Wie kommt mein Kind ins Gleichgewicht?

Entwicklung und Erziehung
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von Manon Sander
Der Gleichgewichtssinn ist sehr wichtig für uns und unsere Entwicklung. Darum muss er ein Leben lang trainiert werden. Aber warum eigentlich?
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Der Gleichgewichtssinn ist sehr wichtig für uns und unsere Entwicklung. Darum muss er ein Leben lang trainiert werden.
Zunächst einmal steht an erster Stelle das "Warum". Ganz genau muss gefragt werden, warum ein ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl für ein Kind besser ist:

Gleichgewicht ist wichtig für unser Selbstbild. Es gibt uns Selbstvertrauen. Wer sich im Gleichgewicht befindet, ist selbstständiger. Es hat Auswirkungen auf die Grob- und Feinmotorik und damit auch auf die schulischen Leistungen. Kinder, die sich sicher bewegen können, haben auch sehr oft eine schnellere Sprachentwicklung, da sie sich nicht auf ihr Gleichgewicht konzentrieren müssen.

Das lässt sich auch ganz einfach durch Selbstwahrnehmung erkennen. Immer dann, wenn es uns nicht gut geht, geraten wir aus dem Gleichgewicht. Es kann durch eine Krankheit geschehen, aber auch durch den Genuss von zu viel Alkohol oder auch durch eine plötzliche und unbeabsichtigte Änderung der Raumlage.
Es gibt Tage, an denen man sich nicht richtig krank fühlt, sondern einfach nur schlecht und weil man seine innere Balance nicht finden kann. Man ist einfach aus dem Gleichgewicht geworfen.

Babys

Babys haben dieses Problem zunächst nicht, denn wenn sie auf die Welt kommen haben sie schon viele Bewegungen im Bauch der Mutter hinter sich gebracht, die das Gleichgewichtssystem beeinflussen. Darum sind "ruhige" Bewegungen in der Schwangerschaft auch überhaupt kein Problem. Den Ungeborenen machen sie gar nichts aus, egal ob sie in Steißlage hocken, in Querlage liegen oder schon geburtsbereit in Schädellage liegen.

Nach der Geburt sind sie zunächst einmal mehr oder weniger inaktiv. Selber bewegen können sie sich kaum und einen Großteil des Tages verschlafen sie einfach. Unruhige Kinder haben sehr häufig Probleme mit dieser Umstellung und besonders ihnen tut es gut, wenn sie getragen werden. Im Tuch, aber auch einfach nur auf dem Arm, tun leicht schaukelnde Bewegungen den Kindern sehr gut und wirken beruhigend auf sie.

Sobald Kinder ihre ersten Bewegungen machen, sollten sie diese auch möglichst allein machen können. Rollen, Krabbeln, Hochziehen und vieles weitere sind wichtige Bewegungsschritte. Je mehr die Kinder in diesen Entwicklungsstufen allein ausführen können, desto sicherer werden die Bewegungen und auch das Gleichgewicht wird geschult. Kinder, die immer nur an der Hand laufen dürfen und nur selten die Erfahrung des Hinfallens machen, haben viel größere Probleme das freie Laufen ohne Stolpern zu lernen.

Was Eltern tun können

Kleinkinder bewegen sich gern und viel. Hier können Bälle, Tücher und so weiter eine große Hilfe sein. Wichtig ist dabei, dass die verwendeten Gegenstände nicht verschluckt werden können. Bitte Vorsicht mit Luftballons - dieser kann platzen und die Reststücke sind extrem gefährlich.

Sobald die Kinder größer werden und sicherer laufen können, bieten sich vielfältige Möglichkeiten. Die Kinder können auf Mauern balancieren, aber auch auf Seilen, die auf dem Boden ausgelegt sind. Es eignen sich Striche in den Pflastersteinen oder selbst aufgemalte Linien. Jeder Baumstamm kann eine Herausforderung darstellen und zum Herumklettern einladen. Es müssen keine schwindelnden Höhen sein, wichtig ist einfach nur die eigene Balance zu finden.

Auch wenn es banal klingen mag, auch das Überwinden von Stufen ist eine erste Herausforderung für Kinder. Treppensteigen ist für viele nicht einfach. Viele Kinder schaffen es oft mit drei Jahren noch nicht, ohne sich festzuhalten, nur eine Stufe mit einem Bein zu betreten. Aber auch das ist eine Übungssache. Hoch geht es in der Regel leichter als wieder hinunter.

Doch auch auf einem großen Ball können Kinder versuchen sich auszubalancieren oder auch im Wasser. Wer schafft es, sich auf einer Schwimmnudel am längsten liegend zu halten ohne hinunterzurutschen?

Für viele Kinder ist es eine Kunst ganz ohne Hilfsmittel auf nur einem Bein zu stehen, das andere Bein hochzuheben und einen neuen persönlichen Rekord aufzustellen. Mal mit verschränkten Armen, mal mit ausgestreckten.

Hüpfen und springen auf einem Bein, aber auch auf zwei Beinen im Schlusssprung, stellt für viele Kinder eine Herausforderung dar. Besonders schwer ist schließlich die Koordination beim Seilspringen.

Wenn es nicht klappt, dann muss nicht gleich eine Störung vorliegen. Manche Kinder brauchen einfach ein wenig länger - bei Zweifeln oder Ängsten ist es jedoch ratsam einen Kinderarzt zu befragen. Wenn auch er Zweifel hat, kann er zu einem Orthopäden überweisen.
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Über den Autor/die Autorin
Foto Manon Sander

Manon Sander ist Mutter von 6 Kindern und außerdem Autorin für Fach- und Kinderbücher.

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