Klimaangst und Klimadepression

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von Christine Kammerer
Viele Menschen haben Angst vor dem Klimawandel. Bei einigen nimmt diese Angst krankhafte Züge an. Sie führt zu Angstzuständen und sogar zu Depressionen. Deswegen beschäftigen wir uns in diesem Beitrag mit einigen wichtigen Fragen rund um die Themen Klimaangst und Klimadepression.
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Viele Menschen haben Angst vor dem Klimawandel. Bei einigen nimmt diese Angst krankhafte Züge an. Sie führt zu Angstzuständen und sogar zu Depressionen. Deswegen beschäftigen wir uns in diesem Beitrag mit einigen wichtigen Fragen rund um die Themen Klimaangst und Klimadepression:

  • Wie kann man sich solche Erkrankungen erklären?
  • Wie unterscheidet man zwischen Ängsten, die einen realen Bezug haben und solchen, die krankheitswertig sind?
  • Wie erkennt man eine Depression?
  • Und wie geht man mit emotionalen Belastungen um, die aus Klimaangst resultieren?

Krankhafte Klimaangst

Vielen Menschen, die sich intensiv mit dem Klimawandel beschäftigen, geht es damit nicht gut. Bei den Aktivisten kann das auch an Überlastung und Schlafmangel liegen. Sie spüren die große Last der Verantwortung auf ihren Schultern. Hinzu kommen meist auch noch andere Probleme im privaten, beruflichen oder schulischen Kontext. Nicht allen Betroffenen gelingt es, ihre Sorgen zumindest für eine gewisse Zeit am Tag abzuschütteln. Sie türmen sich immer mehr auf, bis die Überlast und damit auch der Leidensdruck zu groß wird. Da hilft nicht einmal mehr das Verständnis und die Empathie anderer Menschen. Die Angst vor der Zukunft sitzt so tief, dass sie zum Auslöser für psychische Krankheiten wird.

Angemessene und krankhafte Angst

Es ist durchaus normal, angemessen und gesund, angesichts des Klimawandels hin und wieder eine gewisse Angst zu verspüren. Die Klimakrise ist eine Realität, insofern gehören solche Ängste in die Kategorie „Realangst“. Die damit verbundenen Gefühle lösen unser Alarmsystem aus und dienen unserer Motivation. Sie aktivieren uns im besten Falle, Lösungen zu suchen. Werden diese Ängste nicht bewusst akzeptiert, sondern verdrängt, verfestigt sich der innere Widerstand und führt zwangsläufig zu psychischen Störungen wie etwa einer generalisierten Angststörung oder der Depression.

Klimadepression

Wenn Angst zunehmend bedrückt, die auslösende Krise aber nicht durch eigenes Zutun bewältigt werden kann, sondern sich im Gegenteil die Situation sogar immer weiter zu verschlechtern scheint und auf eine vermeintlich ausweglose Lage zusteuert, stellt sich Depression ein. Betroffene fixieren sich auf die Katastrophe und glauben für sich zu erkennen, dass die Situation vollkommen außer Kontrolle ist. Sie fühlen sich ohnmächtig, können nicht mehr schlafen, sich nicht mehr konzentrieren, verlieren ihren Appetit und geraten dadurch in einen Teufelskreis, aus dem sie sich selbst nicht mehr befreien können. Ihnen ist nicht damit geholfen, wenn andere sie trösten wollen mit Kommentaren wie „alles nicht so schlimm“. Sie sehen den Schimmer am Horizont nicht mehr und sind vermutlich auf therapeutische Unterstützung angewiesen, um den Weg aus der Dunkelheit zu finden.

Fazit: Wege aus der Krise suchen

Es ist für Menschen mit Klimaangst nicht hilfreich, wenn andere Gefahren des Klimawandels leugnen oder verharmlosen. Man sollte Gefühle der Betroffenen ernst nehmen und sich damit auseinandersetzen. Man kann beispielsweise hinterfragen, was konkret die Befürchtungen auslöst: Ist es die Sorge, dass Naturkatastrophen wie Brände und Überschwemmungen häufiger werden? So bekommen die Ängste einen realen Kontext. Man verliert sich nicht mehr in abstrakten Katastrophenszenarien, sondern lernt, die eigenen Ängste zu akzeptieren. Hier hilft ein achtsamer Umgang mit den eigenen Gedanken und Gefühlen, die man bewusst zulassen, aber eben auch wieder ziehen lassen sollte. Das kann man lernen und im Elternhaus sowie an der Schule vermitteln. Denn nur wer die nötige Gelassenheit im Umgang mit Krisen erwirbt, kann sich auch mit vollem Einsatz auf die Lösung der Probleme konzentrieren. Zu einer gesunden inneren Haltung trägt auch ein positives Weltbild bei: Wir dürfen beruhigt darauf vertrauen, dass Menschen als biologische Wesen darauf programmiert sind, ihren Nachwuchs zu schützen und sich im Ernstfall kooperativ zu verhalten.

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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