Die Walpurgisnacht - Heimlich und unheimlich?

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von Jörg Sauer
Das traditionelle, teils geheimnisvolle Fest am 30. April bietet zahlreiche Ansätze für eine interessante Gestaltung des schulischen Lebens und für einen fachübergreifenden Unterricht.
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Ursprung des Namens

Die Namenspatronin dieses Festes ist die Heilige Walburga. Sie wurde vermutlich 710 im südenglischen Wessex geboren und verstarb wahrscheinlich im Jahre 779 in Heidenheim.

Walburga überquerte als Missionarin den Ärmelkanal und wanderte bis in den süddeutschen Raum. 761 übernahm sie als Äbtissin das Männerkloster von ihrem Bruder Wunibald.

Später kam noch ein Frauenkloster dazu, so dass sie:"… durch die Leitung dieses mächtigen Doppelklosters …zu einer der bedeutendsten Frauen des christlichen Europas…"1 wurde. Von ihr sind s. g. Wundertaten und rasche Heilungen von Kranken überliefert. Daher wird sie:"… auch als Schutzheilige gegen Krankheiten und Seuchen, Tollwut, Hungersnot und Missernte sowie als Patronin der Kranken und der Wöchnerinnen, aber auch der Bauern "1 beschrieben. Papst Hadrian sprach sie am 1. Mai 870 heilig.

Wurzeln

Eine inhaltliche Verbindung zwischen der Walpurgisnacht und der Namensgeberin dieses Festes kann nur über die besonderen "Wundertaten" hergestellt werden. Ihr Leben stand in keinerlei Zusammenhang zu den das Fest dominierenden Hexen und dem Teufel. Es hat daher keinen christlichen Charakter.

Die Ursprünge gehen bis weit in das Zeitalter der Germanen zurück. An diesem Tag wurde der Freude über das Ende des Winters Ausdruck verliehen. Mit besonderen Verkleidungen und Tänzen um das Feuer hoffte man, die bösen Geister zu vertreiben, um ein gesundes und glückliches Jahr zu verleben.

Besondere Stätten

Besonders das nördlichste deutsche Mittelgebirge, der Harz, gilt als das Zentrum der Walpurgisnachtfeste. Zahlreiche Geschichten ranken sich rings um diese besondere Nacht.

So erzählt die Sage vom Treffen aller Hexen auf dem gleichnamigen Platz hoch über Thale. Von diesem aus fliegen sie mit verschiedensten Flugobjekten (u. a. Mistgabeln, Besen,…) zum höchstem Berg, dem 1.141 m hohen Brocken. Hier findet dann das eigentliche Fest statt, auf welchem die Hexen in Anwesenheit des Teufels um das Feuer herum tanzen.

Der häufig beschriebene Blocksberg existiert in der Realität so nicht. Er gilt als das örtliche Synonym für das Fest der Hexenfeier.

Quellen:
1 http://de.wikipedia.org/wiki/Walburga

Entwicklung der Bräuche

Die folgende Übersicht, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt Möglichkeiten auf, übergreifende Unterrichtsideen umzusetzen.

Keltische und germanische Zeit

Keltische und germanische Stämme feierten mit Freudenfeuern die Wiederkehr des Frühlings, das Erwachen des vollen Lebens nach grauen und trüben Wintertagen.

So galt der erste Mai als einer der bedeutendsten religiösen Tage im Jahreskreis der Kelten. Sie stellten Fragen zu den zu erwartenden Ereignissen im kommenden Jahr an ihre "weisen Frauen", die:"…angeblich auf der Schwelle zwischen Menschen- und Geisterwelt saßen…" 2.

Nach der Christianisierung galten die "weisen Frauen" als Hexen, vor denen sich zu schützen galt. Trotzdem tanzte man weiterhin um das Feuer, lärmte durch die Straßen, um sich nun vor allem Bösen zu schützen und die Geister zu vertreiben.

Unterstützend "… malte man weiße Kreuze an Häuser oder Stallungen oder streute geweihtes Salz auf die Türschwellen." 2 Auch umgedreht aufgestellte Besen galten als Schutzmittel.
Im Laufe der Zeit wandelten sich die Bräuche mehr und mehr, so dass vom eigentlichen Ursprung oftmals nicht mehr bekannt ist.

Bäuerliches Brauchtum

Viele Handlungen wurden im Maibrauchtum weiter gelebt. So schützte man vielerorts seine Häuser mit Maibüschen oder Maibäumen (oftmals Birken). Diese galten als ein Zeichen der Fruchtbarkeit. So holte ein Verehrer seiner Geliebten in der Walpurgisnacht eine Birke aus dem Wald und lehnte sie als Zeichen der Liebe an deren Hauswand.

Der traditionelle Maibaum wurde gemeinsam aus dem Wald geholt und auf dem zentralen Dorfplatz aufgestellt. Um diesen herum fanden und finden die Maitänze statt. Auch das Knallen der Peitschen in der Nacht oder das Auslegen von Besen sind typische traditionelle Handlungsweisen.

Heutiges Brauchtum

  • Maifeuer
    • in vielen Gegenden auch Hexenfeuer genannt
    • Sammlung von alten Holz auf Höhen
    • Aufhängen einer selbst gebastelten Hexe
    • Rings um das Feuer wird oft Musik gemacht, viel gelacht, gegessen und getrunken.
  • Maisprung
    • Verliebte springen gemeinsam über ein herunter gebranntes Feuer
  • Maibaum
  • Maitanz
    • gesellige Tanzveranstaltung, die am Vorabend des ersten Mai beginnt
  • Maistrich
    • Linien zwischen Verliebten werden zwischen den Häusern gezogen (u. a. mit Kalk, Kreide, Sägespänen, Häckselmasse,…)


Quellen:
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Walpurgisnacht



Künstlerische Umsetzung

Viele Künstler ließen sich in ihren Werken von der Walpurgisnacht inspirieren bzw. verarbeiteten sie in ihren Werken. Drei ausgewählte Beispiele stehen stellvertretend dafür.


Johann Wolfgang von Goethe lässt in "Faust- Der Tragödie erster Teil" in der Szene "Walpurgisnacht Harzgebirg. Gegend von Schierke und Elend" die Hexen im Chor sprechen:

"Die Hexen zu dem Brocken ziehn. Die Stoppel ist gelb die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, Herr Urian sitzt obenauf. So geht es über Stein und Stock, Es f-t die Hexe, es st-t der Bock." 3


Der durch seinen Wortwitz und zahlreiche humorvolle Bildergeschichten über viele Generationen bekannte beliebte Dichter und Zeichner Wilhelm Busch ließ es sich nicht nehmen, der Walpurgisnacht treffende Zeilen zu widmen:

"Kränzchen In der ersten Nacht des Maien Läßt's den Hexen keine Ruh. Sich gesellig zu erfreuen, Eilen sie dem Brocken zu. Dorten haben sie ihr Kränzchen. Man verleumdet, man verführt, Macht ein lasterhaftes Tänzchen, Und der Teufel präsidiert." 4


Der Kinderbuchklassiker: "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler nimmt sich in kindgemäßer Form den Themen Hexen und Walpurgisnacht an.

Weitere Umsetzungen sind zu finden unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walpurgisnacht


Quellen:
3 Goethe: Faust, Der Tragödie erster Teil, Reclams Universal- Bibliothek Band 1, 36.Auflage, 1985, S. 135
4Wilhelm Busch: Gesamtausgabe in sechs Bänden, Bd. 6, Xenos Verlaggesellschaft Hamburg m.b.H., Hamburg 1986, S.108



Unterrichtsideen

Ein ansprechend gestaltetes und altersgemäß ausgestattetes Klassenzimmer kann einen großen Beitrag dazu leisten, dass sich die Kinder wohl fühlen und gern zur Schule gehen.

Die Schülerinnen und Schüler verstehen das als das "Ihre", wenn sie in die Ausgestaltung direkt mit einbezogen werden. Dazu gehört es auch, dass das Zimmer entsprechend der Jahreszeit und den Festen dekoriert wird. Das Fest der Walpurgisnacht lässt sich gut einbeziehen, vielen Kindern ist das örtliche Brauchtum sehr vertraut.

So ist es denkbar, mit den Kindern gemeinsam im Schulgarten - wenn möglich - Birkenzweige unterschiedlichter Größe zu schneiden. Die kleineren können dann als kleine Sträuße auf den Schülertischen platziert werden. Die größten kommen als "Klassenstrauß" in eine Vase ins Zimmer.

In diesem Zusammenhang kann auch über die Bedeutung der Birke gesprochen werden. Natürlich darf in diesem Zusammenhang das Basteln von Hexen in unterschiedlichen Größen nicht fehlen.


Skizze:



Weitere Ideen:

Malen oder Collage nach Reimen
  • Grundlage Gedicht "Kränzchen" von Wilhelm Busch
  • Größe des Blattes A4
  • genaue bildliche Umsetzung der Reime
"Die kleine Hexe"
  • Ganzschrift vor der Walpurgisnacht behandeln
Walpurgisnacht als Klassenveranstaltung
  • Organisation eines eigenen Festes mit Hilfe der Eltern
  • Wichtig: Rechtzeitige Beantragung des Festes bei den zuständigen Ämtern (z. B. Ordnungsamt).


In größeren Klassen ist es auch denkbar, dass besonders interessierte Schülerinnen und Schüler eine Präsentation zur geschichtlichen Entwicklung der Walpurgisnacht gestalten.

Linktipps

http://www.dagmarwilde.de/fachseminarergebn/hexeschust.html#in
Auf dieser Webseite kann der interessierte Leser Vorschläge zur Behandlung des Kinderbuches "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler nachlesen und für seine Unterrichtsplanung nutzen.

http://www.harzlife.de/event/walpurgis-info.html
Auf dieser Webseite findet man zahlreiche weiterführende Informationen rund um das Walpurgisnachtfest im Harz.
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Themen:
Walpurgisnacht
Hexen
Tanz in den Mai
Brauchtum
Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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