Nordseeküste

Wissen und Bildung
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von Jörg Sauer
Wellen, Wind und der Hauch von Freiheit - schon immer wurden die Menschen von den Küsten angezogen. Die herbe Nordsee mit dem Wattenmeer besitzt dabei für viele eine besondere Anziehungskraft. In diesem Teil widmet sich der Beitrag der Nordseeküste und bietet Möglichkeiten an, sie zum Unterrichtsgegenstand zu machen. In einem weiteren Themenspecial ist das Wattenmeer Gegenstand der Betrachtungen.
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Wellen, Wind und der Hauch von Freiheit - schon immer wurden die Menschen von den Küsten angezogen. Die herbe Nordsee mit dem Wattenmeer besitzt dabei für viele eine besondere Anziehungskraft. In einem ersten Teil widmet sich dieser Beitrag der Nordseeküste und bietet Möglichkeiten an, sie zum Unterrichtsgegenstand zu machen. In einem zweiten Teil ist das Wattenmeer Gegenstand der Betrachtungen.

Kurzporträt der Nordsee

Lage und Größe
  • nordwestliches Europa
  • „…etwa 575 000 km²…“1
  • Die Nordsee als Randmeer des Atlantischen Ozeans wird auch als ein Schelfmeer bezeichnet. Der deutsche Geograf Otto Krümmel (1854 – 1912) prägte den aus der englischen Sprache entnommenen Begriff. Darunter versteht man flache und küstennahe Meeresböden „… mit Wassertiefen von weniger als 200 m…“.2 Auf dem Boden des Schelfmeeres lagern sich große Sedimentschichten ab. Diese Meere sind biologisch sehr aktiv. Trotz der relativ kleinen Fläche von weltweit „…8,3 % des Meeresbodens…“3 stellen die Schelfmeere: „.. den Hauptnutzungsbereich…“ von: „… rund 30% der … Welterdölreserven und 90% des Weltfischereiertrages…“4 dar.
    Alter
    • Die Nordsee ist aus geologischer Sicht betrachtet ein altes Meer, man schätzt ihr Alter auf 350 Millionen Jahre. In der Entwicklung war sie ständigen Veränderungen unterworfen. Ihre heutige_“… Form erhielt sie jedoch erst mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren.“5 Ausgehend von zahlreichen Untersuchungen ist davon auszugehen, dass sich die Nordsee langfristig weiterhin verändern wird.

    Anrainerstaaten
    • Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Großbritannien

      Tiefe
      • durchschnittlich 94 m
      • tiefste Stelle: 725 m (Norwegische Rinne)
      • flachste Stelle: 13 m (Doggenbank)

    Salzgehalt
    • 3,5 %

    Die größten Inselgruppen
    • Großbritannien, als die an sich größte Inse,l grenzt mit ihrer Ostseite an die Nordsee.
    • Shetland-Inseln (gehören zu Schottland)
    • Orkney Islands (gehören zu Schottland)
    • Nordfriesische Inseln
      • Fanø, Mandø, Rømø (alle Dänemark)
      • Sylt, Föhr, Amrum, Pellworm, Nordstrand (seit 1987 ist eine Halbinsel, wird oft noch dazu gerechnet)
    • Ostfriesische Inseln
      • Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge (alle bewohnt)
      • Lütje Hörn, Memmert, Kachelotplate, Minsener Oog, Mellum (unbewohnt)
      • Westfriesische Inseln mit Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland, Schiermonnikoog, Rottumeroog (alle Niederlande)
      • Helgoland
    • Halligen
    • Hooge, Langeneß, Gröde, Nordstradischmoor, Oland, Süderoog, Südfall, Hamburger Hallig, Norderoog, Habel (alle Deutschland, Kreis Nordfriesland)
    • Langli (Dänemark)

    Hinweis: Zur Entstehung und Entwicklung der Nordfriesischen-, der West- und Ostfriesischen Inseln sowie der Halligen wird im zweiten Teil: „Wattenmeer“ eingegangen.

    Die nördliche Küste
    • … ist stark von der Eiszeit geprägt. Im Ergebnis entstand eine sehr stark zerklüftete Landschaft.
    • Die weit in das Land hinein reichenden Meeresarme bezeichnet man als Fjorde. Sie entstanden durch Gletscher, die sich von den Hochgebirgen aus ins Meer hinein schoben. Nach dem Ende der Eiszeit und Ansteigen des Meeresspiegels füllten sich die zu U- Formen abgeschliffenen Täler mit Wasser. Diese sind durch oftmals sehr steile Küsten begrenzt und sehr tief. Einige Beispiele bekannter Fjorde an Norwegens Nordseeküste: Boknafjord, Sognefjord, Hardangerfjord.
    • Buchten, die flacher und breiter sind, werden Fjärde genannt. Für deren Entstehung waren ebenfalls die Gletscher der Eiszeit verantwortlich. Oftmals befinden sich zahlreiche kleine Inseln in den Buchten. An der Nordseeküste findet man Fjärde in England und Schottland.
    • An der südnorwegischen Nordseeküste findet man zahlreiche kleine Inseln, die auch während der Eiszeit entstanden. Man nennt sie Schären. Bemerkenswert ist, dass sich auch heute die Inseln noch weiter aus dem Meer heben.
    • Übergänge zu den angrenzenden Meeren

      • Im Osten: Verbindung zur Ostsee über das Skagerrak und Kattegat Kontakt zur Ostsee
      • im Norden: “… nach dem Oslo-Pariser-Abkommen von 1962 verläuft sie … entlang von 5° westlicher Länge und 62° nördlicher Breite auf Höhe des norwegischen Geirangerfjords.“6
      • im Südwesten: Übergang zum Ärmelkanal

      Wichtige Häfen
      • Hamburg, Bremen, Bremerhaven, London, Rotterdam, Antwerpen, Amsterdam
    • In die Nordsee mündende bedeutende Flüsse
      • Elbe, Weser, Ems (Deutschland)
      • Rhein, Maas, Usselmeer (Niederlande)
      • Schelde (Belgien/Niederlande)
      • Humber, Themse (England)
      • Glomma (Norwegen)
      • Skjern Å (Dänemark)
        Besonderheiten
        • Es ist ein wichtiges und intensiv genutztes Fischfanggebiet.
        • Hier gibt es bedeutende Erdgas- und Erdölvorkommen, die mittels zahlreiches Bohrinseln gefördert werden.
        • Die Nordsee ist eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt.
        • Diese Fakten führten zu zahlreichen Schädigungen des gesamten ökologischen Systems.


        Quellen:
        (1)http://www.wissen-digital.de/Nordsee
        (2)Bertelsmann Universal Lexikon, Band 15, Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH, Gütersloh, 1994, Seite 346
        (3)ebd.
        (4)ebd.
        (5)http://de.wikipedia.org/wiki/Nordsee
        (6)ebd.


        Historisches

        Zur Römerzeit
        • Im Jahre: „… 12 v. Chr. …“ ließ der römische Feldherr Nero Claudius Drusus (38 v. Chr. – 9 v. Chr.) eine Flotte von über 1000 Schiffen bauen und über den Rhein in die Nordsee segeln…“7
        • Sieben Jahre später gelang es dem römischen Kaiser Tiberius Iulius Caesar Augustus (42 v. Chr. – 37 n. Chr.) die Kenntnisse über die Nordsee über die Elbmündung hinaus bis Helgoland und die heutige Nordostküste Dänemarks zu sammeln.
        • Im Jahre 43 n. Chr. wurde die britische Insel durch den römischen Feldherrn Aulus Plautius erobert. Es begann ein etwa 350 Jahre dauernder Schiffsverkehr zwischen Häfen in England und Gallien (heutiges Gebiet in etwa von Nordostfrankreich und Belgien sowie einigen deutschen Teilen (z. B. Trier)).

        Völkerwanderungen
        • Nach dem Ende der römischen Herrschaft stießen Sachsen, Angeln und Jüten über die Nordsee zur Britischen Insel vor: „…und siedelten sich im Süden und Osten Englands an.“8Gleichzeitig vertrieben sie die hier ursprünglich ansässigen Kelten in die Gebiete des heutigen Schottlands und Wales.
        • Die aus dem heutigen Bundesland Niedersachsen stammenden Friesen wanderten im 7. Jahrhundert n. Chr. “:… über die Nordsee auf die nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr aus.“9Im11. Jahrhundert besiedelten sie dann das Festland Südjütlands.

        Die Wikinger
        • Mit dem Überfall auf das Kloster Lindisfarne (nordöstliche Küste Englands) vom 8.6.793 begann die Zeit der Wikinger. Ein Teil von ihnen waren die nächsten Jahre als Seeräuber unterwegs. Auch küstennahe Höfe, Städte oder Klöster wurden ausgeraubt. Die Zeit der Wikinger endete etwa im 11. Jahrhundert n. Chr.

        Die Hanse
        • Sie war ein mächtiger Bund von vor allem norddeutschen Kaufleuten. Ihr Handelsschwerpunkt waren Städte an der Ostsee, aber auch mit den Städten London und Brügge entwickelte sich ein reger Handel.

          http://www.schulbuchzentrum-online.de/magazin/magazin_artikel.php?id=465

      Seemächte
      • Im 16. Jahrhundert entwickelten sich die Niederlande zur führenden Welthandelsmacht.
      • Mit dem Sieg Englands über die spanische Armada 1588 begann der unaufhaltsame Aufstieg von England bzw. dem sich mehr und mehr entwickeltem Britischen Empire als die weltbeherrschende Seemacht.

      Die beiden Weltkriege
      • Im ersten Weltkrieg standen sich hauptsächlich die Flotten der Kaiserlichen Marine und der Grand Fleet gegenüber. In zahlreichen Gefechten unterlag zumeist die deutsche Seite. Mit dem Kieler Matrosenaufstand von 1918 wurde der Seekrieg beendet und die Novemberrevolution mit ausgelöst.
      • Während des zweiten Weltkrieges fanden die Seekriegshandlungen mit deutscher Beteiligung größtenteils als U- Boot Krieg im Atlantik statt.
      • 1940 setzte man fast die gesamte Flotte mit dem Ziel der Besetzung der Häfen Norwegens und der Sicherstellung der Eisenerzlieferungen ein. Zugleich sollte die Eröffnung einer weiteren Front vermieden werden. Die Besetzung endete mit dem Ende des Krieges.


      Quellen:
      (7)http://de.wikipedia.org/wiki/Nordsee#Nordsee_als_Verkehrsweg_auf_die_britischen_Inseln
      (8)ebd.
      (9)ebd.
      Literarisches Als bedeutender Schriftsteller gilt Theodor Storm (1817 – 1888). Der ausgebildete Jurist verfasste zahlreiche Gedichte (z. B. „Die Stadt“), Novellen (z. B. „Immensee“, „Pole Poppenspäler“, „Der Schimmelreiter“) aber auch Märchen (z. B. „Der kleine Häwelmann“).

      Sagen und Märchen der Nordsee

      Das Buch: „Sagen und Märchen von der Nordsee“ (Altberliner, München, 1994) von Elisabeth Hering (1909- 1999) vereint Geschichten von Seefahrern, Fischern und Bauern, die in der täglichen Auseinandersetzung mit der Nordsee leben. Das z. Z. nur noch antiquarisch zu bekommende Buch ist eine echte Fundgrube für den Deutschunterricht. Unterrichtsideen Bei diesem Thema bietet es sich an, unterschiedliche Fächer in ein Gesamtprojekt einzubinden. Das Niveau und der Umfang dessen sind vom jeweiligen Alter der Kinder und von der aktuellen Klassensituation abhängig. Dabei ist es denkbar, dass jedes Fach von einer bestimmten Gruppe von Schülerinnen und Schülern bearbeitet wird. Diese können dann auch die Aufgaben des zweiten Teiles, der sich inhaltlich das Wattenmeer ist, bearbeiten.

      Dieses Projekt in vielen Phasen bereits für Kinder ab der Klassestufe 4 durchführbar.

      Geografie
    • Finden der Hafenstädte auf unterschiedlichen Karten, Land zuordnen und umgekehrt (Das Arbeiten mit so genannten "historischen" Karten bietet sich an.)
    • Besonderheiten zur Lage (am Fluss, am Meer, an der Mündung des...)
    • Einwohnerzahlen mit Hilfe von Symbolen auf der Karte ermitteln und verschiedene Vergleiche anstellen
    • dominierende Wirtschaftszweige damals und heute- Vergleiche anstellen
    • Verbindungen zu den anderen Meeren
    • Betrachtungen zu den verschiedenen Küsten- Vergleiche anstellen
    • Flussmündungen betrachten, ggf. Skizzieren dieser

    Geschichte
    • die unterschiedlichen Epochen genau betrachten- Zeittafeln erstellen
    • Entwicklung einer ausgewählten Hafenstadt in Schlagzeilen (z. B. Geschichten und Anekdoten rund um das Gründungsjahr, Entwicklung der Bevölkerung ...)
    • Dokumentation der Wanderbewegungen mit Aufzeichnen der Wege in Karten

    Mathematik
    • Entfernungen zwischen den Städten berechnen, jeweiligen Maßstab beachten (Unterscheidung nach "Luftlinie" und "normaler" Streckenführung)
    • Reiserouten zusammenstellen (z. B. zu und zwischen den Hafenstädten, zu und zwischen den verschiedenen Inseln)
    • Nutzung von unterschiedlichen Routenplanern, Vergleichen dieser miteinander, alternative Strecken erstellen
    • Geschichtliche Zeiträume feststellen und miteinander vergleichen

    Deutsch
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    Über den Autor/die Autorin
    Autor Jörg Sauer

    Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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