Nach der Schule ins Ausland – Modelle und Möglichkeiten (Teil 1)

Entwicklung und Erziehung
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Lisa unterrichtet Deutsch an einer Schule in Bolivien, David hilft in einem Altersheim in Frankreich, Nils und Matthias jobben in Australien und Lena arbeitet als Au Pair in den USA. Nach der Schule für ein Jahr ins Ausland zu gehen, darin sehen viele Schulabgänger eine reizvolle Alternative zum sofortigen Start in Ausbildung oder Studium.
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Teil 1: Freiwilligendienste Lisa unterrichtet Deutsch an einer Schule in Bolivien, David hilft in einem Altersheim in Frankreich, Nils und Matthias jobben in Australien und Lena arbeitet als Au Pair in den USA. Nach der Schule für ein Jahr ins Ausland zu gehen, darin sehen viele Schulabgänger eine reizvolle Alternative zum sofortigen Start in Ausbildung oder Studium. Die Auszeit im Ausland bietet viele Vorteile, etwa
  • die Welt kennenzulernen,
  • neue Menschen und andere Lebensweisen zu entdecken,
  • Sprachkenntnisse zu erwerben oder aufzupolieren,
  • selbständig zu werden,
  • die eigene Zukunftsplanung überdenken,
  • Erfahrungen in dem Bereich zu sammeln, in dem man später arbeiten möchte,
  • oder einfach mal etwas ganz anderes zu erleben.

Einen Auslandsaufenthalt muss niemand ganz allein organisieren – eine Vielzahl von Organisationen steht bereit, um reisefreudige Jugendliche ins Ausland zu vermitteln. Voraussetzung für die Teilnahme an den unterschiedlichen Programmen ist ein gewisses Mindestalter (in der Regel 16 oder 18 Jahre) und die Beendigung der Schulpflicht. Einige Angebote stehen allerdings nur Abiturienten oder Teilnehmern mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung offen.

Unterscheiden lassen sich grundsätzlich zwei Varianten:
Die Teilnahme an einem Freiwilligendienst oder ein Auslandsjob. Was im Einzelfall die beste Lösung ist, hängt immer von der Persönlichkeit ab. Wer abenteuerlustig und spontan ist, wird sich vielleicht beim Work & Travel wohlfühlen. Wem feste Strukturen und ein Netzwerk lieber sind, kann als Au Pair in einer Gastfamilie arbeiten oder bei einem organisierten Freiwilligendienst Auslandserfahrung sammeln. Freiwilligendienste Wer sich in einem Freiwilligendienst engagieren möchte, kann zwischen der Arbeit in einer gemeinnützigen Organisation, in einem ökologischen, kulturellen oder sozialen Projekt wählen. Allen gemeinsam ist, dass die Arbeit nicht bezahlt wird, sondern ehrenamtlich erfolgt. Die Aufenthaltsdauer schwankt je nach Programm zwischen sechs und maximal 24 Monaten.

Zum Nulltarif ist der Freiwilligendienst leider nicht zu haben. Bei den geförderten Diensten wie Freiwilliges Soziales Jahr, Europäischer Freiwilligendienst u. a. werden zwar Reisekosten, Versicherung und ein Taschengeld übernommen, doch fallen in der Regel noch Zusatzkosten an. Auch sind die verfügbaren Plätze hier begrenzt und die Anzahl der Bewerber übersteigt die Menge der angebotenen Stellen um einiges. Bei den nicht geförderten Diensten tagen die Teilnehmer alle entstehenden Kosten, haben dafür aber auch größere Chancen, im Wunschprojekt unterzukommen.

Das sind die wichtigsten Möglichkeiten für Freiwilligendienste:

1. Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) / Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Ausland
2. Europäischer Freiwilligendienst
3. Internationaler Jugendfreiwilligendienstest (IJFD)
4. kulturweit
5. weltwärts
6. Der andere Dienst im Ausland (ADiA)
7. Workcamps


1. Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) / Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)

Das FSJ ähnelt dem ehemaligen Zivildienst und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend organisiert. Gearbeitet wird in einem sozialen Projekt (z.B. mit Kindern, alten Menschen, Behinderten) bzw. beim FÖJ in einem ökologischen Projekt, die Aufenthaltsdauer beträgt sechs bis 18 Monate. Allerdings stehen im Ausland nur wenige Plätze zur Verfügung.

Voraussetzungen: 16 bis 27 Jahre
Kosten: Wird durch das Bundesministerium gefördert mit Unterstützung für Versicherung, Taschengeld und Seminartage, Unterkunft und Verpflegung wird in der Regel gestellt. Reisekosten trägt der Teilnehmer, auch entstehen meist höhere Kosten, als übernommen werden, diese Differenz muss ebenfalls selbst getragen werden, z.B. durch einen Spenderkreis. Bei Aufenthalten in Europa ist eine Förderung durch die EU möglich.
Bewerbungsfrist? Ein Jahr im Voraus
Mehr Informationen: www.pro-fsj.de, www.bundes-freiwilligendienst.de


2. Europäischer Freiwilligendienst (EFD)

Im EFD können sich Jugendliche in ökologischen, sozialen und kulturellen Projekten (Kinderheim, Nationalpark, Flüchtlingsprojekt etc.) ehrenamtlich in Europa engagieren. Wird gefördert über das EU-Programm „Jugend in Aktion“, die Dauer beträgt zwischen zwei und zwölf Monaten.

Voraussetzungen: Volljährigkeit (einige Projekte schon ab 16 Jahre), bis 30 Jahre
Kosten: Die Reisekosten werden fast komplett übernommen, dazu Taschengeld, Verpflegung, Unterkunft, Sprachkurs und Versicherung.
Bewerbungsfrist: Mindestens 8 Monate vorher
Mehr Informationen: www.go4europe.de


3. Internationaler Jugendfreiwilligendienstest (IJFD)

Im Rahmen des IJFD können Jugendliche in verschiedenen Arbeitsbereichen und weltweit tätig werden, überwiegend in europäischen Ländern und in Nordamerika. Zurzeit bieten ca. 80 Organisationen Plätze im IJFD an, gefördert wird das Programm vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Programmdauer beträgt zwischen 6 und achtzehn Monaten.

Voraussetzungen: Schulpflicht erfüllt, 18 bis 27 Jahre
Kosten: wie beim EFD
Bewerbungsfrist: frühzeitig
Mehr Informationen: www.bmfsfj.de


4. kulturweit

Beim Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes engagieren sich junge Leute in der ausländischen Kultur- und Bildungspolitik (z.B. Goethe-Institut, Schulen etc.). Im Programm sind Tätigkeiten in allen sogenannten Entwicklungsländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, im Nahen Osten sowie in Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas und GUS. Damit sollen interkulturelle Kompetenz gesammelt und die internationale Zusammenarbeit unterstützt werden. Die Dauer beträgt 6 bis 12 Monate.

Voraussetzungen: 18 bis 26 Jahre, Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung
Kosten: Taschengeld, Zuschuss zu Unterkunft und Verpflegung, Versicherung, Zuschuss zu den Reisekosten, pädagogische Betreuung wird übernommen. Die übrigen Kosten tragen die Teilnehmer.
Bewerbungsfrist: Ein Jahr im Voraus
Weitere Informationen: www.kulturweit.de


5. weltwärts

weltwärts ist ein Freiwilligendienst, bei dem in entwicklungspolitisch relevanten Einsatzbereichen in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa gearbeitet wird (z.B. Schutz des Regenwaldes, Ackerbau in Vietnam, Solarenergie in Burkina Faso etc.). Das Programm wird von ca. 200 verschiedenen Entsendeorganisationen umgesetzt und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziell gefördert. Die Arbeitsdauer beträgt sechs bis 24 Monate.

Voraussetzungen: 18 bis 28 Jahre, von Teilnehmern wird erwartet, dass sie sich schon im Vorfeld für ihre Entsendeorganisation engagieren.
Kosten: Reisekosten Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung, Versicherung und Seminare werden übernommen.
Bewerbungsfrist: frühzeitig
Mehr Informationen: www.weltwaerts.de


6. Der andere Dienst im Ausland (ADiA)

Der ADiA war ursprünglich eine Alternative zum Wehrdienst. Obwohl dieser seit 2011 nicht mehr existiert, kann über den ADiA nach wie vor im Ausland ehrenamtlich gearbeitet werden. Allein 2011 taten das rund 2.000 Teilnehmer, ihre Aufgaben ähneln denen des Zivildienstes. Der ADiA kann in allen Staaten der EU geleistet werden, Stellen gibt es auch in Australien, Südafrika, China oder Kanada. Die Dauer beträgt 8 bis 24 Monate.

Voraussetzungen: Beendigung der Schulpflicht, 18 bis 23 Jahre
Kosten: Je nach Trägerorganisation unterschiedlich, meist müssen die Teilnehmer aber den Großteil der anfallenden Kosten selbst tragen.
Mehr Informationen: www.bundes-freiwilligendienst.de/ausland/adia-anderer-dienst-im-ausland.html


7. Workcamps

Workcamps gehören ebenfalls in die Reihe der Freiwilligendienste, umfassen aber eine kürzere Arbeitszeit. Ein Aufenthalt dauert in der Regel zwei bis sechs Wochen, kann aber auch bis zu drei Monate ausgeweitet werden und findet meist in den Sommermonaten zwischen Mai und September statt. Im Workcamp arbeiten 10 bis 20 Jugendliche an sozialen, kulturellen, ökologischen oder gesellschaftlichen Projekten auf der ganzen Welt, organisiert werden die Aufenthalte von einer meist gemeinnützigen Entsendeorganisationen in Deutschland wie AFS, DJiA Diakonie u.v.m.

Voraussetzungen: Englischkenntnisse, Alter in der Regel 18 bis 35 Jahre
Kosten: Die Unterkunft und Verpflegung wird gestellt, weitere Kosten trägt in der Regel der Teilnehmer, teilweise auch die Entsendeorganisation.
Bewerbung: unterschiedlich
Weitere Informationen: www.freiwilligenarbeit.de


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