Einzelkinder:

So fördern und fordern Eltern ihre Kinder

Entwicklung und Erziehung
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von Alexandra von Plüskow - Kaminski
Inzwischen ist knapp jedes vierte Kind in Deutschland ein Einzelkind. Gründe hierfür gibt es viele. Neben Trennungen und Scheidungen, biologischen Ursachen etc. ist vielfach einfach die Entscheidung, nur ein Kind zu bekommen der ausschlaggebende Faktor.
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Ella lebt allein mit ihren Eltern in einem Haushalt. Tobias ist der einzige Sohn seiner Eltern. Diese haben sich getrennt, der Junge wächst bei seiner Mutter auf. Inzwischen ist knapp jedes vierte Kind in Deutschland ein Einzelkind. Gründe hierfür gibt es viele. Neben Trennungen und Scheidungen, biologischen Ursachen etc. ist vielfach einfach die Entscheidung, nur ein Kind zu bekommen der ausschlaggebende Faktor.

Einzelkinder - verwöhnt und sozial unkompatibel?

Einzelkindern eilt oftmals kein guter Ruf voraus. Sie seien verwöhnt und könnten sich nicht in Gruppen einfügen. Besserwisserisch und altklug wären sie, so heißt es. Das Gegenteil ist häufig der Fall. Viele Einzelkinder haben eine sehr gute und intensive Beziehung zu ihren Eltern. Dadurch, dass diese oft in der Lage sind, sich engagiert mit dem Kind auseinanderzusetzen, verfügen sie über einen breiten Wissensschatz und können sich in der Regel gut verbal ausdrücken.

Dadurch, dass sie ohne Geschwister auskommen, leben Einzelkinder in vielen Fällen ohne eine ausgeprägte Ellenbogenmentalität, haben aber auch früh gelernt, Freundschaften aufzubauen und diese auch zu pflegen.

Stärken von Einzelkindern ausbauen

Dies gehört eindeutig zu den Stärken vieler Einzelkinder. Weil sie beliebt sind in ihrem Freundes- und Schulumfeld, erhalten sie oftmals von anderen Kindern Kompetenzen übertragen – wie etwa das Amt des Klassensprechers bzw. der Klassensprecherin. Da einige Einzelkinder über ein breites Wissen verfügen und durch den engen Kontakt mit den Eltern wissen, welche Quellen sie zur Wissenserweiterung nutzen können, können sie beispielsweise in der Kindertagesstätte oder auch in der Schule als Experten tätig werden. Sie können andere Schülerinnen und Schüler beraten und in ihrem Lernen unterstützen.

Schwächen von Einzelkindern mildern

Eine mögliche Schwäche ist hingegen bei einigen Einzelkindern das mangelnde Einfühlungsvermögen in andere Personen. Geschwisterkinder trainieren das in ihrem Alltag ständig. Ob Glück oder Missgeschicke, irgendetwas geschieht in einer Geschwisterkind-Familie immer. Somit lernen Geschwisterkinder schon rasch, sich in die Geschwister einzufühlen – und schaffen es auch, dies auf andere Personen zu übertragen. Sollte ein gutes Wissensrepertoire dazu führen, dass ein Einzelkind als besserwisserisch und eher vorlaut wirkt, so sollten Sie mit Ihrem Kind darüber sprechen. Erklären Sie ihm, wie dieses Verhalten von anderen Personen aufgenommen wird und zeigen Sie ihm Strategien auf, dies zu vermeiden. In Ihrem Beisein etwa können Sie Zeichen ausmachen, wenn das besserwisserische Verhalten Ihres Kindes wieder zutage tritt. Ihr Kind kann dann versuchen, die Situation anders zu gestalten.

Gemeinschaft fördern bei Einzelkindern

Vermeiden Sie ebenfalls, dass Ihr Kind ausschließlich unter Erwachsenen groß wird. Recht früh sollte es schon an Gruppenaktivitäten teilnehmen, beispielsweise auch Kindergruppen besuchen, in denen interagiert wird und in denen das Einhalten von Regeln eine Rolle spielt. Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Raum, Gleichaltrige treffen zu können. Sei es in Form von Verabredungen mit Kindergarten- und Schulfreunden oder aber in Form von unverbindlichen Begegnungen auf Spielplätzen oder in Parks. Hier lernt es ganz nebenbei, Kontakt zu anderen Kindern zu knüpfen und auf deren Bedürfnisse einzugehen, bzw. sich selbst auch durchzusetzen.

Ob besserwisserisch, eigenbrötlerisch, verwöhnt oder aber selbstbewusst und gemeinschaftsfähig. „Das typische“ Einzelkind gibt es nicht. Und ganz genau wie Geschwisterkinder haben diese natürlich Vorteile, müssen aber in ihrem Alltag auch Nachteile erdulden. Es kommt nur darauf an, wie sie damit umgehen.
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Über den Autor/die Autorin
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Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

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