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"Der kleine Prinz" wird 70!

Foto des "kleinen Prinzen" mit Rose
Wissen und Bildung
© facebook/O Pequeno Príncipe Oficial
von Dr. Birgit Ebbert

Wer kennt den Satz "Man sieht nur mit dem Herzen gut" nicht. Das ist der wohl berĂŒhmteste Satz aus "Der kleine Prinz", dem Buch des französischen Fliegers Antoine de Saint-ExupĂ©ry mit gut 60 Seiten und einigen wenigen Illustrationen aus der Hand des Autors. In diesem Jahr (2013) wird "Der kleine Prinz" 70.

Lesedauer:
5 min

Erstmals 1943 in New York erschienen, hat es bis heute zahlreiche Neuauflagen, Übersetzungen und Adaptionen in andere Medien erlebt.
Sicher ist die Geschichte des BĂŒchleins eng verbunden mit seinem Autor, Antoine de Saint-ExupĂ©ry, der Flieger aus Leidenschaft war und - noch vor Erscheinen der ersten Ausgabe in seinem Heimatland Frankreich - unter ungeklĂ€rten UmstĂ€nden ums Leben kam. Auch wenn "Der kleine Prinz" sein bekanntestes Erbe ist, ist es doch nicht sein einziges.

Eine kurze Geschichte mit langem Atem

"Der kleine Prinz" wurde zum ersten Mal am 6. April 1943 in New York in einer englischen und einer französischen Fassung veröffentlicht. Antoine de Saint-Exupéry lebte damals in New York und hat Geschichte auch dort geschrieben. Angeblich haben ihn eine Schauspielerin mit der Andersens MÀrchen "Die kleine Meerjungfrau" und der Verleger Reynal inspiriert, selbst ein MÀrchen zu schreiben.

In seinem Heimatland Frankreich ist "Der kleine Prinz" erst nach dem Tod des Autors erschienen. Dieser Neuauflage folgten zahlreiche weitere. Die weit mehr als hundert Übersetzungen in andere Sprachen und Regiolekte haben dem Buch eine Auflage von ĂŒber 80 Millionen BĂŒcher beschert. Selbst eine lateinische Fassung gibt es von dieser Geschichte.
Die handschriftliche Fassung des ersten Manuskripts ist auch nach dem Tod von Antoine Saint-Exupéry in New York geblieben, sie liegt in der dortigen Morgan Library.

Doch was ist es, das die Geschichte des kleinen Prinzen ausmacht und warum das BĂŒchlein Generationen fasziniert. Vermutlich ist es die komprimierte und bildlich ĂŒberlieferte Form der ungeschriebenen Grundregeln des menschlichen Miteinanders. Der Ich-ErzĂ€hler und der Prinz leben vor, wie man sein eigenes Leben mit Offenheit und KreatvitĂ€t, RĂŒcksicht und Vertrauen bereichern kann, selbst wenn man alleine zurĂŒckbleibt und nichts hat als die Erinnerung an eine Freundschaft, die wenige Tage gelebt wurde.

Antoine de Saint-Exupéry, der Vater des kleinen Prinzen

Antoine de Saint-ExupĂ©ry, der am 29. Juni 1900 in Lyon geboren wurde, hatte zwei große Leidenschaften in seinem Leben: das Schreiben und das Fliegen. Schon als ZwölfjĂ€hriger hat er sich in das Cockpit eines Piloten geschummelt, indem er die Zustimmung seiner Mutter vortĂ€uschte, und war fortan von der Fliegerei besessen. Er versuchte stets aufs Neue, ĂŒber die Armee eine Pilotenausbildung zu erlangen und finanzierte die Ausbildung am Ende selbst, nachdem die Armee ihn wiederholt abwies. Nach der Ausbildung als Pilot nahm er jede Gelegenheit wahr, die sich ihm zum Fliegen bot. Er flog Touristen ĂŒber Paris und Frachtmaschinen und war als AufklĂ€rungsflieger tĂ€tig. Die Wartezeiten bis zum nĂ€chsten Flug nutzte er zum Schreiben, auch in seinen Texten blieb er der Fliegerei treu. Immer wieder kommen in den Werken Piloten und Flugzeuge vor, schon die erste Novelle, die er veröffentlichte trug den Titel "L'Aviateur" (Der Flieger).

Auch in "Der kleine Prinz" setzt er den Piloten ein Denkmal. Als er die Geschichte schrieb, lebte er bereits in New York, wohin er nach der Besetzung Frankreichs umgesiedelt war. Die Entscheidung fĂŒr die USA war unter anderem deshalb gefallen, weil dort bereits einige seiner Werke erschienen waren und er dadurch finanziell abgesichert war. Das war auch nötig, denn in Frankreich wurde ihm 1942 die Veröffentlichung seines Romans "Pilote de guerre" (Kriegsflieger; deutscher Titel: "Flug nach Arras") verweigert.

1943 erschien "Der kleine Prinz" und Antoine de Saint-ExupĂ©ry machte sich auf nach Algerien, um dort als Luftwaffenpilot tĂ€tig zu sein. Seine langjĂ€hrige Flugpause hatte jedoch seiner Flugtauglichkeit geschadet, sodass er nur noch fĂŒr einige wenige AufklĂ€rungsflĂŒge eingesetzt wurde. Zu einem dieser FlĂŒge startete er am 31. Juli 1944. Sein Ziel, Grenoble, erreichte er jedoch nie und es dauerte Jahrzehnte, bis letztlich klar war, dass er mit seinem Flugzeug abgestĂŒrzt war. Erst 2004, 60 Jahre nach dem Absturz, konnte ein im Mittelmeer entdeckter Motor identifiziert werden als Motor des Flugzeugs von Antoine de Saint-ExupĂ©ry. Schon sechs Jahre vorher hatte ein Fischer ein Silberarmband gefunden, das dem Autor gehören sollte. Damit ist Antoine de Saint-ExupĂ©ry so gestorben, wie er es einigen seiner Romanfiguren zugeschrieben hat: auf einem letzten Flug. Geblieben ist neben Novellen und Romanen "Der kleine Prinz", der dem gelegentlich zu Depressionen neigenden Autor Weltruhm und Unsterblichkeit verschafft hat.

Streifzug durch die Adaptionen des Buches in den Medien

Nicht erst, seit das Merchandising den Verkaufserfolg einer Geschichte beeinflusst, ist der kleine Prinz auf vielen KanĂ€len zu finden. Schon in den 50er Jahren gab es erste Vertonungen und BĂŒhnenfassungen, sogar die Augsburger Puppenkiste hat sich 1954 und 1962 des kleinen Prinzen angenommen und damals war von Zeichentrickfilmen und Software noch nicht die Rede.

Heute kennen viele Kinder den kleinen Prinzen eher als Zeichentrickfigur denn als Protagonist eines bezaubernden All-Age-Buches. Auch diese Bezeichnung gab es noch nicht, als die erste Ausgabe erschien. Damals dachten Verlage von der Geschichte aus und nicht in Zielgruppen wie es hĂ€ufig heute geschieht. Nur dadurch konnte "Der kleine Prinz" eine solche BerĂŒhmtheit erlangen und Eingang in so unterschiedliche Medien finden:

  • Comic "Le petit prince" von Joan Sfar, 2008 bei Gallimard in Frankreich, 2009 bei Carlsen auf Deutsch
  • Oper von Michael Horwath und Barbara Hess, 1985, und Nikolaus Schapfl, 2003
  • Orchestersuite von Nikolaus Schapfl, 1997
  • Hörbuch, gesprochen von Will Quadflieg, 1959, gelesen von Ulrich MĂŒhe, 1999, und Jan Josef Liefers, 2009
  • CD-Rom bei Tivola, mit speziell komponierter Musik und Ben Becker als Sprecher, 1999
  • Theater, u. a. stĂ€ndig im Programm vom Theater in der Westentasche Ulm
  • Puppenspiel/Figurentheater, Rudolf Fischer, Königsteiner Puppenspiele, Herberd Lederer, Einmanntheater, Black Velvet-Theater, Wiesbaden, Augsburger Puppenkiste
  • Film, Konrad Wolf, 1966, 1972, Stanley Donen, 1974, Lorenz Christan Köhler, 2011
  • Fernsehserie, Kabel 1, 1995 (26 Folgen einer japanischen Produktion), Das Erste, 2010 (52 Folgen einer Koproduktion, an der u. a. die ARD beteiligt ist)
  • Inzwischen gibt es die Geschichte auch als E-Book und App fĂŒr alle gĂ€ngigen Format.

Links

Literatur

  • Antoine des Saint-ExupĂ©ry: Der kleine Prinz.
  • Consuelo de Saint-ExupĂ©ry: Die Rose des kleinen Prinzen: Erinnerungen an eine unsterbliche Liebe. Ullstein: 2004
  • Jean-Pierre Davidts: Der kleine Prinz kehrt zurĂŒck. Piper 2007
  • Johannes Diekhans (Hrsg.) Klassen 5 - 7. Schöningh Verlag 1998
  • Roswitha Guizetti: LektĂŒreschlĂŒssel zu Antoine de Saint-ExupĂ©ry: Le Petit Prince Reclam: 2009
  • Königs ErlĂ€uterungen und Materialien B. 378 Der kleine Prinz. Bange Verlag 2010
  • Edgar Neis/Antoine de Saint-ExupĂ©ry: Analysen und Reflexionen, Bd.56, Antoine de Saint-Exupery "Der kleine Prinz": Interpretation und Vorschlag zur Unterrichtsarbeit. Joachim Beyer Verlag 2004
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Über den Autor/die Autorin
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Dr. Birgit Ebbert ist freie Autorin und als Diplom-PĂ€dagogin seit vielen Jahren in der Elternarbeit und Lehrerfortbildung tĂ€tig. Neben KinderbĂŒchern und Krimis schreibt sie Elternratgeber, Lernhilfen, Vorlesegeschichten und BĂŒcher ĂŒber kreatives Arbeiten mit Papier.

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