Wie entsteht die Lust am Lernen?

Wissen und Bildung
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von Christine Kammerer
Kinder und Jugendliche haben immer wieder einmal Phasen, in denen ihnen die Lust am Lernen vergeht. Das ist meistens dann der Fall, wenn sie beim Wissenserwerb oder beim Erlernen neuer Fähigkeiten frustriert werden, sei es durch Misserfolge oder durch unangenehme emotionale Erfahrungen mit beteiligten Menschen.
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Kinder und Jugendliche haben immer wieder einmal Phasen, in denen ihnen die Lust am Lernen vergeht. Das ist meistens dann der Fall, wenn sie beim Wissenserwerb oder beim Erlernen neuer Fähigkeiten frustriert werden, sei es durch Misserfolge oder durch unangenehme emotionale Erfahrungen mit beteiligten Menschen.

Damit sie sich nach solchen Phasen wieder berappeln können, ist es wichtig, von Anfang an ein Fundament für erfolgreiche Lernprozesse zu legen. Wenn Eltern und Erziehende einige grundlegende Regeln befolgen, können sie ihren Kindern die Grundlagen des Erwerbs von Wissen und Fähigkeiten spielerisch nahebringen, so dass diese die Lust am Lernen ein Leben lang behalten.

Entwicklung des Gehirns

Unser Gehirn ist ein Wunderwerk der Informationsverarbeitung. Unmittelbar nach der Geburt beginnen die Sinnesorgane damit, Signale aus der Umwelt aufzunehmen. Alles, was das Kleinkind hört, riecht, fühlt oder schmeckt, wird verarbeitet. Mit diesen frühen Erfahrungen wird das Fundament gelegt, auf denen das Kind später aufbaut. Jedes Kind ist ein wenig anders. Es entwickelt sehr früh seine ganz eigenen Bedürfnisse und Neigungen. Um die Lust am Lernen zu wecken, sollte man von Anfang an die geeignete Kost für die Sinne „zufüttern“.

Lernlust bei Interesse

Lernlust kann nur entstehen, wenn Kinder die Gelegenheit bekommen, Dinge zu tun, die sie wirklich interessieren. Die Förderung sollte stark auf die Persönlichkeit des Kindes abgestimmt sein. Bei jedem Kind gibt es bestimmte Entwicklungsphasen, in denen Lernprozesse leichter vonstattengehen. Sie lernen langfristig erfolgreicher, wenn bestimmte Lernangebote zur rechten Zeit gemacht werden – nämlich dann, wenn Interesse vorhanden ist. Der beste Ratgeber in Bezug auf Zeitpunkt und Lerninhalte ist das Kind selbst.

Selbstbestimmtes Lernen

Eltern und Erziehende sollten sorgfältig beobachten,
  • welche Fragen ein Kind stellt,
  • wofür es sich gerade interessiert und
  • was es sich wünscht.
Die Dinge und Aktivitäten mit denen es zufrieden und glücklich ist wie zum Beispiel Bücher, Sport oder Spiele geben eindeutige Anhaltspunkte. Letztlich kann man darauf vertrauen, dass sich das Kind die Inhalte, die es in einer bestimmten Phase braucht, selbst sucht. Es ist von Natur aus darauf „programmiert“. Wenn Eltern feine Antennen für die Bedürfnisse des Kindes haben, nehmen sie die Signale wahr, denn schon Babies können diese auf vielfältige Weise durch Lachen, Weinen, Mimik und Gestik ausdrücken. Kinder sind von Natur aus neugierig und wissbegierig und sie holen sich genau das, was sie brauchen. Entscheidend sollte letztlich nicht das sein, was die Eltern wollen, sondern was das Kind mitbringt und was es will.

Überangebot erstickt Lernfreude

Der Entwicklungsprozess eines Kindes ist schon kompliziert genug, deswegen ist ein Überangebot kontraproduktiv. Man kann bestimmte Entwicklungen wie den Spracherwerb nicht erzwingen oder vorwegnehmen. Es ist auch sinnlos, Dinge anzubieten, die noch nicht verarbeitet werden können. Das kann sogar dazu führen, dass dieses Angebot ein für alle Mal abgelehnt wird. Vor allem aber werden Kinder dadurch verunsichert: Sie zweifeln an ihrer eigenen Wahrnehmung in Bezug auf das, was für sie wirklich wichtig ist. Wenn sie aber ihren Entwicklungsprozess - mit Unterstützung der Eltern und Erziehenden - selbst in die Hand nehmen dürfen, lernen sie auch, mehr und mehr auf ihr eigenes Empfinden zu vertrauen.

Motivation fördert Lernerfolg

Für ein Kind steht vor jedem noch so kleinen Entwicklungsschritt ein komplizierter Lernprozess. Daher sollten wir seine Bemühungen immer wieder ausdrücklich loben und wertschätzen. Dreh- und Angelpunkt dieser kindlichen Welt ist zunächst in aller Regel die Mutter, die ihr Kind bei jedem Schritt ermutigt. Es erweitert seinen Bewegungsradius und verlässt seine geborgene kleine Welt, um Neuland zu erobern. Das bedarf einer starken Motivation. Deswegen braucht es auf dem hindernisreichen Weg in die Selbständigkeit viele Anregungen und jede Menge Ermutigung, Unterstützung und Förderung. Im besten Falle sind viele Lernprozesse eines Kindes emotional positiv besetzt. Es kommt zu neuen Verknüpfungen im Gehirn. Kinder, die gelernt haben, zu lernen, lernen später effektiver. Sie können die Lorbeeren ihres Lernerfolges ernten und sich selbst dadurch motivieren, weiter zu machen.

Fazit: Lebenslange Lernlust ist erlernbar

Es ist ein altes Gerücht, dass der Mensch seine Lernfähigkeit mit zunehmendem Alter einbüßt. Wenn die Grundlagen erst einmal gelegt sind, können wir ein Leben lang erfolgreich und mit Lust lernen. Das funktioniert am besten, wenn wir die Mechanismen des Gehirns optimal nutzen: Unser Gehirn vergleicht neue Informationen zuerst mit vorhandenen Wissensbeständen. Deswegen macht es Sinn, den Einstieg in ein neues Thema so zu gestalten, dass bereits vorhandene Wissensbestände wieder aktiviert werden. Das kann beispielsweise mithilfe von Mindmaps erfolgen. Es ist zudem immer hilfreich, sich konkret mit dem Nutzens des Wissens bzw. der Fähigkeit zu beschäftigen, der mit dem Erlernen bestimmter Inhalte verfolgt wird. Es motiviert zusätzlich, wenn das Thema wissenschaftlich, kulturell, gesellschaftlich oder persönlich von Interesse ist.

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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