Wichtiger denn je: Vorlesen (aber richtig)

Wissen und Bildung
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von Ulrike Lindner
Wenn Timo und sein Papa sich zusammen aufs Sofa kuscheln und Papa seine Lesebrille aufsetzt, beginnt für beide ein heiß geliebtes Ritual: das abendliche vorlesen. Abtauchen in die Welt der Geschichten und Abenteuer ...
Lesedauer:
3 min
Wenn Timo und sein Papa sich zusammen aufs Sofa kuscheln und Papa seine Lesebrille aufsetzt, beginnt für beide ein heiß geliebtes Ritual: das abendliche Vorlesen. Abtauchen in die Welt der Geschichten und Abenteuer macht Spaß und ist eine einzigartige Gelegenheit Zeit miteinander zu verbringen.

Auch wenn das Vergnügen ganz oben steht, Vorlesen hat auch in anderer Hinsicht viele Vorteile: Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, fällt der Spracherwerb leichter, sie entwickeln schneller und besser ein Gefühl für Grammatik und Sprachregeln und verfügen über einen größeren Wortschatz. Selbst beim Schreibenlernen tun sich Kinder leichter, denen regelmäßig vorgelesen wurde.

Kreativität und Fantasie werden beim Vorlesen ebenfalls gefördert. Aus Geschichten lernen Kinder darüber hinaus viel über die Welt, denn sie bieten immer wieder Ansatzpunkte, um über ganz unterschiedliche Themen zu sprechen. Warum rauben die Piraten andere aus? Kann Pippi Langstrumpf wirklich ein Pferd hochheben? Und was haben die Dinosaurier eigentlich wirklich gefressen? Auch moralische Vorstellungen über Richtig und Falsch und allgemeine Lebensregeln finden sich in vielen Geschichten - zum Beispiel in Märchen.

Beim Vorlesen ziehen Sie und Ihr Kind sich in eine eigene kleine Welt zurück. Damit das besonders gut gelingt, hier einige Tipps:

Für Atmosphäre sorgen

Klar, am Esstisch geht es auch. So richtig schön wird Vorlesen aber erst mit der passenden Atmosphäre. Auf dem Sofa oder dem eigenen Bett fühlen sich viele Kinder besonders wohl und das gemütliche Kuscheln fällt hier besonders leicht. Klar, dass Fernseher, Radio oder Computer in dieser Zeit Pause haben.

Den richtigen Zeitpunkt wählen

Vorlesen können Sie natürlich zu jeder Zeit. Abends hilft es aber besonders gut, um zur Ruhe zu kommen. Außerdem sind für die Erwachsenen dann in der Regel alle anderen Aufgaben erledigt und sie können sich ganz auf die gemeinsame Zeit einlassen.

Schon wieder das?

Gerade für jüngere Kinder gibt es nichts schöneres, als dieselbe Geschichte wieder und wieder zu hören. Auch wenn Bob der Baumeister, Conny auf dem Bauernhof und andere Klassiker also schon oft genug vorgelesen wurden - lassen Sie Ihr Kind aussuchen, was es am liebsten hören möchte. Durch das wiederholen prägen sich Wörter, Sprachmelodie und Grammatik besonders gut ein. Gelegentlich kann ein Neuzugang im Bücherregal oder der Besuch der örtlichen Bücherei das Repertoire ja behutsam erweitern. Generell sollten Kinder ihre Vorlesebücher selbst aussuchen dürfen - dann haben sie besonderen Spaß daran.

Auf Kinder eingehen

Eltern wissen meist genau woran ihr Kind gerade besonders interessiert ist und welche Informationen es aufnehmen kann. Klar, dass Sie Bücher altersgerecht aussuchen und junge Kinder nicht mit zu langen Geschichten oder schwierigen Ausdrücken überfordern. Nehmen Sie sich dafür die Zeit, die gerade nötig ist.

Zum Anfassen

Kinderbücher sollten den Kleinen zugänglich sein und nicht weit oben im Regal stehen. So können Kinder auch allein zum Buch greifen. Selbst wenn sich nicht jedes Kind, dem regelmäßig vorgelesen wird, zur Leseratte entwickelt: Durch zugängliche Bücher werden schon die Kleinsten ganz selbstverständlich an die Schriftkultur herangeführt.

Nachfragen erlaubt

Auch wenn Mama oder Papa vorlesen - Fragen und Kommentare sind erlaubt. Das Drüber-Reden ist sogar besonders wichtig. Zum einen weil dabei das Gehörte vertieft wird. Zum anderen weil reden einfach verbindet.

Lebendig lesen

Sie müssen nicht perfekt vorlesen wie ein Schauspieler. Wichtig ist, dass Sie mit Spaß bei der Sache sind, das überträgt sich automatisch auf Ihr Kind. Achten sie außerdem darauf, nicht zu schnell zu lesen und die Wörter deutlich zu artikulieren - als Vorleser sind Sie automatisch Sprachvorbild. Wenn es Ihnen liegt, improvisieren Sie ruhig auch ein wenig und verleihen z.B. einzelnen Charakteren eine eigene Stimme oder passen Ihre Redeweise der Stimmung im Buch an.
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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