Langeweile im Kindergarten

- Was Eltern tun können

Entwicklung und Erziehung
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von Alexandra von Plüskow - Kaminski
Kinder, die kein geeignetes Spielmaterial finden oder deren Lernfreude wenig entgegengekommen wird, können sich schnell langweilen. Was können Eltern in diesen Fällen unternehmen?
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Sven geht gar nicht mehr gerne in den Kindergarten. Er langweilt sich. Ständig spielt er allein und findet kein Spielmaterial, mit dem er sich beschäftigen kann. Meret geht ebenfalls nicht gerne in ihren Kindergarten. Sie langweilt sich, weil ihrer Lernfreude wenig entgegen gekommen wird. Was können Eltern in diesen Fällen unternehmen?

Langeweile

Zunächst einmal ist Langeweile an sich kein schlechtes Gefühl. In der schnelllebigen Zeit, in der Kinder von früh bis spät durch Fernseher, Radio und Co. mit Sinneseindrücken berieselt werden, darf es ihnen auch ruhig einmal langweilig werden. Erinnern Sie sich selbst an die langen Nachmittage daheim, an denen es regnete und sie gar nicht wussten, wohin mit sich und der Langeweile. Dieses „Auf-Sich-Selbst-Angewiesen-Sein“ ist sehr wichtig für die Entwicklung eines stabilen Eigengefühls bei Kindern.

Langeweile in der Kita

Hier sollte differenziert werden, woher die Langeweile Ihres Kindes während des Kindergartenbesuches kommt. Fragen Sie Ihr Kind nach seinen möglichen Erklärungen für die Langeweile, wenn es sich mehrfach darüber beklagt hat. Bitten Sie dann die Erzieherinnen und Erzieher um einen Gesprächstermin.
Schildern Sie dort, was Ihr Kind empfindet und beziehen Sie sich auf die möglichen Gründe. Hören Sie sich aber auch die Sichtweise der Erzieherinnen und Erzieher an.

Lösungswege

Sollte es sich um eine schlichte Langeweile des Kindes aufgrund mangelnder Spielkameradinnen und Spielkameraden oder aufgrund mangelnden Materials handeln, so können Sie gemeinsam mit den Erzieherinnen und Erziehern versuchen, Abhilfe zu schaffen.
In einem Gespräch mit Ihrem Kind sollten sie diesem einerseits verdeutlichen, dass gewisse Phasen der Langeweile auch in den Kindergartenalltag gehören können. Die Bezugspersonen in der Kita sollten gleichsam mit Ihrem Kind besprechen, was genau es vermisst. Durch kooperative Spiele, durch Partnerarbeiten, durch eine phasenweise Öffnung der Gruppen und durch neue Angebote, die auch den Neigungen Ihres Kindes entsprechen, wird so die Langeweile bekämpft werden können.

Hochbegabung

Sollte jedoch eine besondere Begabung Ihres Kindes der Grund für die Langeweile in der Kindertagesstätte sein, so sollten Sie gemeinsam mit dem Personal tätig werden. Schaffen Sie einerseits Raum für Hobbies, die Ihrem Kind liegen und bauen Sie diese in Ihren familiären Alltag ein.
Schauen Sie dann aber auch, wie und zu welchen Zeitpunkten Ihr Kind im Kindergarten gefordert und gefördert werden kann. So könnten beispielsweise besondere, differenzierte mathematische oder sprachliche Angebote bereitgestellt werden. Eine Erzieherin oder ein Erzieher könnte - je nach Möglichkeit - sich intensiver um Ihr Kind kümmern und ihm zusätzliche Anregungen bieten. Ferner sollten Ihrem Kind Kompetenzen übertragen werden. So zum Beispiel im Bereich der Gruppe oder auch im Rahmen von kleineren Aufgaben etwa als Experte oder als Expertin für bestimmte Aufträge. Hier kann es anderen Kindern mit seinem Wissen und Können weiterhelfen.
Gibt es Möglichkeiten, dass die Kita externe Experten hinzuzieht und gegebenenfalls Angebote für besonders begabte Kinder erstellt? Erfragen Sie, welche Chancen sich Ihnen lokal bieten.

Langeweile im Kindergarten darf ab und an einmal sein, sollte aber nicht zum ständigen Begleiter Ihres Kindes werden. Hören Sie also genau hin, wenn Ihr Kind öfter von Langeweile spricht. Besprechen Sie mit ihm genau, woran diese seiner Meinung nach liegen könnte und treten Sie in den Dialog mit den Fachkräften in der Einrichtung. Dies sind erste Schritte, um den Kindergartenalltag abwechslungsreich und anregend zu gestalten - für jedes Kind.
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Über den Autor/die Autorin
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Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

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