Internetkriminalität – Risiken und Prävention

Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer
Zu den häufigsten Delikten im Internet gehören Betrug, Sabotage und Softwarepiraterie. Aber auch bei der Verbreitung von pornographischen und Gewalt verherrlichenden Schriften weist das Internet eine traurige Bilanz aus. Vor diesem Hintergrund gewinnt gerade die Sensibilisierung minderjähriger Internetnutzer zunehmend an Bedeutung.
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Zu den häufigsten Delikten im Internet gehören Betrug, Sabotage und Softwarepiraterie. Neben der Wirtschaftskriminalität gewinnt jedoch auch der Bereich der organisierten Kriminalität wie zum Beispiel beim Rauschgifthandel und Geldwäsche immer mehr an Bedeutung. Aber auch beim sexuellen Missbrauch von Kindern und der Verbreitung von pornographischen und Gewalt verherrlichenden Schriften weist das Internet eine traurige Bilanz aus. Vor diesem Hintergrund gewinnt gerade die Sensibilisierung minderjähriger Internetnutzer im Hinblick auf reale Bedrohungen aus dem Netz zunehmend an Bedeutung.

Medienkompetenz – wichtiger denn je

Medienkompetenz genießt in der Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Kinder und Jugendliche sollten möglichst frühzeitig für den Umgang mit Computer, Internet und mobilen Endgeräten fit gemacht werden. Das Kapitel der Sicherheit im Umgang mit den Medien wird dabei gerne vernachlässigt.

Doch Medienkompetenz hat weit mehr als nur eine Dimension. Sie umfasst neben Fertigkeiten, die das technische Knowhow im Umgang mit dem jeweiligen Medium betreffen, die Fähigkeit der sinnvollen Auswahl und realistischen Bewertung der Inhalte und darüber hinaus gehend eben auch den aktiven (Selbst)Schutz vor den damit verbundenen Risiken. Wer aktiv mit Medien umgeht und sie nicht nur zur Kommunikation einsetzt, sondern im besten Falle auch selbst gestaltet, verfügt in aller Regel über ein fundiertes Wissen darüber, wie Medien-Inhalte zu beurteilen sind, welche Konsequenzen die Verbreitung persönlicher Daten und Bilder haben kann und wie man mit konkreten Gefährdungssituationen besser umgehen kann.

Risikopotenziale

Die Massenmedien verbreiten regelmäßig Hysterie bezüglich der Sicherheitslücken gängiger Betriebssysteme, doch die Datenübertragung im Internet ist weitaus sicherer als häufig unterstellt wird. Reale Bedrohungen lauern meist dort, wo man sie zunächst nicht vermuten würde, zum Beispiel bei Downloads oder E-Mail-Anhängen. Diese mögen auf den ersten Blick seriös und harmlos erscheinen, können jedoch den Computer mit Schadsoftware infizieren.

Eine weitere Form der Internetkriminalität, von der vor allem soziale Netzwerke betroffen sind und die inzwischen zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, ist das Cybermobbing. Hier nutzen die Täter des Internet, um ihre Opfer bloßzustellen und zu drangsalieren. Die vermeintliche Anonymität im Internet setzt ihre Hemmschwelle herab, der Übergang von Spaß zur Gewalt ist dabei häufig fließend. Fortgesetzte Beleidigungen und Schikanen erfolgen meist ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Auch müssen die Täter keinen unmittelbaren Kontakt zum Opfer fürchten und genießen zudem oft die Aufmerksamkeit eines großen Publikums in den entsprechenden Plattformen. Nicht selten werden sie zusätzlich durch Kommentare anderer Teilnehmer ermutigt und angeheizt.

Aktive Präventionsstrategien

Die Liste der möglichen Risiken ließe sich beliebig fortsetzen. Kindern und Jugendlichen sind diese Bedrohungspotenziale häufig nicht bewusst. Sie begeben sich daher häufig allzu leichtfertig und vertrauensvoll in Gefahr. Deswegen liegt die Hauptaufgabe der Eltern und Pädagogen nach wie vor bei der Bewusstmachung kritischer Situationen im Internet. Im Gegensatz zu aktiven Strategien der Prävention bewähren sich passive Sicherheitsroutinen, die von gewerblichen Anbietern angepriesen werden wie zum Beispiel Ratingsysteme nicht. Ratingsysteme bewerten Web-Inhalte nach verschiedenen Kriterien wie zum Beispiel im Hinblick auf sexualisierten Kontext und Gewalt. Sie werden von den meisten Browser unterstützt und ermöglichen so eine altersgerechte Auswahl von Web-Seiten. Die notwendigen Einstellungen müssen jedoch von Eltern oder Erziehern vorgenommen und vor allem regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, was sich zumeist in der täglichen Praxis als all zu aufwändig erweist. Von „Überwachungsprogrammen“, die den Aktivitäten der jugendlichen Nutzer hinterher spionieren, ist sogar gänzlich abzuraten, da sie das Vertrauensverhältnis zwischen der Heranwachsenden und ihren Bezugspersonen zerstören – ein kostbares Gut, auf das Eltern und Erzieher im Zweifelsfall dringend angewiesen sind.

Konkrete Hilfestellungen

Es kann angesichts von gehäuft auftretenden Straftaten, die im Zusammenhang Internetaktivitäten stehen, nicht oft genug wiederholt werden, dass persönliche Daten wie Name, Adresse, Telefonnummer und Bankverbindung auf gar keinen Fall weitergegeben werden dürfen. Auch Fotografien oder Filme, die persönlicher Natur sind, sollten unter keinen Umständen verbreitet werden. Die Sicherheit von Passwörtern muss stets gewährleistet sein. Downloads und E-Mail-Anhänge sollten niemals geöffnet werden, wenn sie nicht nachweislich von Freunden oder seriösen Anbietern stammen.

Ein aktuelles Antivirenprogramm gehört zur Grundausstattung eines PCs und auch Wechseldatenträger wie USB-Sticks etc. müssen vor dem Aktivieren der Daten routinemäßig überprüft werden. Besondere Vorsicht ist insbesondere dann geboten, wenn Kinder sich online verabreden. Eltern sollten über den Aufenthaltsort und die Kontakte ihrer Kinder stets informiert sein. Deren Bewusstsein sollte aber auch dahin gehend geschärft werden, dass sie bei allen ungewöhnlichen Vorkommnissen im Zusammenhang mit ihren Internet-Aktivitäten umgehend das Gespräch mit erwachsenen Vertrauenspersonen suchen oder sich zumindest an Freunde und entsprechende Beratungs-Stellen im Internet wenden.

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Themen:
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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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