Otfried PreuĂler â Geschichten fĂŒr Kinder
Otfried PreuĂler â Geschichten fĂŒr Kinder
Die kleine Hexeâ, âDer Wassermannâ, Der RĂ€uber Hotzenplotzâ, âDas kleine Gespenstâ und âKrabatâ zĂ€hlen zu den bekanntesten und beliebtesten BĂŒchern des Autoren Otfried PreuĂler. Insgesamt 32 BĂŒcher hat PreuĂler geschrieben, die in 55 Sprachen ĂŒbersetzt wurden. Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugenbuchpreis ausgezeichnet und zĂ€hlt zu den groĂen GeschichtenerzĂ€hlern des letzten Jahrhunderts.
Stationen im Leben Otfried PreuĂlers
Am 20. Oktober 1923 kommt Otfried PreuĂler im böhmischen Reichenberg zur Welt. Hier hört er schon als kleiner Junge gespannt den Geschichten zu, die ihm seine GroĂmutter vĂ€terlicherseits erzĂ€hlt und fasst den ehrgeizigen Plan, spĂ€ter einmal als Schriftsteller in Prag zu leben. Daraus wird vorerst nichts. 1942, nach seinem Abitur, wird er zur Wehrmacht einberufen. Eine harte Zeit bricht fĂŒr ihn an. Nach fĂŒnf Jahren in russischer Gefangenschaft, macht er sich auf die Suche nach seiner Familie. In Bayern findet er seine Angehörigen. Seine Verlobte Annelies Kind hat die ganze Zeit auf ihn gewartet. Die beiden heiraten noch im Jahr seiner RĂŒckkehr.
PreuĂlers Eltern waren beide Lehrer. Auch er entscheidet sich fĂŒr ein Lehramtsstudium. Nebenbei arbeitet er als Lokalreporter, spĂ€ter verfasst er Hörspiele fĂŒr den Kinderfunk. In dieser Zeit schreibt er auch seine ersten Geschichten. Schon 1956 entsteht âDer kleine Wassermannâ. Es folgt âDie kleine Hexeâ 1957. Kurz darauf, 1962, erweckt er den âRĂ€uber Hotzenplotzâ zum Leben. Bis 1970 arbeitet er weiter in seinem Brotberuf als Lehrer und Rektor. Danach widmet er sich gĂ€nzlich dem Schreiben. Ab den 70er Jahren engagierte PreuĂler sich zunehmend im sozialen Bereich, wie etwa in der OrthopĂ€dischen Kinderklinik in Aschau. Ab 1993 unterstĂŒtzt er als Vorsitzender die gemeinnĂŒtzige Vereinigung Hilfswerk fĂŒr die OrthopĂ€dische Kinderklinik in Aschau und kĂŒmmert sich auĂer um die kleinen Patienten auch um deren Familien.
Inspiration und Motivation zum Schreiben
PreuĂlers Geschichten sind von seiner Kindheit inspiriert. Erinnerungen, Erlebnisse und Episoden aus böhmischen Sagen und Legenden vermischen sich bei ihm zu neuen ErzĂ€hlungen. "Ich erzĂ€hlte die in der Kindheit angesponnenen Geschichten zu Ende", bekennt er in einem Interview mit der SĂŒddeutschen Zeitung.
Seine GroĂmutter Dora erzĂ€hlt ihm immer wieder Geschichten, Sagen und Legenden, in denen es von Nixen, WassermĂ€nnern, Nebelfrauen und Nachtgeistern wimmelt. Sein Vater interessiert sich fĂŒr Volkskunde. Er sammelte die Sagen des böhmischen Isergebirges und nahm den jungen Otfried oftmals mit auf seine Besuche bei den Menschen in in der Umgebung. In den engen Stuben mit niedrigen Decken sitzen Vater und Sohn beisammen und lauschen den ErzĂ€hlungen der Bewohner.
Sein erfolgreiches Buch âKrabatâ erscheint 1971 und basiert auf einer sorbischen Sage, die er aus den ErzĂ€hlungen seiner GroĂmutter kannte. Ein Leben lang habe ihn die Geschichte um die Jungen in der MĂŒhle beschĂ€ftigt, die der schwarzen Magie verfallen, erzĂ€hlt er gegenĂŒber dem Focus: âDiese ursprĂŒnglich wohl sorbische Sage vom Krabat hat mich schon als Kind fasziniert.â Zehn Jahre lang arbeitet PreuĂler am Entwurf zu âKrabatâ, legt das Manuskript immer wieder zur Seite und beginnt die Arbeit daran erneut. Zahlreiche EntwĂŒrfe landen im MĂŒlleimer. Seine Frau holt die Seiten wieder aus dem MĂŒll heraus und rettet so die verschiedenen Fassungen. Die Sage lĂ€sst PreuĂler nicht los. âVor allem dieses Motiv, dass jedes Jahr einer von den MĂŒhlburschen stirbt â im Urtext heiĂt es da: âEr verschwand.â
Die Figur des Meisters scheint in jedem Jahrzehnt aktuell zu sein. Verglichen Literaturkritiker den bösen Magier in den 70er Jahren noch mit der machthungrigen Figur Hitlers, erinnert sie im 20. Jahrhundert an den Extremismus in seinen verschiedenen Spielarten. âAuch heute und in unserem Land kommt es vor, dass junge Leute auf Extremisten hereinfallen.â, erklĂ€rt PreuĂler im Alter von 85 Jahren.
Aber auch seinen drei Töchtern, Renate, Regine und Susanne ist es wohl zu verdanken, dass er so viele BĂŒcher schrieb. Denn immer, wenn die Kinder nicht schlafen können, beginnt PreuĂler zu erzĂ€hlen. So hatte eines der MĂ€dchen einmal starke Angst vor bösen Hexen. Also erfindet PreuĂler die gute kleine Hexe, die zusammen mit ihrem GefĂ€hrten, dem Raben Abraxas, nur gute Dinge vollbringt und den Menschen hilft. Kinder âwollen keine LehrstĂŒcke, sondern Geschichten, die der Phantasie Nahrung geben und ihnen auf dem Weg der Poesie helfen, mit mancherlei Ăngsten besser fertig zu werden.", sagte PreuĂler einmal ĂŒber seine jungen Leser.
1962 erscheint sein Buch âDer RĂ€uber Hotzenplotzâ. Seine jungen Leser sind begeistert und fordern ihn immer wieder auf, noch mehr von Hotzenplotz zu schreiben. Der zweite Band entsteht. Aber den Lesern fĂ€llt sofort auf, dass er den Dackel Wasti vergessen hat. Ein GlĂŒck fĂŒr die Kinder. Denn der Hund ist fĂŒr PreuĂler Anlass genug, ein drittes Buch mit dem liebenswerten Hotzenplotz zu verfassen. Die Figur ist so beliebt, dass sie schnell zu den meist gespieltesten KinderstĂŒcken im Theater avanciert.
Kinder brauchen Geschichten
PreuĂler hatte groĂen Respekt vor jungen Menschen. âKinder muss man achten â und man muss sie lieb haben.â Er schĂ€tzte sein Publikum, auch weil es ihm einfach SpaĂ machte, sich phantastische Geschichten zu ĂŒberlegen.
Die Geschichten PreuĂlers sind durchzogen von magischen Momenten, von Zauber und Poesie. Und trotzdem haben sie nichts von ihrer AktualitĂ€t verloren. Die Kinder von heute, davon war PreuĂler ĂŒberzeugt, sehnen sich immer noch nach Geschichten: Die Kinder âtragen vielleicht andere Kleidung, haben ein anderes Outfit. Aber sie besitzen den gleichen Optimismus wie alle Kinder seit jeher.â Und diesen Optimismus, so PreuĂler, sollten die Erwachsenen fördern. Nicht, indem wir ihnen LehrstĂŒcke vorsetzen, in denen wir Erwachsenen Probleme lösen. Denn, so PreuĂler, Kinder sollten TrĂ€umen dĂŒrfen und ihre Phantasie benutzen.
Am 18. Februar 2013 ist Otfried PreuĂler in Prien am Chiemsee verstorben.
Auswahl einiger wichtiger KinderbĂŒcher:
- 1956: Der kleine Wassermann
- 1957: Die kleine Hexe
- 1958: Bei uns in Schilda
- 1962: Kater Mikesch (NacherzÀhlung)
- 1962: Der RĂ€uber Hotzenplotz
- 1966: Das kleine Gespenst
- 1968: Die Abenteuer des starke in Wanja
- 1968: Das Geheimnis der orangenfarbenen Katze
- 1969: Neues vom RĂ€uber Hotzenplotz
- 1969: Kater Schnurr mit den blauen Augen
- 1971: Krabat
- 1973: Hotzenplotz 3
- 1975: Das MĂ€rchen vom Einhorn
- 1981: Hörbe mit dem groĂen Hut
- 1983: Hörbe und sein Freund Zwottel
- 1987: Herr Klingsor konnte ein biĂchen zaubern
- 1989: Dreikönigsgeschichten. Die Krone des Mohrenkönigs / Das Lied der Zikade
- 1993: Mein RĂŒbezahlbuch
- 1993: Brot fĂŒr Myra. Eine Geschichte vom heiligen Nikolaus
- 1995: Die Zenzi mit dem Wackelzahn. Illustriert von Rolf Rettich
- 2001: Dreizehn Geschichten von Hexen und Zaubermeistern
- 2002: Dreizehn Geschichten von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk
Quellen
Anna Bahr hat an der UniversitÀt Leipzig ihr Germanistik- und Philosophiestudium abgeschlossen. Seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Redakteurin. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Kinder und Familie sowie Kunst und Kultur.