Das eigene Kind im Blick - Schluss mit dem Vergleichen

Entwicklung und Erziehung
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von Alexandra von Plüskow - Kaminski
Neulich stöhnte meine junge Kollegin, die ein einjähriges Kind hat: „Wenn nicht ewig solch ein Zwist zwischen den Müttern wäre - da sind Stillmütter gegen die Flaschenmütter, arbeitende Mütter gegen die, die zu Hause sind.“ Und sie fuhr fort: „Wir machen uns gegenseitig verrückt damit, welches Kind was zu welchem Zeitpunkt kann.“
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Neulich stöhnte meine junge Kollegin, die ein einjähriges Kind hat: „Wenn nicht ewig solch ein Zwist zwischen den Müttern wäre - da sind Stillmütter gegen die Flaschenmütter, arbeitende Mütter gegen die, die zu Hause sind.“ Und sie fuhr fort: „Wir machen uns gegenseitig verrückt damit, welches Kind was zu welchem Zeitpunkt kann.“
So früh beginnt es also, das Vergleichen des eigenen Kindes mit anderen.

Lotta kann aber schon … Max noch nicht

Professor Dr. Michael Schulte-Markwort, Kinder- und Jugendpsychiater, findet eine Antwort auf das Dilemma der heutigen Superkids. Diese Kinder sollen vielseitig begabt und interessiert sein - und auf keinen Fall „versagen“. Doch - wer hat dies eigentlich festgelegt? Die Eltern, die Gesellschaft, die Schule?

Eltern von heute sind zunehmend unsicher darin, was ihre Kinder wann können müssen und sollen. Und sie wünschen sich vor allem eines: Erfolg für ihr Kind. Denn: Versagt dieses, so haben sie selbst versagt - glauben sie.

Abwägen unter den Eltern

Stellt man das eigene Kind also fortwährend anderen Kindern gegenüber, so gerät man automatisch in einen Kreislauf des Vergleichens des eigenen Handelns mit dem der anderen Eltern. Wenn Lotta bereits krabbeln kann, Max aber noch nicht - ja, was habe ich als Mutter dann also falsch gemacht? Wie genau kann ich Max fördern, damit auch er schnellstmöglich das Krabbeln erlernt? Und was, wenn das Kind auch noch Probleme in der Schule aufweist …? Die Angst vor dem möglichen „Versagen“ des eigenen Kindes impliziert in vielen Fällen die eigene Sorge der Eltern, etwas falsch zu machen und ggf. selbst zu versagen.

Resonanz

Hartmut Rosa schuf mit seiner „Resonanz Pädagogik“ einen wichtigen Ansatz für das Lernen in der Schule. Doch auch zu Hause ist es wichtig, dass Ihr Kind sein „Angenommen-Sein“ in der Familie spürt. Resonanz bei ihm hervorzurufen bedeutet, Ihr Kind in seiner Persönlichkeit anzusprechen. Was interessiert es wirklich? Wie beziehen wir das Kind, jedes einzelne Kind, in die Gestaltung des Familienalltags ein? Wo steht es gerade mit seinen eigenen Bedürfnissen - wie können wir als Eltern es in seinen Stärken fördern? Und - welche Schwächen hat es, wie können wir es unterstützen?

Mögliche Ansprechpartner

Treten gravierende Schwächen auf, bei denen Sie sich selbst als Eltern große Sorgen machen und sich unsicher sind, ob eventuell eine schwerwiegendere Problematik vorliegen könnte, so ist Ihr Ansprechpartner zunächst der zuständige Kinder- und Jugendarzt. Schildern Sie ihm diese Beobachtungen und Eindrücke und bitten Sie diesen um eine Einschätzung. Er wird Ihnen entweder die Sorgen nehmen können oder Ihr Kind an weitere Experten überweisen, die Ihnen weiterhelfen können.

Und wie verhalten Sie sich Eltern gegenüber, die ständig weiterhin vergleichen? Am besten ziehen Sie sich aus solchen Diskussionen heraus. Versuchen Sie, eine Distanz zu diesen Gesprächen zu entwickeln und die Frage dahinter zu erkennen: Was genau steckt hinter dem Vergleichen? Zumeist ist es die Sorge um das eigene Kind - und das ist in der heutigen Zeit nur allzu sehr nachzuvollziehen.
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Über den Autor/die Autorin
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Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

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