Kinder optimal in der Schule unterstützen -

Das sollten Eltern im Blick behalten

Entwicklung und Erziehung
© contrastwerkstatt - Fotolia.com
von Alexandra von Plüskow - Kaminski
Kind von heute muss Erfolg haben. Doch wer legt hinsichtlich dieses Erfolges eigentlich die Messlatte, und was können Eltern tun, damit ihre Familien diesem Druck nicht unterliegen?
Lesedauer:
3 min
Michael Schulte-Markwort, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Universitätsklinikum Eppendorf bringt es in seinem Buch "SuperKids" auf den Punkt. Kinder und Jugendliche von heute und ihre Eltern stehen unter einem enormen Druck – hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Leistungen. Kurzum: Kind von heute muss Erfolg haben. Doch - wer legt hinsichtlich dieses Erfolges eigentlich die Messlatte, und was können Eltern tun, damit ihre Familien diesem Druck nicht unterliegen? Was also ist wichtig, um Kinder optimal in ihrer individuellen Bildungsbiographie zu unterstützen? Der folgende Beitrag nennt Ansätze, wie Familien dem "Superkids"-Eifer begegnen können.

Sich der eigenen Haltung bewusst werden

Ihr Kind besucht die Schule? Dann kommen in Ihnen als Eltern gewiss Hoffnungen, Erwartungen, Ängste und Sorgen hoch. Nehmen Sie sich einmal bewusst die Zeit, sich Ihrer eigenen Haltung zur Schule und zu den Leistungen Ihres Kindes anzunähern. Was bedeuten Leistungen für Sie? Wer legt diese Maßstäbe fest? Welche Sorgen machen Sie sich hinsichtlich des Schulbesuches Ihres Kindes? Gab es in Ihrer eigenen Bildungsbiographie Momente, die Sie möglicherweise auf die Schulzeit Ihres Kindes übertragen? Notieren Sie all Ihre Gedanken – Sie werden sehen, dass sich Schritt für Schritt formt, welche eigene Haltung Sie zum Thema Schule haben.

Liebevolle Aufmerksamkeit

Schulte-Markwort rät Eltern, authentisch zu sein und dem Kind liebevoll und aufmerksam zu begegnen. Wenn Sie Ihre eigene Haltung zur Schule mitsamt allen möglichen Sorgen und Erwartungen kennen, sollten Sie bewusst reflektieren, welche Stärken Ihr Kind mitbringt - und woran es möglicherweise noch arbeiten sollte. Auch wenn Sie Sorgen haben, dass Ihr Kind sich in einer unbekannten Lerngruppe nicht durchsetzen kann, so kann Ihr Kind wiederum ganz andere Erfahrungen machen, etwa weil es selbstbewusst auf andere Kinder zugeht oder sich mit speziellen Fähigkeiten in diese individuelle Lerngruppe hervorragend integriert.
Treten Sie also bewusst zurück und lassen Sie Ihr Kind handeln. Liebevoll begleitet findet es so den Weg in der Schule.

Dialog, bitte

Die liebevolle Begleitung sollte auch in Form eines ständigen Dialoges stattfinden. Fragen Sie Ihr Kind dabei an und nicht ab. Was ist Ihrem Kind in der Schule wichtig? Fühlt es sich wohl dort? Welche Klassenkameraden und Klassenkameradinnen sind bedeutsam für Ihr Kind? In welchen Fächern engagiert es sich - und welche Lehrkräfte vermögen, es zu fesseln? Treten Sie auch mit den Lehrkräften Ihres Kindes in den Dialog. Hierzu sollten Sie die Gesprächs- und Begegnungsangebote der Schule nutzen. Diese sind zum Teil informell wie etwa die Tür- und Angelgespräche beispielsweise über den aktuellen Schultag oder auch formell wie Elternsprechtage, Tage der offenen Tür, Schulveranstaltungen oder Informationsveranstaltungen.
Dinge, die nur Ihr Kind betreffen, sollten Sie ausschließlich im Rahmen eines individuellen Gespräches mit der Lehrkraft thematisieren. Die meisten Lehrkräfte bieten für diese Gespräche Sprechstunden an. Zuvor sollten Sie sich Notizen gemacht haben, um alle relevanten Themen ansprechen zu können.

Neigungen

Besprechen Sie hier etwa, welche Neigungen Ihr Kind daheim und in der Schule zeigt. Gibt es Möglichkeiten, diese auch außerschulisch zu fördern? Manche Schulen bieten etwa vielfältige Angebote im Nachmittagsbereich der Ganztagsschule an. Sportliche oder musikalische Aktivitäten werden aber auch in den meisten Gemeinden angeboten und können von den Familien vor Ort besucht werden.

Geregelter Ablauf

Darüber hinaus sind eine feste Tagesstruktur und ein geregelter Ablauf für Ihr Kind das A und O für schulischen Erfolg. Hierbei sollten Sie beispielsweise auf festgelegte Zeiten für die Mahlzeiten und für das Erledigen der Hausaufgaben achten. Richten Sie Ihrem Kind einen Arbeitsplatz ein, an dem es ungestört lernen kann. Die Hausaufgaben sollte es in der Regel allein bewältigen können und nur ab und an Ihre Unterstützung benötigen. Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kind ausreichend Schlaf bekommt und stressfrei in den nächsten Schultag starten kann.

Und wenn es doch Schwierigkeiten gibt?

Sollten während der Schullaufbahn Ihres Kindes doch Schwierigkeiten auftauchen – seien sie persönlicher oder auch leistungsmäßiger Ursache – so scheuen Sie nicht den weiteren Dialog mit den Lehrkräften. Gemeinsam können Sie zum Beispiel durch schulische Fördermaßnahmen oder auch mithilfe des Eingreifens der Lehrkraft bei etwaigen Störungen in der Lerngruppe gezielt daran arbeiten, die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Neben einer gesicherten Tagesstruktur kommt es also maßgeblich auf ihre eigene Haltung an. Wenn Sie lernen, Ihr Kind mit seinen Fähigkeiten und als eigenständige Persönlichkeit im Blick zu behalten, wird es seine Bildungsbiographie mitsamt allen Übergängen gut meistern.

Michael Schulte-Markwort. SuperKids. Pattloch Verlag. 2016
Beitrag teilen:
Themen:
Leistungsdruck
Lerngruppe
Lehrkräfte
Eltern
Über den Autor/die Autorin
Foto Alexandra von Plüskow-Kaminski

Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

Weitere Beiträge lesen