„Wann sind wir endlich da?“ – Tipps für (lange) Autofahrten

Entwicklung und Erziehung
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von Manon Sander
Lange Autofahrten sind für Kinder besonders anstrengend. Oft heißt es schon kurz nach dem Start: "Wann sind wir endlich da?" oder "Mir ist langweilig". Mit entsprechender Planung vor Antritt der Reise lässt sich manche Krise auf der Straße umfahren.
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Viele Eltern schränken ihren Bewegungsradius ziemlich ein, sobald der Nachwuchs da ist. Andere planen eine längere Fahrt in vielen kleinen Etappen und wieder andere erfreuen sich während der Reise einer nahezu unendlichen Diskussion um Kleinigkeiten, z. B. der ständigen Nachfrage, wann man denn nun endlich da sei oder über die Anzahl der Toiletten-Pausen. Aber wie ist es richtig?

Richtige Sitze und Kleidung

Es wird leider immer wieder festgestellt, dass Kindersitze nicht richtig eingebaut sind, dass sie zu klein, zu groß sind oder eben nicht mehr den neusten Sicherheitsstandards entsprechen. Es hilft daher regelmäßig zu schauen, ob das Kind noch in den Sitz passt und auch die Gewichtsklasse entsprechend ist. Wer sich unklar ist, sollte bei einem örtlichen Händler nachfragen. Das gilt auch für den Einbau des Sitzes im Fahrzeug. Auch hier passieren immer wieder gravierende Fehler. Kinder sollten immer hinten im Auto sitzen. Dabei muss unbedingt bei kleineren Kinder darauf geachtet werden, dass die Kindersicherungen an den hinteren Türen eingelegt und die Scheibenöffner deaktiviert sind.
Aber auch die Kleidung kann ein Sicherheitsrisiko darstellen. Gerade im Winter werden die Kinder oft dick eingepackt. In diesem Fall müssen die Sicherheitsgurte weiter eingestellt werden und im Falle eines Unfalls ist der nötige Schutz nicht vorhanden. Außerdem schwitzen Kinder sehr schnell im Auto, wenn es erwärmt wird. Es ist daher sinnvoller die Kinder leicht bekleidet in das Auto zu setzen, sie anzuschnallen und dann schnell zuzudecken. Eine leichte Decke und eine etwas dickere können gegen die Kälte helfen und eventuell ausgetauscht werden.
Bei größeren Kindern sollte der Fußraum nur soweit zugebaut werden, dass die Kinder ihre Füße bequem abstellen können, denn eingeengt sitzt niemand gern.

Packen

Kinder können beim Packen des Autos mithelfen. Kleinere Kinder können helfen, ihren Platz einzurichten, indem sie sich ihre Decke und das Kuscheltier zurechtlegen. Größere Kinder können schon ein paar Sachen mit zum Auto tragen. In Reichweite sollten immer Essen und Getränke, Wickelutensilien, Wechselkleidung und eine Plastiktüte liegen. Hier kann der Abfall gesammelt werden und falls einem Kind schlecht werden sollte, ist die Tüte auch schnell griffbereit.

Pausen

Egal in welchem Alter sich die Kinder befinden, Pausen - mit ein wenig Bewegung - sollten immer eingeplant werden. Bei trockenem Wetter ist das überhaupt kein Problem, doch bei Regen, Schnee oder klirrender Kälte macht das wenig Spaß. Trotzdem sollte spätestens alle drei bis vier Stunden eine Pause eingelegt werden. Das tut dem Fahrer ebenso gut, wie den Fahrgästen. Viele Autobahnraststätten haben inzwischen auch Spielräume für Kinder, die man bei schlechtem Wetter aufsuchen kann.

Nachts oder am Tag

Es gibt viele Familien, die schwören darauf, in der Nacht zu fahren. Hier müssen viel weniger Pausen gemacht werden, da die Kinder meistens schlafen. Aber es birgt auch viel mehr Risiken. Wer ein Auto durch die Nacht fährt, in dem alle Insassen schlafen, wird selbst schnell müde. Das Fahren in der Nacht strengt viel mehr an, die Augen ermüden und der ganze Körper ist einfach auf Schlaf eingestellt. Gerade Fahrer, die sonst nicht so lange Strecken gewohnt sind, überschätzen sich leicht. Eher sollte man an sich und an seinen eigenen Rhythmus denken. Wer gern früh aufsteht, sollte früh losfahren und wer lieber abends lange wach bleibt, der kann abends ein paar Stunden dranhängen. Beachtet werden sollte aber auch, dass ein schlafendes Kind am Zielort ziemlich wach sein kann und die Fahrer lieber entspannen möchten.

Wie lange darf die Fahrt dauern?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Kinder, die können sich mehrere Stunden super allein beschäftigen und andere schreien, sobald sie nur im Auto sitzen. Manche Kinder schlafen ein, sobald der Schlüssel umgedreht ist und andere können es nicht abwarten endlich anzukommen und fragen alle paar Minuten nach, wann denn das Ziel endlich erreicht wird. Es ist einfach eine individuelle Entscheidung, die auf eigene Erfahrungen beruht. Die Frage, die sicherlich alle Eltern kennen, lautet: „Wann sind wir endlich da?“ Ein guter Trick ist es zu sagen, dass man eine Abkürzung fährt. Das hilft oft und ist eigentlich nicht gelogen, denn es gibt schließlich auch weitere Wege.

Spiele und Zeitvertreib

Für Kinder muss es Unterhaltung im Auto geben. Unterhaltungen sind je nach Alter unterschiedlich. Ein Baby braucht ein wenig Aufmerksamkeit, etwas, das es in den Händen halten kann und vielleicht leise Geräusche macht. Ein Kleinkind möchte ein Buch anschauen, Musik hören, Fingerspiele machen, nach draußen schauen und etwas entdecken. Vorschulkinder sind sehr lernbegierig, sie freuen sich darüber, wenn sie etwas Neues entdecken. Nummernschilder anderer Autos bieten eine Menge Potenzial für tolle Spiele. Wer findet die meisten Schilder auf denen ein „A“ oder „E“ zu sehen ist. Wer sieht ein Nummernschild, auf dem die Ziffer „1“ zu finden ist? Wer entdeckt zuerst zehn gelbe Autos? Mit Grundschulkindern können Wörter und Sätze aus den Buchstaben der Kennzeichen gebildet werden. Das geht natürlich alles nur eine begrenzte Zeit. Bücher zu lesen ist im Auto häufig mühsam und vielen Personen wird dabei schlecht. Gleiches gilt für Spiele auf kleinen Konsolen, dem Handy oder einem Tablet. Viel besser sind da Hörspiele. Toll sind vor der Fahrt ausgesuchte Hörspiele, die nur für diese Fahrt gekauft oder geladen wurden und dann angehört werden. Wenn nicht alle mithören möchten, sind Kopfhörer eine gute Alternative. Auch wenn heute die meisten Autos über ein Navigationssystem verfügen, so ist es dennoch ratsam, mit älteren Kindern gemeinsam die Fahrtstrecke anzuschauen. Zwischendurch kann geschaut werden, wo man sich befindet, wie weit es noch bis zum Ziel ist und wo die Strecke entlang führt.

Essen und Getränke

Häufig ernähren sich Kinder während einer Autofahrt nur von Süßigkeiten. Das ist nicht gesund und die Kinder werden sehr schnell durstig. Wer viel trinkt, muss aber auch oft auf die Toilette. Natürlich ist Flüssigkeit wichtig, aber zu viel muss es auch nicht sein. Daher sind vorbereitete Snacks viel besser. Gurken und Paprikastückchen, frisches Obst und fertige Brote mit dem Lieblingsbelag sind die bessere Alternative. Wer keine Zeit vor der Abfahrt hat, kann auch fertig geschmierte Brötchen kaufen. Vorbestellt sind sie direkt beim Bäcker zur Abholung fertig und es kostet kaum Zeit. Trinken ist sehr schwierig im Auto. Beim Bremsen oder kurvenreicher Strecke kann schnell etwas verschüttet werden. Kleinkinder und Säuglinge haben Trinkflaschen. Bitte niemals Babys im Sitz ein Fläschchen geben. Größere Kinder sollten ebenfalls Getränke aus Trinkflaschen bekommen. Strohhalme sind ungeeignet, denn Kinder können sich damit verletzen. Trinkflaschen haben außerdem den Vorteil, dass sie nach dem Trinken wieder fest verschlossen werden können. Als Getränke eignen sich Wasser, Tee oder Schorlen.

Stau

Gerade zu Ferienzeiten sind Staus einfach nicht zu umgehen. Wer frühzeitig weiß, wo ein Stau ist, kann ihn umfahren – allerdings sind oft auch die Umleitungen genauso überfüllt wie die eigentlichen Straßen. Manchmal hilft eine ausgedehnte Pause – vor allem aber viel Geduld und Humor. Denn Stress hilft in einer solchen Situation niemandem. Vielleicht sind ja die Kinderhörspiele doch nicht so blöd oder es wird gemeinsam gesungen oder Ratespiele gemacht.

Am Ziel

Je nachdem, ob die Kinder nun geschlafen haben oder nach einer langen Fahrt müde sind - es muss entweder ein Bett bereitstehen oder die Möglichkeit zum Toben gegeben sein. Jüngere Kinder schlafen natürlich auch im Kinderwagen oder im Sportwagen, wenn sie das gewohnt sind. In das Bett am Zielort gehört auch die eigene Decke, selbst wenn diese ein paar Flecken hat, sollte sie nach der Fahrt nicht gleich in der Maschine landen – die erste Nacht hält sie schon noch aus.
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Über den Autor/die Autorin
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Manon Sander ist Mutter von 6 Kindern und außerdem Autorin für Fach- und Kinderbücher.

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