Ist mein Kind auf der falschen Schule?

Entwicklung und Erziehung
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von Bettina Levecke
Eine schlechte Note, Kopfschmerzen nach der Schule - das passiert jedem Mal. Wenn sich die Probleme aber häufen, könnte das ein Hinweis auf Überforderung sein. Wir zeigen die wichtigsten Warnzeichen.
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Eine schlechte Note, Kopfschmerzen nach der Schule - das passiert jedem Mal. Wenn sich die Probleme aber häufen, könnte das ein Hinweis auf Überforderung sein. Wir zeigen die wichtigsten Warnzeichen.

Jedes Kind ist individuell. Ein Umstand, dem in der Schule nicht immer Rechnung getragen werden kann. Die Unterrichtseinheiten müssen erledigt werden, das Lerntempo ist nur bedingt flexibel. Kinder, die langsamer arbeiten oder länger zum Verstehen brauchen, kommen dann nur noch bedingt mit und eine schulische Überforderung kann sich entwickeln.
Betroffen davon können schon Grundschüler sein. Häufiger zeigt sich eine Überforderung aber auf den weiterführenden Schulen, ganz besonders dann, wenn eine Schulform gewählt wurde, die nicht der eigentlichen Empfehlung entspricht. Für Eltern - und auch für den Schüler selbst - ist eine Überlastung oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Diese Warnzeichen sollten Eltern deshalb kennen:

1. Keine Lust
Morgens nicht in die Gänge kommen, bei den Hausaufgaben trödeln, Bücher oder Mappen vergessen, Stunden schwänzen - Schulunlust kann sich in vielen Facetten zeigen. Der Kernpunkt ist immer: Das Kind ist nicht gut auf die Schule zu sprechen, die Motivation zum Mitmachen leidet. Für Lehrkräfte zeigt sich die Unlust häufig in einer sinkenden Beteiligung, das Kind meldet sich seltener, ist stiller und unkonzentriert. Vielleicht werden die Hausaufgaben auch häufiger vergessen oder nur unvollständig abgeliefert, es zeigen sich immer größer werdende Lücken bei Vokabeln oder auch in der Mappenführung.

2. Körperliche Beschwerden
Klagt Ihr Kind häufig über Kopf- oder Bauchschmerzen, besonders vor oder nach der Schule? Hier besteht der Verdacht, dass der Stress in der Schule für psychosomatische Beschwerden sorgt. Ganz klassisch zeigen sich Beschwerden z.B. vor Klassenarbeiten oder Prüfungen in Problemfächern.

3. Schlafstörungen
Abends nicht einschlafen können und morgens kaum die Augen aufbekommen - ein schulunpassender Schlafrhythmus ist in der Pubertät ganz normal und nicht gleich Grund zur Sorge. Überforderung und Schulstress können aber so belastend sein, dass das Einschlafen am Abend zum Problem wird, Kinder oder Jugendliche auch nachts durch belastende Träume wach werden.

4. Ungewöhnliches Verhalten
Ausraster bei den Hausaufgaben, Beschimpfungen beim Vokabeltraining, Klassenkaspereien in der Schule - ungewöhnliches Verhalten kann ein wichtiger Hinweis auf eine latente Überforderung sein. Die Kinder kanalisieren mit ihrem außergewöhnlichen Verhalten Unsicherheit oder Frust. Das in die Ecke geschmissene Buch sorgt für Entlastung und Stressabbau, die Kaspereien in der Klasse lenken vom Thema ab und sorgen - wenn die Klasse lacht – sogar für positive Bestätigung.

5. Stundenlanges Pauken
Wenn die Bearbeitung der Hausaufgaben auffällig lange dauert und am Wochenende stundenlang geübt wird, sollten Eltern einen Blick in die Anforderungen werfen. Im Grundschulbereich sollen Hausaufgaben in der Regel nicht viel länger als 30 Minuten dauern, in der Mittelstufe maximal zwei Stunden. Wenn das Kind deutlich länger braucht, ist es wichtig die Ursachen zu klären: Liegt es an der Aufgabenstellung der Lehrkraft oder an der individuellen Leistungsfähigkeit des Kindes? Strengt es sich vielleicht sehr an, um irgendwie am Ball zu bleiben?

6. Sinkende Leistungen
Mal eine Fünf - das muss noch kein Alarmzeichen sein. Wenn sich die schlechten Noten aber häufen, gilt es genauer hinzuschauen und auch das Gespräch mit der Lehrkraft zu suchen: Woher kommt der Leistungsabfall? Welche Beobachtungen werden im Unterricht gemacht? Ist die Verschlechterung nur in einem Fach oder in mehreren?

7. Antriebslosigkeit
Keine Lust mehr Freunde zu treffen oder zum Sport zu gehen? Antriebs- oder allgemeine Lustlosigkeit kann ein Zeichen für starke Verunsicherung und Frustration, zum Beispiel durch schlechte Noten, sein.

Was können Eltern tun?

Wenn Ihnen eins oder mehrere der genannten Warnzeichen auffallen, sprechen Sie als erstes mit Ihrem Kind darüber. Wie läuft es in der Schule? Was fällt dir schwer? Gibt es Lieblingsfächer oder auch solche, die gar keinen Spaß machen? Wie läuft es bei den Mitschülern? Wie ist die letzte Arbeit denn allgemein ausgefallen? Finden die anderen auch, dass der Lehrer zu schnell im Thema vorangeht?
Auf diese Weise bekommen Sie einen Einblick in die Wahrnehmung Ihres Kindes. Suchen Sie dann das Gespräch mit dem Klassenlehrer, bitten Sie ggf. Fachlehrer dazu. Wie bewerten Sie die Situation? Liegt eine Überforderung vor oder kann durch gezielte Hilfestellung wieder Entlastung erreicht werden?
Bei Versagensängsten oder beginnendem Schulvermeidungsverhalten helfen Beratungslehrer und Schulsozialarbeiter/Schulpsychologen.
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Über den Autor/die Autorin
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Bettina Levecke ist freie Journalistin aus der Nähe von Bremen. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Familie und Nachhaltigkeit.

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