Wie Kinder RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten und lernen, selbstbewusst zu sein
Wie Kinder RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten und lernen, selbstbewusst zu sein
âNobody is perfectâ, diese Binsenweisheit ist jedem vertraut. Dennoch sind Misserfolge nicht leicht zu verkraften, weshalb RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten gelernt sein will â auch wenn niemand perfekt ist, wĂŒnschen es sich doch die meisten Menschen. Das liegt nicht zuletzt an unserer Gesellschaft: Erfolg zĂ€hlt, ĂŒber Misserfolge spricht man lieber nicht. Dass RĂŒckschlĂ€ge verarbeitet werden und eine Chance sein können und der Wert eines Menschen sich nicht an der Zahl seiner Erfolge messen lĂ€sst, mĂŒssen Kinder jedoch erst lernen. Eltern können bei der Verarbeitung von RĂŒckschlĂ€gen die Rolle eines Begleiters und Coachs einnehmen.
RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten, denn sie gehören zum Leben
Eine schlechte Note, ein verpasster Sieg in der gewĂ€hlten Sportart oder die ausgebliebene Einladung zur Party, all das sind alltĂ€gliche Misserfolge im Leben eines Kindes. Wie Tochter oder Sohn damit umgehen, RĂŒckschlĂ€ge zu verarbeiten, hĂ€ngt zunĂ€chst vom individuellen Charakter ab. WĂ€hrend die einen ein (oft auch nur gefĂŒhltes) Scheitern als Ansporn betrachten und sich danach mit umso mehr Eifer engagieren, lassen sich andere durch RĂŒckschlĂ€ge entmutigen. Das kann leicht zum Teufelskreis werden: Ich habe versagt, also bin ich nichts wert - eine solche Erkenntnis drĂŒckt aufs Selbstbewusstsein und fĂŒhrt fast zwangslĂ€ufig zum nĂ€chsten Misserfolg. Daher ist es umso wichtiger, Kindern zu helfen, RĂŒckschlĂ€ge zu verarbeiten.
RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten: Erfolg oder Misserfolg ist eine Frage der Interpretation
Aber wie lernen Kinder und Jugendliche, dass RĂŒckschlĂ€ge verarbeitet werden mĂŒssen und zum Leben dazu gehören? Was befĂ€higt sie, dran zu bleiben und sich nicht entmutigen zu lassen? Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Selbstbewusstsein zu. Aus der Resilienzforschung ist bekannt, dass selbstbewusste Persönlichkeiten Misserfolge anders interpretieren als weniger selbstbewusste Menschen und RĂŒckschlĂ€ge zu verarbeiten ihnen demnach leichter fĂ€llt. Wer an die eigenen FĂ€higkeiten glaubt, schreibt ein Scheitern eher den Ă€uĂeren UmstĂ€nden zu als dem eigenen Können. Weniger Selbstbewusste verarbeiten RĂŒckschlĂ€ge hingehen deutlich schlechter und beziehen jeden auf sich selbst, sodass sie sich beim nĂ€chsten Versuch noch weniger zutrauen. Auch kommen Selbstbewusste besser mit negativer Kritik klar, wĂ€hrend die Zweifler dazu tendieren, Situationen und oder den Kontakt mit Menschen, die sie kritisieren könnten, zu meiden.
RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten und aus ihnen lernen
Wer sein Kind dabei unterstĂŒtzen möchte, RĂŒckschlĂ€ge zu verarbeiten und sich nicht von ihnen entmutigen zu lassen, muss verstehen, was dabei konkret geschieht. Ein Scheitern ist zunĂ€chst ein Schock. Je gröĂer die Niederlage und je einschneidender die Folgen, desto tiefer sitzt der Frust und desto mehr muss der RĂŒckschlag verarbeitet werden. Lassen Sie sich also nicht von gespielter Nonchalance tĂ€uschen: Niemand, auch coole Teenager nicht, scheitert gern. Wer ein Ziel nicht erreicht, die soziale Anerkennung nicht erhĂ€lt oder einsehen muss, einer Herausforderung nicht gewachsen zu sein, ist geschockt. Danach folgt meist eine Phase der Trauer: Wer scheitert, fĂŒhlt sich schlecht, auch wenn das nicht immer auf Anhieb sichtbar ist.
RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten und als Chance sehen - wichtig fĂŒr Eltern
Beim konstruktiven Umgang und bei der Verarbeitung von RĂŒckschlĂ€gen helfen Sie Ihrem Kind, wenn Sie die folgenden Hinweise beachten:
Sie sind Vorbild!
Auch wenn die Verarbeitung von RĂŒckschlĂ€gen stark vom Charakter Ihres Kindes abhĂ€ngt, wird Selbstbewusstsein auch gelernt. Eltern sind in diesem Fall Vorbilder. Ăberdenken Sie daher Ihren eigenen Umgang mit RĂŒckschlĂ€gen und wie Sie RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten. Mehr als alle Worte zĂ€hlt Ihr Verhalten: Wenn Sie gelassen mit RĂŒckschlĂ€gen umgehen, helfen Sie Ihrem Kind, das ebenfalls zu tun.
Du bist wertvoll!
Wer eigene oder Ă€uĂere Erwartungen nicht erfĂŒllt, kann leicht das GefĂŒhl erhalten, nichts wert zu sein. Dann fĂ€llt das Selbstbewusstsein in den Keller. Zeigen Sie Ihrem Kind deshalb immer wieder, wie sehr Sie es schĂ€tzen und mögen, ganz unabhĂ€ngig von tollen Noten, super Leistungen oder einem riesigen Freundeskreis. Wenn Kinder erfahren, dass sie Fehler machen dĂŒrfen und trotzdem geliebt werden, stĂ€rkt das ihr Selbstbewusstsein und sie lernen, RĂŒckschlĂ€ge besser zu verarbeiten.
Nicht alles abnehmen!
RĂŒckschlĂ€ge verarbeiten und aus ihnen lernen gelingt nur, wenn wir auch RĂŒckschlĂ€ge erleben. Packen Sie Ihr Kind deshalb nicht in Watte und nehmen ihm alles ab. Nur so lassen sich Selbstbewusstsein und WiderstandsfĂ€higkeit trainieren, die fĂŒr ein gutes Leben unabdingbar sind. Denn selbstbewusste Menschen gehen eine Herausforderung erneut an, auch wenn sie einmal daran gescheitert sind, da sie wissen, wie RĂŒckschlĂ€ge verarbeitet werden können.
Ermutigen!
Misserfolge tun weh - trösten Sie Ihr Kind, wenn es scheitert, helfen Sie dabei, neue Perspektiven zu entwickeln und beraten Sie ĂŒber den Weg zum Ziel. Alles andere muss Ihr Kind selbst schaffen, um kĂŒnftig RĂŒckschlĂ€ge nachhaltig zu verarbeiten. Wenn es dann Erfolg hat, loben Sie es - fĂŒr das gute Ergebnis, aber auch fĂŒr den Mut wieder aufzustehen und es erneut zu versuchen.
Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der KĂŒnste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.