Disteln - Von stachlig bis filigran


Wissen und Bildung
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von Jörg Sauer
Der Beitrag befasst sich mit Pflanzen, die viele Menschen nur als lästiges Unkraut kennen. Doch bei genauerer Betrachtung lassen sich viele interessante Entdeckungen anstellen. Lassen Sie sich einfach von den stachligen Gesellen inspirieren.
Lesedauer:
4 min
Unkraut- Kraut- ein Ansatz zum Philosophieren mit Kindern

Die Welt der Pflanzen teilt man doch schnell und häufig im Sinne des direkten Nutzens für uns in Wichtiges und Unwichtiges ein. Sicherlich ist dieser Ansatz nicht immer hilfreich genug und greift zu kurz.

So fasst man unter dem Begriff „Unkräuter“, wie der Name es schon ausdrückt, alle die Pflanzen zusammen, die man auf keinen Fall auf seinem Beet oder Acker haben möchte. Zugespitzt betrachtet könnte das auch bedeuten, dass zum Beispiel eine hübsch blühende Akelei in einem Beet erwünscht ist aber beim benachbarten Kohlanbau sofort entfernt werden muss.

So viele vermeintliche Unkräuter besitzen eine mehr als wichtige Daseinsberechtigung - frei nach dem Motto: „Alles in der Natur hat seinen tieferen Sinn, nichts ist umsonst“. So weisen gerade ungeliebte Pflanzen auf bestimmte Zustände des Bodens hin. Man spricht deshalb auch von Zeigerpflanzen.

Bei zahlreichen Gärtnern und Landwirten hat sich deshalb auch der Begriff des s. g. „Beikrautes“ heraus gebildet.

Weiterführende Erläuterungen finden Sie dazu unter:
www.das-weisse-pferd.com/01_07/natur.html

Die Distel gibt Hinweise auf nährstoffreiche Böden- die Ackerkratzdistel (Cirsium arvense) besonders auf schwere, verdichtete Böden (hohe Bestandteile dieser an Lehm und Ton) und die Kohlgänsedistel (Sonchus oleraceus) auf solchen mit höherem Kalkgehalt zu finden.

Diese Zusammenhänge sollten m. E. gemeinsam mit den Kindern unter Berücksichtigung ihres Alters besprochen werden.
Das Blatt 2 des „Distelforscherheftchens“ bietet nach der Bearbeitung durch die Kinder eine mögliche Grundlage für ein Klassengespräch zum Thema „Unkraut- gibt es das so überhaupt?“

Arten einheimischer Disteln

Die o. g. Arten kommen bei uns besonders häufig vor. Zwei Steckbriefe sollen das Wiedererkennen und „Untersuchen“ erleichtern.

Kohlgänsedistel (Sonchus oleraceus)

weitere gebräuchliche Namen: Gemüse- Gänsedistel, Gewöhnliche Gänsedistel
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Standort(e): Wegränder, Gartenwege, Beete, Felder
weitere wichtige Merkmale:
* einjährig
* Höhe der Pflanze zwischen 30 cm und 100 cm
* fleischartiger Stängel
* Blätter recht weich und bläulich grün mit kleinen Spitzen
* Wurzeltiefe bis ca. 1 m
* gelbliche Blütenfarbe
* Blütezeiten von Mai bis Oktober

Eine wichtige frühere Bedeutung steckt im Namen dieser Pflanze - „Gemüse“. Der Anbau und die Nutzung geschah in Mitteleuropa besonders in der Zeit des Mittelalters.



Kohlgänsedistel: Blüte und Samen Junge Kohlgänsedistel



Kohlgänsedistel von oben

Die Blüte der Kohlgänsedistel


Ackerkratzdistel (Cirsium arvense)

Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Standort(e): Wegränder, Gartenwege, Beete, Felder, gern auch unter Büschen
weitere wichtige Merkmale:
* mehrjährig
* Höhe der Pflanze zwischen 30 cm und 150 cm
* Stängel mit zahlreichen grünen, gebuchteten Blättern
* Blätter recht weich und bläulich grün mit kleinen Spitzen
* Stacheln bis zu 5 mm lang, auf der Oberseite keine
* Wurzeltiefe bis ca. 3 m, auch kleinste Stücke der Wurzeln treiben weiter aus
* rötliche bis violette Blütenfarbe
* Blütezeiten von Juni bis August
* Fruchtkrone fedrig, leichte und weite Verbreitung des Samens durch den Wind möglich
* Nektar ist für viele Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage
* Selbstbestäubung ist durch die zwittrigen Blüten auch möglich



Blühende Ackerkratzdistel Junge Ackerkratzdistel

Junge Ackerkratzdistel

Ackerkratzdistel am Zaun


Die Ackerkratzdistel begegnet uns mit einem großen Reichtum von Arten, die sich dem jeweiligen Standort anpassten. Die Unterscheidung und Abgrenzung ist nicht immer leicht. Diese steht ebenso nicht im Blickfeld dieses Beitrages, wie die oftmals aus den Ländern des Mittelmeerraumes „eingewanderten“ besonderen Distelarten.

Unterrichtsideen

Die Schönheiten der Natur - ob der klare Morgen in den Bergen bei Nacht, die fröhlich schnatternden Spatzen, der mit Raureif überzuckerte Baum, die dicke bunte Hummel auf einer lilafarbenen Blüte oder die so herrlich duftenden Erdbeeren - um nur einige zu nennen, haben immer die Fantasie, die Kreativität und die Neugier der Menschen angeregt.

Kinder sprechen darauf noch viel mehr schneller und intensiver an. Bei geschickter Lenkung entwickelt sich mehr und mehr das "Wissen wollen", ja das Wissen, welches hinter den Dingen steckt.

Diese Möglichkeiten sollten wir in der Mediengesellschaft, die oftmals mit Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit kombiniert ist, versuchen mehr und mehr zu nutzen. Durch das Untersuchen, Betrachten und Beobachten kommt eine große Portion Ruhe und Besonnenheit in den Alltag unserer Kinder.

Die nachfolgend vorgestellten Ideen können ab dem dritten bzw. vierten Schuljahr, unter Berücksichtigung des Entwicklungstandes der Kinder, in Teilen oder als Gesamtpaket genutzt werden.

Zum Dokumentieren der Arbeitsergebnisse empfiehlt sich der Einsatz des Heftchens:
„Mein Distelforscherheft“.
kostenloser Download

Es bietet sich an, die einzelnen Blätter des Heftes durch Klarsichthüllen zu schützen und sie dann in einen farbenfrohen Hefter oder schmaleren Aktenordner im A4 Format einzuheften. Die Haltbarkeit der selbst gestalteten schönen Materialien erhöht sich deutlich.

Aufbau und Erläuterungen des Distelforscherheftchens

Deckblatt
Kinder gestalten das Blatt selbstständig nach einem einführenden Unterrichtsgespräch oder einem Unterrichtsgang

Kraut oder Unkraut
* Betrachten von Beeten und Aufschreiben der Ergebnisse in die Übersicht. Anschließend kann ein Gespräch im Klassenverband stattfinden.

Steckbrief der Kohlgänsedistel
* Bearbeiten des Blattes, auch Partner- oder Gruppenarbeit (max. drei Kinder) bietet sich an

Steckbrief der Ackerkratzdistel
* Bearbeiten des Blattes, auch Partner- oder Gruppenarbeit bietet sich an

Das Experimentieren mit den Blüten
* Wahl der Blüte einer Distelart- Alternative: Blüten von je einer Art * Untersuchen in Einzel- Partner- oder Gruppenarbeit

Spaß mit Schirmfliegern
* Früchte der Ackerkratzdistel wählen

Die Entwicklung der Distel
* Beobachtungsaufgabe langfristig planen * Partner- oder Gruppenarbeit am günstigsten

Raum für weitere Beobachtungen
* Dieses zusätzliche Blatt bietet den Kindern die Möglichkeit, dass sie alle ihre weiteren Beobachtungen und Entdeckungen aufschreiben können.

Gepresste Distel
* Herbarisieren je einer Distel



Hinweis:
Vor dem Ausdrucken ist es günstig, alle Aufträge zum Malen (z. B. Male oder klebe…) zu löschen.

Nach einem auswertenden abschließenden Unterrichtsgespräch können die schönsten Heftchen, Collagen, o. ä. in einer Ausstellung gezeigt werden.

Benötigte zusätzliche Materialien
* Lupe
* Gartenschere
* ggf. stabile Handschuhe (Z. B. Rosenhandschuhe)
* Skizzen- bzw. Schreibblock
* Klemmbrett
* Bleistifte
* Bestimmungsbücher
* ggf. Kamera

Der Letzte Tipp
Die Anfertigen einer Collage von verschiedenen Teilen der Distelblüten, dabei können auch alle anderen Teile der Pflanze Verwendung finden.

Weiterführende Links

www.gartendatenbank.de/kategorie/disteln

www.ulmer.de/Themen/Zitate-aus-der-Bibel/..

www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/..
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Themen:
Feldpflanzen
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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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