Mangel an Medienkompetenz
– Eine Gefahr für die Demokratie?
Mangel an Medienkompetenz
– Eine Gefahr für die Demokratie?
Die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen ist von Medien durchdrungen, ihr Medienkonsum nimmt stetig zu. Sie werden mit Verschwörungserzählungen und Fake News konfrontiert und besitzen häufig noch nicht die Fähigkeit, diese Informationen richtig einzuschätzen. Dieser Mangel an Medienkompetenz kann durchaus eine potenzielle Gefahr für die Demokratie darstellen. Hier müssen Lehrkräfte und Eltern, die eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von Bildung, Werten und Fähigkeiten spielen, eine gemeinsame Strategie entwickeln, den Defiziten konstruktiv entgegenzuwirken.
Gefahren des mangelnden Medienverständnisses
Ein mangelndes Verständnis für Medien kann negative Auswirkungen auf die Demokratie haben. So können beispielsweise Fehlinformationen, die sich über soziale Medien verbreiten, die öffentliche Meinung beeinflussen und den demokratischen Prozess manipulieren. Ohne Medienkompetenz sind die Menschen anfälliger für Meinungsmache und können Schwierigkeiten haben, zwischen objektiven Nachrichten und subjektiven Meinungen zu unterscheiden. Dies birgt die Gefahr, dass demokratische Prinzipien untergraben werden und populistische Bewegungen an Einfluss gewinnen. Das ist insbesondere dann gefährlich, wenn – wie wir derzeit beobachten können - extreme Strömungen innerhalb der Gesellschaft oder aber ausländische Geheimdienste ein großes Interesse daran haben, Verschwörungserzählungen und Fake News zu verbreiten, um die Stimmung gegen die Regierung bzw. die etablierten Machtgefüge aufzuheizen und Teile der Bevölkerung zu manipulieren.
Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation
Eine demokratische Gesellschaft ist auf aktive und gut informierte Bürger angewiesen. Deswegen ist Medienkompetenz von entscheidender Bedeutung. Generell bezeichnet Medienkompetenz die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte kritisch zu hinterfragen, zu verstehen und verantwortungsbewusst damit umzugehen. In Bezug auf Kinder ist gemeint, dass diese Medien altersgemäß, selbstbestimmt und verantwortungsvoll nutzen können. Sie sollen lernen, verschiedene Arten von Medien kritisch zu hinterfragen und den eigenen Medienkonsum zu bewerten. Es ist die Aufgabe der Eltern und vor allem der Lehrer, Kinder und Jugendliche auf diese Herausforderungen vorzubereiten, indem sie zum einen Wissen über den Umgang mit Medien vermitteln und zum anderen auch ein Bewusstsein für die Macht und Einflussnahme der Medien schaffen.
Die Rolle der Schule beim Erwerb von Medienkompetenz
Die vier Dimensionen der Medienkompetenz
Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke unterteilt Medienkompetenz in vier Dimensionen, die bei der Vermittlung im Unterricht abgedeckt sein sollten:
Dimension |
Kompetenzen |
Medienkunde |
· Wissen zur Funktionsweise und Wirkung von unterschiedlichen Medien sammeln · vorhandene und neue Medien bzw. Geräte nutzen können |
Medienkritik |
· erworbene Kenntnisse zu Medien selbst reflektieren und kritisch beurteilen · aktuelle Entwicklungen und Inhalte von Medien differenziert betrachten · eigenes Wissen über Medien permanent erweitern |
Mediennutzung |
· eigene Mediennutzung (Häufigkeit, Dauer, Art und Motivation der Nutzung) selbst reflektieren |
Mediengestaltung |
· Medien stetig verändern und weiterentwickeln · neuartige Kommunikationswege entwerfen, die über die alltägliche Kommunikation hinausgehen |
Medienkompetenz im Lehrplan
Es geht hier nicht darum, schon wieder ein neues Fach zu installieren – Medienkompetenz ist ein Bildungsauftrag an alle Fachrichtungen und sollte als integraler Bestandteil übergreifend im Lehrplan verankert sein. Folgende Aspekte sind dabei essenziell:
- Vermittlung von grundlegenden Fähigkeiten wie der kritischen Analyse von Informationen,
- verantwortungsbewusste Nutzung von Medien,
- Unterscheidung zwischen Fakten und Meinungen,
- Sensibilisierung für Fake News und Desinformation.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, sich aktiv an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen. Ideal wäre es natürlich, wenn Lehrer sich selbst vorbildlich verhalten und über eine hohe Medienkompetenz verfügen.
Eltern als Partner in der Medienbildung
Die Verantwortung für die Vermittlung von Medienkompetenz kann aber nicht nur Aufgabe der Schule sein. Nur durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern kann eine umfassende Medienbildung gewährleistet werden. Eltern spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie die ersten und wichtigsten Bezugspersonen ihrer Kinder sind. Sie sollten sich stets bewusst sein, dass sie eine Vorbildfunktion in Bezug auf den Medienkonsum ihrer Kinder haben. Wesentliche Schritte der Medienerziehung im Elternhaus bestehen darin,
- gemeinsam Regeln für die Mediennutzung aufzustellen (die von allen Beteiligten eingehalten werden sollten),
- den Dialog über Medieninhalte zu fördern und
- kritische Reflexionen zu unterstützen.
Fazit: Medienkompetenz ist systemrelevant!
Ein Mangel an Medienkompetenz stellt zweifellos eine potenzielle Gefahr für die Demokratie dar. Lehrkräfte und Eltern tragen eine gemeinsame Verantwortung, die Medienbildung in der Erziehung zu verankern. Es ist von existenzieller Bedeutung für eine demokratische Gesellschaft, dass Schüler lernen,
- Medien kritisch zu hinterfragen,
- Informationen zu bewerten und
- sich aktiv in gesellschaftliche Diskurse einzubringen.
Nur so kann gewährleistet werden, dass die kommenden Generationen als informierte und verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger die Demokratie und unsere freiheitlichen Werte schützen, stärken und verteidigen.
Links und Quellen
Medienkompetenz von Kindern fördern: Definition, Fragebogen und Maßnahmen
https://www.forum-verlag.com/blog-bes/medienkompetenz-kinder
Kritische Medienkompetenz als Säule demokratischer Resilienz in Zeiten von "Fake News" und Online-Desinformation
https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/digitale-desinformation/290527/kritische-medienkompetenz-als-saeule-demokratischer-resilienz-in-zeiten-von-fake-news-und-online-desinformation/
Manfred Theisen: Nachgefragt. Medienkompetenz in Zeiten von Fake News. Basiswissen zum Mitreden
https://journalistik.online/rezension/manfred-theisen-nachgefragt-medienkompetenz-in-zeiten-von-fake-news-basiswissen-zum-mitreden/
Fake News: Eine Gefahr für die Demokratie
https://www.mimikama.org/fake-news-eine-gefahr-fuer-die-demokratie/
Medienkonsum ohne Medienkompetenz: Eine Gefahr für die Demokratie
https://www.politik-digital.de/themen/medienkonsum-ohne-medienkompetenz-eine-gefahr-fuer-die-demokratie-164836/
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.