Bei uns zu Hause sprechen wir zwei Sprachen

- Bilinguale Familien

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von Alexandra von Plüskow - Kaminski
Sie sind mit unterschiedlichen Muttersprachen aufgewachsen? Sollen Sie Ihre Kinder bilingual erziehen oder birgt dies gegebenenfalls Risiken in sich? Der folgende Beitrag möchte zeigen, welche Chancen in einer bilingualen Erziehung stecken.
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Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin sind mit unterschiedlichen Muttersprachen aufgewachsen? Sollen Sie Ihre Kinder bilingual erziehen - oder birgt dies gegebenenfalls Risiken in sich? Der folgende Beitrag möchte Ihnen zeigen, welche Chancen in einer bilingualen Erziehung stecken und worauf Sie bei der Umsetzung achten sollten.

Bilingual - was heißt das?

Bilingual aufzuwachsen heißt, dass man in der Lage ist, zwei Sprachen zu sprechen und zu verstehen. Dabei ist es manchmal so, dass eine der Sprachen die dominante ist (häufig die Umgebungssprache), die andere wiederum nicht so ausgeprägt ist. Dies hängt aber sehr von Individuum zu Individuum ab und kann auch phasenweise anders gewichtet sein. In einigen Fällen ist auch der rezeptive, also der aufnehmende Teil des Bilingualismus, ausgeprägter als der aktiv-sprechende.
Bilingualismus entsteht entweder beispielsweise innerhalb einer Familie, in der Kinder beiden Sprachen gleichwertig von klein auf begegnen oder aber als so genannter Zweitspracherwerb in der Regel in der Schule.

Bilinguale Familien

Bilinguale Familien sind Familien, in denen beide Elternteile jeweils mit einer anderen Muttersprache groß geworden sind. Dies impliziert immer, dass sie auch in anderen Kulturen aufgewachsen sind. Wenn Sie sich entschließen, Ihre Kinder zweisprachig zu erziehen, so werden darüber hinaus immer die Kulturen Ihrer Muttersprachen Einfluss auf Ihre Kinder haben. Diese wachsen also nicht nur zweisprachig heran, sondern sie tragen auf Schritt und Tritt interkulturelle Inhalte in sich.

Mögliche Bedenken

Bis heute haben sich einige Vorurteile hinsichtlich einer bilingualen Erziehung von Kindern gehalten. So soll es beispielsweise zu einer Sprachverwirrung führen, wenn diese verschiedenen Sprachen gleichzeitig ausgesetzt sind. Mögliche Sprachverzögerungen werden ebenso häufig angeführt.
Richtig ist, dass es im Verlaufe des bilingualen Sprachlernprozesses immer wieder zu Pausen kommen kann, genauso wie beim regulären Erwerb einer Erstsprache. Der Spracherwerb eines Kindes verläuft größtenteils über die Imitation und ist stets geprägt von Pausen, plötzlichen Sprüngen und auch durch das Erzeugen und Korrigieren von Fehlern. Sollte dies also während des bilingualen Spracherwerbs geschehen, so gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Dies ist ein ganz normaler Vorgang.

Regeln, an die Sie sich halten sollten

Kinder sind in der Lage, die verschiedenen Sprachen und deren Grammatiken auseinanderzuhalten. Sollten Sie Ihre Kinder zweisprachig in Ihren Muttersprachen erziehen, so sollten Sie und Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin sich strikt an die so genannte 1:1-Regel halten. Das heißt: ein Partner, eine Sprache. Sprechen Sie ausschließlich in Ihrer Sprache mit Ihren Kindern. Sollten diese dann in der anderen Sprache - häufig in der Umgebungssprache - sprachlich reagieren, so bleiben Sie standfest und nehmen Sie diese sprachlichen Äußerungen wiederum in Ihrer Sprache auf.

Möglichkeiten, die Sprache in den Alltag einzubeziehen

Ihre Kinder sollten Sie und Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin als sprachliche Vorbilder erleben. Aber auch die Kultur Ihres Herkunftslandes sollte mit in die Erziehung einfließen. Greifen Sie beispielsweise Bräuche der verschiedenen Feste auf oder lesen Sie regelmäßig Bilderbücher und Geschichten in Ihrer Sprache vor. Spielen Sie Spiele Ihres Kulturkreises und versuchen Sie, Reisen dorthin zu machen, damit Ihre Kinder die zweite Sprache auch praktizieren können.

Mancherorts wird Ihr Kind Vorurteilen etwa in der Kindertagesstätte oder in der Schule begegnen. Bitten Sie von vornherein die Erzieherinnen und Erzieher bzw. die Lehrkräfte darum, dass Sie einmal oder auch von Zeit zu Zeit die jeweiligen Lerngruppen besuchen können, um dort zum Beispiel Feste und Bräuche Ihrer Kultur vorzustellen und kleine Lieder in Ihrer Sprache mit den Kindern dort einzuüben. Sehr schnell wird das Verständnis für Ihr Kind und die Neugier auf dessen zweite Herkunftssprache wachsen.

Bilingual aufzuwachsen ist nicht nur in der heutigen, multikulturell geprägten Gesellschaft eine große Chance, die Sie - so Sie die Voraussetzungen mitbringen - Ihren Kindern unbedingt eröffnen sollten. Ganz sicher entwickeln diese dadurch ein gutes Gefühl für Sprache und Sprachen. In der Regel fällt es ihnen leichter, auch im weiteren Lebensverlauf fremde Sprachen zu erlernen. Und: Sie sind es von klein auf gewöhnt, das Vertraute mit dem Fremden zu vergleichen. Genau dies ist von unschätzbarem Wert hinsichtlich einer interkulturellen Erziehung.
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Über den Autor/die Autorin
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Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

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