Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?

Entwicklung und Erziehung
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Vor einigen Jahren ging es wie ein Lauffeuer durch die Zeitungen. Eine Studie der TU Dresden hatte ergeben, dass Hausaufgaben vollkommen überflüssig seien. Das Institut für Berufliche Fachrichtungen der TU Dresden unter der Leitung von Professor Hans Gängler hatte Strategien zum Wissenserwerb unter die Lupe genommen und festgestellt, dass Hausaufgaben keinerlei nachweisbaren Einfluss auf die Schulnoten hätten.
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Sind Hausaufgaben zeitgemäß? Vor einigen Jahren ging es wie ein Lauffeuer durch die Zeitungen. Eine Studie der TU Dresden hatte ergeben, dass Hausaufgaben vollkommen überflüssig seien. Das Institut für Berufliche Fachrichtungen der TU Dresden unter der Leitung von Professor Hans Gängler hatte Strategien zum Wissenserwerb unter die Lupe genommen und festgestellt, dass Hausaufgaben keinerlei nachweisbaren Einfluss auf die Schulnoten hätten. Die Erklärung der Dresdner Wissenschaftler: Gute Schüler würden durch Hausaufgaben nicht besser, schlechte Schüler begriffen auch durch das Üben am Nachmittag nicht, was sie bereits im Unterricht nicht verstanden hätten.

Das große Echo auf die umstrittene Dresdner Studie zeigte, wie hart beim Thema Hausaufgaben die Meinungen aufeinanderprallen. Auch beschränkt sich das Konfliktpotential der Hausaufgaben keineswegs auf die Schule. Zahllose Beiträge in einschlägigen Chats und Foren belegen, wie anstrengend für viele Eltern und Schüler die Auseinandersetzung um die Hausaufgaben ist. Daneben sitzen oder nicht, mithelfen oder lieber die Kinder allein lassen, Hausaufgabenhefte, Konferenzschaltung zum Lehrer, bezahlte Hausaufgabenhilfe oder gleich Ganztagsschule – wer schulpflichtige Kinder hat, kennt das Problem. „Verschlechtern Hausaufgaben die Beziehung zu Ihrem Kind?“ fragte die Zeitschrift „Eltern“ in einer Online-Umfrage und gut 60 Prozent aller Teilnehmer antworteten mit „Ja, das empfinde ich so“. Argumente für Hausaufgaben Trotzdem haben Hausaufgaben nach Auffassung viele Pädagogen und Eltern durchaus ihre Berechtigung. Diese Argumente sprechen dafür, auch am Nachmittag den Ranzen nicht einfach in die Ecke zu schmeißen und stattdessen das Gelernte nochmal zu üben und zu wiederholen:
  • Mit Hausaufgaben wird der gelernte Stoff vertieft.
  • Hausaufgaben haben eine Art Kontrollfunktion. Erst wenn man allein vor den Aufgaben sitzt, merkt man wirklich, ob der Stoff verstanden wurde. Nachfragen nach Hausaufgaben, die wirklich nicht gekonnt wurden, muss dann aber erlaubt sein und darf nicht mit schlechten Noten bestraft werden.
  • Durch das Wiederholen nach einer zeitlichen Pause wird der neue Stoff besser aufgenommen und kann überhaupt erst im Langzeitgedächtnis landen.
  • Hausaufgaben trainieren neben den eigentlichen Inhalten noch weitere wichtige Fertigkeiten wie das selbständige Arbeiten, Organisation, Aufteilen von Aufgaben in sinnvolle Teilschritte.
  • In der Schule wird der Stoff vermittelt und erklärt – lernen muss ihn jeder für sich, denn Lernen braucht oft mehr Zeit, als im Unterricht zur Verfügung steht.
  • Bestimmte Stoffe wie Vokabeln müssen durch Wiederholen gelernt werden, anders geht es nicht. Andere Inhalte werden erst durch das selbständige Anwenden und Erarbeiten gefestigt.
  • Erfolgreich geschaffte Hausaufgaben (können) motivieren. Voraussetzung dafür ist allerdings auch, dass die Leistung durch die Lehrkraft honoriert wird.
  • Der Wert von Hausaufgaben gilt als empirisch gesichert.
Alternativen zum bestehenden System Dass trotz dieser Argumente Hausaufgaben oft als sinnlos und wenig zeitgemäß empfunden werden, liegt vielfach an den Rahmenbedingungen. Problematisch ist nach Aussage der Dresdner Wissenschaftler darüber hinaus die Tatsache, dass vor allem Kinder aus bildungsfernen und einkommensschwachen Elternhäusern durch Hausaufgaben eher benachteiligt würden. Ihnen stünden aus Kostengründen nämlich meist weder die privaten Hausaufgabenhilfen und Nachhilfeangebote zur Verfügung, für die Eltern in Deutschland heute bereits rund fünf Milliarden Euro pro Jahr bezahlten. Noch könnten sie in vielen Fällen auf die Hilfe ihrer Eltern zählen.

Die Alternative zum bestehenden Hausaufgabensystem sei es, Strategien zum Wissenserwerb direkt im Unterricht zu vermitteln und den Schulen dazu ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen. Besser als Hausaufgaben seien Ganztagsschulen, die ein kostenloses Angebot für alle Lernenden bereithalten, mit dem das Gelernte in der Schule geübt und vertieft werden könnte. Mit pädagogisch begleiteten Übungs- und Förderangeboten könnte im Rahmen des Ganztagsbetriebs jeder nach seinen Fähigkeiten unterstützt werden und die Hausaufgaben, die so oft für Stress und Streit sorgen, könnten der Vergangenheit angehören.

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