Klimaveränderung, Globalisierung, Finanzkrise – kein Grund zum Pessimismus!

Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer
Die Ergebnisse von Umfragen fielen noch nie so negativ aus. Nur jeder zehnte Deutsche glaubt daran, dass die Zukunft besser werden könnte als die Vergangenheit. Die Finanzkrise erzeugt bei vielen Menschen große Zukunftängste. Viele haben zudem im Zusammenhang mit der Krise das Vertrauen in ein effektives Politik-Management verloren. Doch wie entstehen solche Stimmungen in der Bevölkerung?
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Die Ergebnisse von Umfragen fielen noch nie so negativ aus. Nur jeder zehnte Deutsche glaubt daran, dass die Zukunft besser werden könnte als die Vergangenheit. Die Finanzkrise erzeugt bei vielen Menschen große Zukunftängste. Viele haben zudem im Zusammenhang mit der Krise das Vertrauen in ein effektives Politik-Management verloren. Doch wie entstehen solche Stimmungen in der Bevölkerung?

Kulturelle Muster prägen die Wahrnehmung

Die Lage der Zukunft erscheint uns mitunter in einem düsteren Licht: Unsere Umwelt ist bedroht, Europa befindet sich in einer dramatischen Krise und die Begleiterscheinungen der Globalisierung sind katastrophal. Doch hinter solchen fatalen Behauptungen stecken Ideologien, Ängste und Vorurteile. Menschen beurteilen die Welt entlang kulturbedingter Muster. Zu diesen Mustern gehört in der westlichen Kultur zum Beispiel die Romantisierung der Natur undin den deutschsprachigen Ländernist zudem eine negative Einstellung zu allem Ökonomischenweit verbreitet.Durch diese kulturell geprägte Brille betrachten wir die aktuellen Ereignisse und verlängern sie in die Zukunft - in einer linearen Logik. Wir erstellen Prognosen für gewöhnlich, indem wir Trendslinear von A nach B in die Zukunft fortschreiben,ohne allerdings Veränderungen wie neue Technologien und Lernprozessedabei mit einzubeziehen.Einen solchen unvorhersehbaren Wandel, der diesem linearen Muster nicht entsprach, bewirkte zum Beispiel das Reaktorunglück in Fukushima. Kaum jemand hätte sich bis dahin vorstellen können, dass der Atomausstieg in Deutschland so schnell Realität werden würde. Die Energiewende in Richtung Erneuerbare Energien kann sogar den nächsten wirtschaftlichen Aufschwung herbeiführen und sich zu einem Exportschlager mausern - wenn die Weichen richtig gestellt werden.

Der Sensationsjournalismus schürt Ängste

Unsere häufig undifferenzierten Wahrnehmungsmuster werden insbesondere durch die Darstellung bestimmter Sachverhalte in den Medien geschürt. In der Medienwelt herrscht heute ein Konkurrenz-Klima, das sich sehr häufig über die herkömmlichen Regeln guter journalistischer Arbeit hinweg setzt. Die sachliche und rationaleA useinandersetzung mit den Inhalten ist fast vollkommen in den Hintergrund getreten. Journalismus dient in erster Linie der Erzeugung von Aufmerksamkeit und die wird am besten durch die Inszenierung immer neuer Sensationen erreicht. Falschdarstellungen und ideologische Polemik, die dramatische Überzeichnung von echten oder auch nur vermeintlichen Bedrohungen und die Verzerrung von Risiken sind an der Tagesordnung und bestimmen die Schlagzeilen.

Fakten, Fakten, Fakten …

Nehmen wir zum Beispiel eine polemische Behauptung, die immer wieder gerne bedient wird: „Die Menschen werden immer dümmer!“ Wie sieht die Realität aus? Tatsache ist, dass die Schulbeteiligung weltweit massiv ansteigt. Die Alphabetisierungsrate erhöhte sich von 63 Prozent (1970) auf 79 Prozent im Jahr 2000. Auch in Deutschland steigt die Bildungsrate kontinuierlich an. Und gerade die viel gescholtenen elektronischen Medien haben auf dem Gebiet der Bildung einen Kollateraleffekt, der die Menschen auf lange Sicht nicht etwa dümmer sondern nachweislich kompetenter macht.

Auf diese Weise lassen sich bei näherer Betrachtung zahlreiche Fehlinformationen, die häufig nur auf Vorurteilen beruhen, entkräften. Zum Beispiel auch im Hinblick auf die häufig zitierte „Klimakatastrophe“. Der Anstieg der Erdtemperatur durch menschliche Einflüsse sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Klimawandel eine historische Konstante ist. Überschwemmungen, Dürren, Stürme und Erdbeben gehören zur Menschheitsgeschichte. Doch gerade unvorhersehbare Entwicklungen wie eben auch Naturgewaltenführen häufig zu neuen Lernprozessen und all diese Phänomene können Kooperation und Innovation befördern.

Medienkompetenz ist gefragter denn je

Die Wirkung der Medien auf die allgemeine Stimmung und die Meinungsbilder in der Bevölkerung ist schon lange hinreichend bekannt. Doch mit der fortschreitenden Boulevardisierung auch ehemals seriöserMedien wie den Tageszeitungen ist Sachlichkeit im Umgang mit Informationen mehr denn je geboten. Medienkompetenz besteht nicht nur in der Beherrschung der technologischen Infrastruktur selbst, sondern vor allem in der Vermittlung von Fertigkeiten, die Jugendliche in die Lage versetzen, Medieninhalte nach ihrem Wahrheitsgehalt und Realitätsbezug zu hinterfragen und unseriöse Informationen heraus zu filtern. Zudem ist die Fähigkeit gefragt, den Negativschlagzeilen und Katastrophenmeldungen positive Visionen entgegen zu setzen und lösungsorientierte Perspektiven zu entwickeln. Zweifellos gehört auch die Aufklärung über Risiken und Gefahrenpotenziale zu den wertigen Inhalten, doch auch hier sollten die Informationen ohne Hysterie und Übertreibung auf den Boden der Tatsachen gebracht werden. Die meisten Krisen und so genannten Katastrophen sind schlicht Wandlungsprozesse. Und die Menschheit hat schon sehr oft bewiesen, dass sie sich hervorragend an veränderte Situationen anpassen und Neues hervorbringen kann.

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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