Essstörungen erkennen

Entwicklung und Erziehung
© RioPactura Images - Fotolia.de
von Ulrike Lindner
Wenn Jugendliche immer dünner werden oder kaum noch etwas essen, wenn Reden und Denken nur noch ums Essen kreisen und sehr schlanke Teenager sich als „fett“ empfinden, schrillen bei Eltern und Lehrern schnell die Alarmglocken. Kein Wunder – nach aktuellen Studien, unter anderem vom Robert Koch Institut in Berlin, zeigt ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren , die allermeisten davon Mädchen.
Lesedauer:
2 min
Wenn Jugendliche immer dünner werden oder kaum noch etwas essen, wenn Reden und Denken nur noch ums Essen kreisen und sehr schlanke Teenager sich als „fett“ empfinden, schrillen bei Eltern und Lehrern schnell die Alarmglocken. Kein Wunder – nach aktuellen Studien, unter anderem vom Robert Koch Institut in Berlin, zeigt ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren Symptome einer Essstörung, die allermeisten davon Mädchen.

Oft kündigen sich Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating schleichend an. Auch die körperlichen Veränderungen fallen manchmal erst spät auf, da sich infolge der Pubertät sowieso viele Jugendliche körperlich verändern. Hinzu kommt, dass betroffene Mädchen sich oft große Mühe geben, ihre Essprobleme zu verheimlichen.

Warnzeichen beachten


Nicht jeder Gewichts-Verlust muss gleich die Magersucht ankündigen. Dennoch reicht manchmal eine Diät aus, um in die Störung hineinzurutschen. Es ist daher sinnvoll, wachsam zu bleiben und ungewöhnliches Verhalten auch einmal zu hinterfragen. Hellhörig sollten Eltern und andere Bezugspersonen werden, wenn Jugendliche:

  • plötzlich viel Gewicht verlieren (mehr als 6 Kilogramm in den letzten drei Monaten)
  • nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten der Familie teilnehmen,
  • ihr Essen ständig selbst zubereiten,
  • sich sehr intensiv mit Lebensmitteln und deren Kaloriengehalt beschäftigen,
  • unzufrieden mit dem eigenen Äußeren sind, sich zu dick finden und panische Angst vor Gewichtszunahme haben,
  • sich trotz Untergewicht als zu dick empfinden,
  • sich sehr oft wiegen,
  • extrem viel Sport treiben.

Problematisch ist für viele Familien, dass Vorhaltungen und Vorwürfe von Mutter und Vater in der Regel wenig fruchten, wenn ein Kind erst einmal eine Essstörung entwickelt hat. Die Ursachen für die krankhafte Veränderung sind nach Überzeugung von Forschern vielfältig. Ein geringes Selbstwertgefühl und eine verzerrte Selbstwahrnehmung können ebenso dazu gehören, wie genetische Ursachen oder ungünstige familiäre, soziale und gesellschaftliche Voraussetzungen. Anders gesagt: Eine Gesellschaft, die „Germanys Next Topmodell“ zum Schönheitsideal erhebt, muss sich nicht wundern, wenn junge Mädchen diesem Ideal nacheifern – oft bis zur Krankheit.

Rechtzeitig Hilfe suchen


Wenn sie vermuten, dass Jugendliche an einer Essstörung leiden, sollten Eltern unbedingt professionellen Rat suchen. Für den Familienalltag ist es wichtig, bei einer Essstörung zunächst zu akzeptieren, dass es sich um eine Krankheit handelt, zu deren Behandlung heute überwiegend auf die Psychotherapie gesetzt wird. Besteht eine körperliche Gefährdung, weil das Gewicht sehr schnell abnimmt oder bereits deutlich unter dem Normalgewicht liegt, kann auch eine Behandlung im Krankenhaus notwendig sein. Ihr Ziel ist es in der Regel, die körperlichen Folgeschäden zu behandeln und wieder ein gesundes Gewicht zu erreichen.

Die Einsicht, dass Eltern nicht automatisch „schuld“ sind, entlastet oft bereits. Dennoch ist die Situation enorm belastend für alle Familienmitglieder. Auch wenn es schwer fällt, sollten Eltern aber
  • Die Krankheit offen ansprechen (am besten in einem ruhigen Augenblick),
  • Vorwürfe vermeiden, da sie ohnehin nichts helfen,
  • Gesprächsbereit sein,
  • Hilfsbereit sein und signalisieren, auch eigenes Verhalten auf den Prüfstand zu stellen (etwa im Rahmen einer Familientherapie),
  • Auf den Besuch beim Arzt bestehen und zur Therapie/Beratung motivieren,
  • Therapien unterstützen.


Link


Detaillierte Informationen über Krankheitsbilder von Magersucht, Bulimie und Binge-Eating sowie viele weitere Tipps und Hinweise enthält die Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
www.bzga-essstoerungen.de
Beitrag teilen:
Themen:
Magersucht
Bullemie
Essstörung
Mädchen
Pubertät
Streß
Wahrnehmung
Spiegelbild
empfinden
Essen
Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

Weitere Beiträge lesen