Die Fahrradprüfung

Wissen und Bildung
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von Jörg Sauer
Radfahren ist wieder so richtig in. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig, fest steht, „83 Prozent aller Haushalte haben mindestens ein Fahrrad (BMVBS)“(1) in ihrem Besitz. Das erfordert von allen Teilnehmern im Straßenverkehr ein gewisses Maß im Einhalten von Regeln. Der nachfolgende Beitrag soll Anregungen geben, um Kindern das grundlegende Rüstzeug zu geben, damit sie sich sicher zunehmend sicherer in den hochkomplizierten Straßenverkehr integrieren.
Lesedauer:
4 min

Ein kurzer Blick ins Geschichtsbuch vornweg


Obwohl es bereits einige Vorläufer gab, so begann die Erfolgsgeschichte des heute weltweit am meisten gebautesten Verkehrsmittels, mit welchem die Menschen erstmals in der Lage waren, längere Strecken ohne fremde Hilfe zurück zu legen, im Jahre

1817 mit der Erfindung des Laufrades durch Carl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn (1785 – 1851).

1861 Bau des Velociped mit Kurbeln am Vorderrad von Pierre Michaux (1813 – 1883)

1870 erstes Hochrad von James Starley (1830 – 1881) unter dem Namen Ariel

1884 Bau des Niederrades mit Kettenübersetzung durch Starley (Neffe des o. g. Starley) und Sutton

1887 Niederräder setzen sich gegen die Hochräder durch, da es zu vielen Verletzungen durch die Benutzer der letzteren Räder kam

1888 Nutzung von Luftbereifung durch den in Irland lebenden schottischen Tierarzt J. B. Dunlop (1840 -1921)

1898 Rad erhält die Karbidlaterne

1904 Ernst Sachs (1867 – 1932) erfindet die Freilaufnabe mit Rücktrittbremse

Damit war die grundlegende Entwicklung des Fahrrades abgeschlossen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten erfolgten zum einen stetige Verbesserungen der Technik (u.a. Bremsen, elektrische Beleuchtung, Gangschaltung, bessere Materialien, …) und zum anderen die Spezialisierung der Räder entsprechend der gewünschten Nutzung (u. Rennräder; „Diensträder“ bei der Polizei, Post, Militär; Tourenräder; …).
v Einige weiterführende Erläuterungen zur Entwicklungsgeschichte des Fahrrades finden Sie dazu unter:
www.fahrradmonteur.de/fahrradgeschichte.php

Wichtige Teile und Funktion des Fahrrades



Teile des Rades
Hierbei lässt sich klassifizieren nach den Teilen, die für das sichere Fahren unbedingt notwendig und denjenigen, die für einen zusätzlichen Fahrkomfort sorgen können.

Der Antrieb
Beim Fahrradfahren wird Kraft in Bewegung umgesetzt. Das ermöglicht der Kettenantrieb. Mit dem Einsatz von Kraft über die Pedalen wird die Tretkurbel betätigt. Das Antriebsrad beginnt sich in Bewegung zu setzen. Die Kette überträgt die Kraft auf das Hinterrad. Das Fahrrad bewegt sich fort.



Nur ein reibungslos funktionierender Kettenantrieb ermöglicht das Fahren. Viele Kinder haben da sicherlich schon ihre Erfahrungen in positiver sowie negativer Hinsicht gemacht, die für das Unterrichtsgespräch genutzt werden sollten.

Tipp: Untersuchungen zum Antrieb in Gruppenarbeit
An mitgebrachten Fahrrädern stellen maximal drei Kinder ihre Untersuchungen an.
Denkbar sind:

Ein Rad ohne Gangschaltung
* Sie betrachten den Kettenantrieb mit seinen Einzelteilen genau, skizzieren ihn auf und bezeichnen die einzelnen Teile. Anschließend beobachten sie den Ablauf im „Zeitlupentempo“ und notieren das Wichtigste.

Ein Rad mit Gangschaltung
* Die Kinder untersuchen den Zusammenhang zwischen großen und kleinen Zahnrädern. Dabei ist es denkbar, dass sie sich Skizzen, Tabellen (mit Angaben über zurückgelegte Wegstrecken mit einen ausgewählten Zahnrad bzw. benötigte Fahrtzeiten,…) anlegen.

* Die Kraft wird vom Tretkurbelzahnrad über die Kette auf ein kleineres Zahnrad des Hinterrades (Gangschaltung) übertragen. Das Hinterrad legt eine kleinere Strecke zurück, für das „Treten in die Pedalen“ wird weniger Kraft benötigt. Beim Fahren bergauf ist das für den Fahrer eine Erleichterung.

* Beim Übertragen der Kraft auf ein großes Zahnrad legt das Rad eine größere Strecke zurück. Für das „Treten in die Pedalen“ wird mehr Kraft benötigt und daher für das Fahren bergab genutzt.

Der Weg zur Fahrradprüfung


In den meisten deutschen Bundesländern ist die Verkehrserziehung einschließlich der Behandlung des Fahrrades ein wichtiger Bestandteil des Sachunterrichtes in der Grundschule. In Sachsen schließt dieser Bereich in dem vierten Schuljahr mit einem Test in Theorie (Fragebogen) und einer praktischen Prüfung durch die Jugendverkehrsschule der Polizei ab.

Darüber hinaus sollten m. E. Querverbindungen zu andern Fächern unbedingt genutzt werden. Denkbar sind die Möglichkeiten zu Werken, aber auch die Fächer Deutsch oder Mathematik können einbezogen werden.

Weiterhin ist es sehr wichtig, die Eltern mit einzubeziehen, denn „Schule“ kann es in diesem Gebiet allein nicht richten. Ein Teil eines Elternabends bietet sich an, um das Thema zu besprechen.

Die folgenden Gebiete sollten in den Unterricht unbedingt mit einfließen:

* Technik des Rades

Funktionsfähigkeit, wichtiger Hinweis, dass ein sehr enger Zusammenhang, zwischen Fahrweise, Pflege des Fahrrades und Fahrbereitschaft besteht

Verkehrstauglichkeit des Fahrrades prüfen

* Grundlegende Verhaltensregeln

Eigene Sicherheit beachten: Helm, Geeignete Kleidung, Geeignetes Schuhwerk (z. B. keine Sandalen)

Sicherheit und gegenseitige Rücksichtnahme

Verkehrszeichen (besonders die Zeichen, die die Vorfahrt regeln, vor allem den Inhalt der Zeichen erläutern)

Vorfahrtsregeln

Rechts- vor Links (Arbeiten mit Skizzen u. ä.)


Beispiele
* Abbiegen

Schrittfolge einhalten: Blick links über die Schulter- Hand nach links- Hände an den Lenker- in die Mitte der Fahrbahn fahren- bis zur Sichtlinie fahren- anhalten- „rundum“ blicken- nochmals Hand nach links- Vorfahrtsregeln beachten- im Bogen nach links abbiegen- Fußgänger beachten.

Bei komplizierten Kreuzungen oder Abbiegungen ist es besser, erst geradeaus zu fahren, dann vom Rad zu steigen und als „Fußgänger“ die Straße zu überqueren.

* Fahrradfahren im Wohnumfeld

Gefahren und Besonderheiten erkennen

Unterrichtsgang mit Beobachtungen

Pläne von der Wohnumgebung nutzen und Fahrstrecken einzeichnen, Gefährdungen markieren

ggf. Partner suchen (Verkehrswacht, ADAC,…)

* Praktische Übungen

Die Möglichkeiten dieser hängen besonders stark von den örtlichen Voraussetzungen ab. Günstig ist es, wenn der eigene Schulhof dafür mit genutzt werden kann. Es sollte stets versucht werden, so viele praktische Übungen wie möglich durchzuführen.

Das sind u. a.:
* sicheres Auf- und Absteigen vom Rad,
* das Abstellen und ggf. Sichern des Fahrrades,
* Üben des Anhaltens,
* Vorfahrt bei gleichberechtigten Straßen beachten,
* Üben des Linksabbiegens


Der Fahrradtest


Theorie
Hier bietet sich das Nutzen von Fragebögen an, welche von den unterschiedlichsten Verlagen angeboten werden. Denkbar ist es natürlich auch, sich selbst einen Fragenbogen zu erstellen.

Praxis
Die beste Variante ist es, sich Prüfer von außen zu holen. Alternativ ist es hier auch möglich, eine Prüfstrecke selbst aufzubauen. Diese sollte die in der Übung genannten Dinge enthalten.

„Wie helfe ich mir selbst?“


Auch bei der besten Vorbereitung kann es schneller als gedacht passieren, dass eine Weiterfahrt plötzlich nicht möglich ist. Deshalb sollte ein Notfallreparaturset dabei bei jeder Tour mit dabei sein.

Folgende Dinge sind empfehlenswert:
Flickzeug (Gummiflicken, Gummikleber, Schmirgelpapier), einen s. g. „Knochen“ (Metallschlüssel mit verschiedenen Mutterngrößen) oder einen verstellbaren Maulschlüssel oder einen passenden Schraubenschlüssel, einen breiten Schraubenzieher oder Hebel zur Montage, eine Luftpumpe, etwas Fahrradöl, eine Ersatzlampe und einen Lappen.

Die auf der Checkliste ausgewählten Störungen sollten im Unterricht mit thematisiert werden. Besonders günstig ist es, wenn diese Defekte auch praktisch behoben werden können.

Download der Checkliste zur Weiterfahrt

Linktipps


» www.grundschulmarkt.com/fahrrad.htm
» www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/..
» www.kidsnet.at/sachunterricht/fahrrad.htm
» www.adfc.de
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Themen:
Fahrrad
Prüfung
Verkehrserziehung
Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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