübte PowerPoint-Nutzer können bereits wieder auf PowerPoint zurückgreifen, ungeübte Nutzer bleiben besser bei Papier und Bleistift, um die Kernpunkte eines Themas zu fixieren.

Erst wenn jedes Thema erarbeitet wurde und klar ist, was bei der Präsentation vermittelt werden soll, geht es an die eigentliche Arbeit mit PowerPoint, bei der die Regeln aus Abschnitt 3 berücksichtigt werden sollten.

Den Abschluss der Präsentation bildet die Darbietung vor Publikum. Sie muss nicht sofort vor der ganzen Klasse erfolgen, denkbar ist auch eine Präsentation in der Kleingruppe. Das gibt gerade den zurückhaltenden Schülern Gelegenheit, ihren Vortrag zu üben, sozusagen eine Generalprobe abzuhalten.

Wichtig für den Lernprozess ist, dass die Schüler nach der Präsentation ein Feedback erhalten. Dieses kann umfassend sein und Inhalt, PowerPoint-Präsentation und Vortrag beinhalten, aber auch nur einen Aspekt berücksichtigen, der vorher festgelegt wurde, also z. B. die Aufbereitung des Themas in den Folien oder der mündliche Vortrag. Bei der Bewertung der Aufbereitung der Folien helfen die im Folgenden skizzierten Grundregeln.

Grundregeln für eine PowerPoint-Präsentation


PowerPoint ist ein Programm, das viele Möglichkeiten bietet. Doch nicht jede Möglichkeit passt zu jeder Präsentation, das ist das oberste Prinzip mit dem Schüler – wie auch Erwachsene – an die Erstellung der Präsentation herangehen sollten.

Das zweite Prinzip lautet: Weniger ist mehr. Es gibt keinen Preis dafür, wer die meisten Zeilen, Wörter oder Buchstaben auf einer PowerPoint-Folie unterbringt. Entscheidend ist vielmehr, die Botschaften des zuvor Erarbeiteten so zu vermitteln, dass der Zuschauer sie versteht und dass sie hängen bleiben. Da Bilder besser im Gedächtnis bleiben und eine größere Aufmerksamkeit erzeugen, lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob es zu einer Botschaft ein zündendes Bild gibt, das muss kein Foto sein, denkbar ist auch eine Grafik, ein Diagramm, eine Mindmap.

Wenn kein Bild passt, dann sollte der Text kurz gehalten werden. Auf den Folien sollten keine Sätze, sondern Stichworte stehen - gut lesbar (18 bis 36 Punkt, eine Schrift ohne Schnörkel wie Arial), in einer Farbe, die einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund bietet. Sätze sind in Ausnahmefällen erlaubt, wenn sie kurz und knackig sind oder als Zitate eingestreut werden. Als Leitlinie gilt, dass eine Folie maximal 8 Zeilen haben sollte. Sinnvoll sind Überschriften und Aufzählungszeichen, sie helfen den Zuhörern, sich rasch auf der Seite zurechtzufinden und den Überblick zu behalten.

Das Auge nimmt nicht nur das Bild oder den Text wahr, sondern auch das Drumherum. Damit es sich wohl fühlt, ist es wichtig, dass der Hintergrund gleich bleibt und höchstens bei besonders wichtigen Aspekten wechselt. Die Schrift sollte immer an der gleichen Stelle stehen, dabei ist zu beachten, dass in unseren Breitengraden von links nach rechts und von oben nach unten gelesen wird, auch auf Folien. Das Hintergrundlayout sollte zum Thema passen und nicht zu sehr ablenken, bei einem Referat über Armut passt ein Partydesign ebenso wenig wie bei einem Referat über Gothics bunte Blümchen. Am besten ist eine ruhige, neutrale Farbe als Hintergrund, auf dem sowohl die Bilder als auch die Schriftfarbe deutlich zu erkennen sind.

Es lohnt sich auf jeden Fall, zwischendurch die Präsentationen der Schüler mit dem Beamer auf eine größere Entfernung anzuschauen, damit die Schüler selbst erleben, wie die Schriften, Grafiken und Animationen, die sie ausgewählt haben, wirken. Oft wird erst auf die Entfernung deutlich, dass ein Bild nicht wirkt und eine Schrift auf dem Hintergrund nicht zu lesen ist.

Powerpoint unterscheidet sich von einer Overheadfolie vor allem dadurch, dass Videos, Hyperlinks und Sounds eingebunden werden können.

Auch hier gilt: Weniger ist mehr und die Gimmicks sollten zum Thema passen.

Links


Erfahrungsbericht zu PowerPoint-Projekten mit Schülern inkl. Anleitung für Schüler und Beurteilungskriterien
www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za1880/itg/Begabt04.htm

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Über den Autor/die Autorin

Dr. Birgit Ebbert ist freie Autorin und als Diplom-Pädagogin seit vielen Jahren in der Elternarbeit und Lehrerfortbildung tätig. Neben Kinderbüchern und Krimis schreibt sie Elternratgeber, Lernhilfen, Vorlesegeschichten und Bücher über kreatives Arbeiten mit Papier.

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