Bewusstsein schaffen für Fair Trade

Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer
Wir Deutschen kaufen gerne billig ein. An den Aufwand, den die Produktion der konsumierten Waren verursacht, denken wir dabei selten. Und wir beschäftigen uns kaum damit, wer diese Produkte herstellt, welche Produktionsschritte dabei durchlaufen werden oder auf welchem Weg die Ware in zu uns gelangt.
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Wir Deutschen kaufen gerne billig ein. An den Aufwand, den die Produktion der konsumierten Waren verursacht, denken wir dabei selten.
Und wir beschäftigen uns kaum damit, wer diese Produkte herstellt, welche Produktionsschritte dabei durchlaufen werden oder auf welchem Weg die Ware in zu uns gelangt. Doch wie können wir mit mehr Bewusstsein einkaufen und dabei gleichzeitig die Welt ein klein wenig verbessern?

Was ist Fair Trade?

Fair Trade ist eine Partnerschaft zwischen Händlern, die nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Bedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für Produzenten und Arbeiter will Fair Trade eine nachhaltige Entwicklung weltweit unterstützen.

Fair Trade zeichnet sich aus durch Respekt gegenüber den Produzenten und Transparenz der Geschäftsbeziehungen. Aber Fair Trade ist auch eine Botschaft an den konventionellen internationalen Handels, Normen und Verhaltensweisen, die meist nur von Gewinnstreben gekennzeichnet sind, neu zu überdenken. Die Ziele von Fair Trade sind:
  • Kooperation mit Produzenten und Arbeitern mit der Absicht, deren Sicherheit und Autarkie zu verbessern.
  • Produzenten und Arbeiter im Rahmen ihrer eigenen Organisationen zu stärken.
  • Bewusstseinsbildung und aktive Maßnahmen auf dem Weg zu mehr globaler Gerechtigkeit.


Fair Trade für mehr soziale Gerechtigkeit

Fair Trade kann wesentlich dazu beitragen, die Armut zu lindern und die Existenz der Produzenten zu sichern durch die Bezahlung fairer Preise, die - unabhängig von den Schwankungen der Weltmarktpreise - die Produktionskosten decken. Das bedeutet nicht nur unterm Strich mehr soziale Gerechtigkeit, sondern meist auch eine umweltverträgliche Produktion:
    So dürfen zum Beispiel bestimmte umweltschädigende Pestizide gemäß der Handelsbedingungen nicht eingesetzt werden. Ökologische Landwirtschaft ist zwar nicht zwingend vorgeschrieben, wird jedoch im Rahmen verschiedener Projekte gefördert. Es wird auch gewährleistet, dass das Arbeitsumfeld muss sicher und gesundheitsverträglich ist.

    Ausbeutung, Kinder- und Sklavenarbeit ist grundsätzlich verboten.

    Auch die Freiheit der Arbeiter, eine Gewerkschaft zu gründen, darf nicht beschnitten werden. Und es wird darauf geachtet, dass Frauen, die in vielen Ländern nach wie vor benachteiligt werden, eine angemessene Entlohnung erhalten.

    Fair Trade am Beispiel Kakao

    Ein großer Teil unserer Kakaoproduktion stammt aus Ghana oder von der Elfenbeinküste. Auf den Kakaoplantagen vor Ort arbeiten nach Informationen der ILO (Internationale Arbeiter Organisation) und anderer Organisationen zahlreiche Kinder- viele davon gerade erst zehn Jahre alt - als Sklaven, sieben Tage in der Woche, 15 Stunden täglich.

    Hersteller, die nach Fairtrade-Standards produzieren, garantieren dafür, dass ihre Produkte zum Beispiel nicht durch illegale Kinderarbeit hergestellt werden. Sie bieten den Kleinbauern einen festen Mindestpreis für ihre Produkte an, damit diese nicht mehr auf Zuarbeit durch ihre Kinder angewiesen sind. Die Bauern erhalten außerdem eine Fairtrade-Prämie, die für die Finanzierung von Gemeinschaftsprojekten verwendet wird - zum Beispiel den Bau von Schulen.

    Die Einhaltung des Fairen Handels wird durch verschiedene Verfahren kontrolliert. Beim Fairtrade-Siegel zum Beispiel kann man sich darauf verlassen, dass die Organisation FLO-CERT die internationalen Qualitätsnormen in einem strengen Kontrollverfahren überprüft.

    Billig oder fair - wir haben die Wahl

    Fair gehandelte Produkte haben derzeit nur einen Anteil von unter einem Prozent auf dem Weltmarkt. Experten vertreten die Ansicht, dass der Anteil auf bis zu 20 Prozent gesteigert werden könnte, wenn sich das Konsumentenverhalten deutlich ändern würde.

    Der Umsatz mit Fairtrade-Produkten wächst seit 2004 kontinuierlich. Im Jahr 2010 kauften die Verbraucher bereits 27 Prozent mehr Fairtrade-zertifizierte Produkte als im Vorjahr.

    Besonders groß ist der Zuwachs zum Beispiel bei Eiscreme. Eis und Schokolade sind Luxusgüter – wir sollten uns diesen Genuss gönnen, aber nicht auf Kosten der Lebensqualität anderer. Fairtrade-Schokolade kostet fast dreimal so viel wie eine Tafel Schokolade im Supermarkt mit knapp 50 Cent – den Preis für den kleinen Unterschied bezahlen die Kinder in Ghana.

    Links

    Fairtrade Deutschland
    http://www.fairtrade-deutschland.de/index.php

    Fairtrade-Award 2012
    http://www.fairtrade-deutschland.de/mitmachen/aktionen-von-transfair/fairtrade-award/

    Fairtrade Labelling Organization
    http://www.flo-cert.net/flo-cert/

    Weltladen macht Schule – ein Schulprojekt des Weltladens Reutlingen
    http://schulprogramm.weltladen-reutlingen.de/
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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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